Die große Schleife…

Heute ist Montag, der 8. Juni 2020 und bevor wir es geschafft haben, unseren Blog mit einem neuen Beitrag zu aktualisieren, ist sehr viel passiert.

Um nicht alles vorweg zu nehmen, sondern nur das, was allgemein in den USA im Moment im Mittelpunkt steht und uns „nur“ theoretisch betrifft, ist schon so „explosiv“ dass wir nicht mehr nur reisen können, sondern immer wieder hinschauen müssen, auch und gerade weil es uns im Verhältnis zu den vom Rassismus gebeutelten Menschen in den USA so gut geht!

Er, der Rassismus, sagte Will Smith in einer Late Night Show letzte Woche (sinngemäß übersetzt) „ist nicht schlimmer geworden, sondern er wird gefilmt“!

Und was da immer wieder und gerade jetzt wieder gefilmt wurde, dafür fehlen uns, auch uns schützend, fast die Worte….

„Black Lives Matter“

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Als Erstes…

eine abschließende Bemerkung zu unseren unfreiwilligen Sesshaftigkeitszeiten wegen Covid-19 im März und April dieses Jahres:

Die im letzten Beitrag mit dem ambitionierten Titel „Vogelfrei“ aufgezählten „Zeittotschlag“-Beschäftigungen im Rahmen unserer „PAARantäne“, einem Begriff und dessen Inhalt ich aus einem der Artikel aus „Spiegel online“ geklaut habe und nach den insgesamt nun fast neun Wochen oder mehr als zwei Monaten, geschieht etwas für uns zumindest im Moment völlig Neues, etwas sehr Erleichterndes!

Mittwoch, 13. – Donnerstag, 21. Mai 2020

Endlich: Wir reisen scheinbar endlos weiter…

Nicht irgendwie durch kleine gemütliche Holzhütten-Dörfer oder die uns inzwischen hinlänglich bekannten traditionellen Westernszenerien, sondern durch für uns unvorstellbar große, fast menschenleere Landschaften!

Hunderte von Kilometern fahren wir an scheinbar dimensionslosen Ranches vorbei. Sie machen sich für uns nur durch einen Eingang mit schwerem Gatter und einem eisernen Namensschild bemerkbar.
Ansonsten nur Strommasten, Gras, Steine und Zäune ins Nirgendwo…

Sich abwechselnd mit wüstenähnlichen, steppigen und steinigen Regionen bleiben wir dabei auf ein und derselben Straße, dem Hwy 285 nach Norden, um nach ungefähr 160 Kilometern an der ersten Kreuzung bei Vaughn links (also nach Westen) abzubiegen.
Nicht zu vergessen, die ganze riesige Gegend, von der wir hier sprechen, liegt durchgängig zwischen 1500 und 2000 m Höhe über NN!

Auf einmal tauchen zwei Männer auf, die sich über den Highway hinweg unterhalten. Jedenfalls machen sie den Eindruck…
Es sind jedoch nur zwei alltäglich typisch westernmäßig gekleidete übergroße Skulpturen, die uns eine Abwechslung bieten.

Auch eine parallel zur Straße verlaufende Eisenbahnlinie mit eher mehr als 100 Güterwaggons bedeutet hier schon: Wir sind nicht allein!

Nach weiteren fast 100 Kilometern bei Clines Corner, einem gottverlassenen Nest mitten in der Pampa, beginnt für uns eine neue Zielorientierung.
Für eine direkte Route Richtung Santa Fe NM im Norden und anschließend noch weiter nach Colorado, ist es wegen der Corona Einschränkungen (geschlossene Campingplätze, State Parks, Läden) noch zu früh.

Wir entscheiden uns für eine „Schleife“ von „nur“ 1135 km Umweg durch New Mexixo, Arizona nach Utah und wieder zurück nach New Mexico für unser Traumziel Monument Valley, auch wenn wir es nur vom Highway aus betrachten können. Eine Fahrt durch das Tal selbst ist wegen Covid-19 nicht möglich.

Mittwoch, 13. Mai         Happy Trails RV Campground, Moriaty NM

Wir kommen schon am frühen Nachmittag an. Die Hitze erschlägt uns fast und weil das Office nur von einem größeren Hund verwaltet wird, ist Vero schneller wieder draußen als ich gedacht habe. Der Mann erledigt das mal gerade!

Wie es sich herausstellt, werden wir nicht nur vom Hund überrascht!
Es handelt sich hier leider nur um einen „öddeligen“, sandigen und deshalb wenig einladenden Platz. Aber ist ja nur für eine Nacht.

Im Übrigen steht nebenan ein Motorhome, das eine typisch amerikanische Camping-Außenküche präsentiert… Kühlschrank, Fernseher, Mikrowelle, Spülbecken, alles Wichtige für eine schnelle „Ping“-Mahlzeit ist also an Bord.

Einerseits fahren wir auf der Interstate 40, andererseits und immer wenn es uns möglich ist auf der historischen Route 66,  die häufig parallel zur Interstate verläuft.

Donnerstag, 14. – Freitag, 15. Mai          Enchanted Trails RV Campground, Albuquerque NM

Die Deko am Campground passt perfekt und verweist unter anderem auf die Original-Kombination US-amerikanischen Campings mit Limousine und Wohnanhänger aus den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Eine Kombination, die damals in Deutschland noch kaum jemand kannte.

16. – 18. Mai         USA RV Park, Gallup NM

Obwohl wir uns in den nächsten Tagen tief in das riesige Reservat der Navajos (Navajo Nation Reservation) hinein begeben, bekommen wir wegen der Gefahr möglicher gegenseitiger Virus-Ansteckung keinen Zugang zu ihren Wohnsiedlungen und den eigentlich sehenswerten „indianischen“ Schmuckgeschäften.

Wenn sie die Touristen nicht haben, wie jetzt zu Corona Zeiten…

Zum ersten Mal bekommen wir eine Ahnung davon, wie es wohl im Monument Valley aussehen könnte…
Es begegnen uns die ersten riesigen ockerfarbenen, steinernen Überbleibsel von vor Jahrmillionen, die sich, weshalb auch immer, standhaft dagegen wehren, wie die sonstige Umgebung ringsherum von Wind und Wasser „platt gemacht“ zu werden.

Monumental. Gigantisch. Verwegen.

Sie wirken auf uns wie sich innerlich wehrende Überbleibsel einer für menschliche Gehirne unfassbar langsamen und alle fassbaren Zeitbegriffe übersteigenden Dimension…
Es bleibt uns nichts anderes übrig, als vorsichtig drum herum zu fahren.

Zwischendurch mal wieder auf der einsamen Route 66 direkt neben der vielbefahrenen Interstate und viel wichtiger mit dem Hinweis auf die kontinentale Wasserscheide zwischen Ost und West auf dem nordamerikanischen Kontinent.

Zug um Zug geht’s weiter…

Samstag, 16. – Sonntag, 17. Mai        USA RV Park, Gallup NM

Wer sich als RV Park fast „am Ende der Welt“ einen solch einmaligen Namen gibt, muss sich dessen auch würdig erweisen.

Es hat uns hier sehr gut gefallen. Rundherum ein guter Platz, vor allem, was in diesen Covid-19 Zeiten längst keine Selbstverständlichkeit ist, mal wieder einer mit geöffneter, sauberer Toilette und Dusche.

Montag, den 18. Mai

Unsere heutige Route führt uns von New Mexico nach Arizona zurück und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, landen wir noch am selben Tag in Utah...

Einige Zeitzeugen von vor Millionen von Jahren lassen wir hinter uns und andere haben wir noch vor uns!

Dass wir in dieser landschaftlich so attraktiven Gegend immer noch fast allein unterwegs sind, ist eigentlich nicht normal und darauf zurück zu führen, dass die umliegenden Staaten ihre Bewohner*innen aufgefordert haben zu Hause zu bleiben.

Uns soll es nicht stören. Wir lassen uns für unsere Entscheidung weiter zu reisen, gern auch einmal belohnen!

Montag, 18. – Dienstag, 21. Mai         Coral Sands RV Park, Bluff UT

Von hier aus sind es noch gute 70 Kilometer bis ins Monument Valley und unsere Planung, morgen früh dorthin einzutauchen, erweist sich als richtig.

Noch am Abend kurz vor Sonnenuntergang merken wir, in welcher wunderschönen Landschaft wir gelandet sind. Direkt hinter dem Campground liegen diese Wahnsinnsfelsen rum und zeigen uns in der Abendsonne ihre imposante Färbung.

Wir haben sehr gut geschlafen, sind relativ früh aufgestanden und machen uns als Erstes auf in den kleinen Ort Bluff UT. Tatsächlich zeigt er uns, dass auch hier das Virus angekommen ist. Im Dorfladen mit Tankstelle können wir zwar einkaufen, aber alle anderen normalerweise gerade uns Touristen zur Verfügung stehenden Läden, Restaurants, Informationscenter und Sehenswürdigkeiten sind geschlossen.

Also beschränken wir uns auf die schönen Dinge, die einfach so in der Landschaft stehen…

Die „Twin Rocks“

oder den auch von außen besonderen Laden „Cow Cannon Trading Post“

Wir sind auf dem Weg in die Landschaft, die wir schon 2015, als wir zum ersten Mal in die Staaten gefahren sind, besuchen wollten, es aber nicht geschafft haben.

Ich kann es nicht wirklich beschreiben was wir empfinden, als wir nur ansatzweise in die Nähe des Monument Valleys kommen.

Das Tal als solches ist nur ein Höhepunkt des überwältigenden Augen- und darüber hinaus alle Sinne betörenden Abenteuers mit so viel verschiedenen Fels-, Tiefen-, Höhen- Schluchten- und Farb-Einmaligkeiten, dass die folgenden Fotos jetzt dafür stehen, was wir erleben dürfen…

Video:

 

…without words

 

6 Gedanken zu “Die große Schleife…

  1. Liebe Vero, lieber Reiner, wir sitzen gerade in Langballigau im Sonnenuntergang und erfahren die Reduzierung der Viruseinschränkungen. Lästige Masken, aber viele Menschen und Bilder aus den USA in den Nachrichten. Das erste Mal will ich nicht mit euch tauschen, zu viel Abenteuer! Kommt gesund heim. Peter

    • Liebe Regina, lieber Peter, wir sitzen gerade in Elm Creek Nebraska auf einem Scheißstellplatz bei sengender Hitze im WoMo,
      1. weil Wochenende ist und die schönen State Parks in der Umgebung alle ausgebucht sind und
      2. weil uns im Schatten unter dem einzigen Baum auf dem ganzen Platz irgendwelche Fliegen in die Beine beißen. So was gibt’s auch und morgen wird’s bestimmt wieder besser.
      Liebe Grüße, Reiner mit Vero

  2. Hallo Ihr Lieben,
    wahnsinnige Bilder ……da werden Erinnerungen wieder wach. Wir konnten damals ins Monument Valley hineinfahren. Einfach großartig, es fehlen ein die Worte. Wünsche euch weiterhin eine problemlose Fahrt und bleibt gesund.
    Liebe Grüße aus Vlotho

    • Hallo zurück nach Vlotho,
      Ihr Lieben, Utah mit dieser Landschaft und dann noch ziemlich ungestört ohne andere Busse und Wohnmobile war ein beeindruckendes Erlebnis. Wir werden unsere Erinnerungen wie ein Schatz behandeln. (Du wirst das mit Deinen sicher auch tun…)
      Liebe Grüße, inzwischen aus Nebraska
      Reiner mit Vero

  3. Wieder tolle Bilder – am besten gefällt mir das mit euch im Vordergrund . Weiterhin gute Reise und – gesund bleiben .

    • Lieber Alfred, danke, dass Du Dich über unser Selfie besonders freust. Bald haben wir uns in Natura wieder.
      Herzliche Grüße, Vero und Reiner

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