Dieser Beitrag beschreibt unsere Route nach der für uns so beeindruckenden Wüsten- und Felsenlandschaft des Monument Valleys in Utah zwischen dem 21. und 25. Mai von Bluff UT nach Durango CO.
Wer denkt, dass unsere im letzten Beitrag beschriebene „Schleife“ schon zu Ende wäre, der „hat sich in den Finger geschnitten“ (Das ist so ein Geflügelwort, von dem ich schon gespannt bin, wie es sich wohl ins Englische übersetzen lässt, um auch verstanden zu werden… („Cut the finger?“)
Denn mit unserem Abstecher ins Monument Valley haben wir ja erst die Hälfte unseres geplanten „Umwegs“ hinter uns. Und weil unser Wunsch unbedingt noch nach Santa Fe NM zu wollen, auch den Covid-19 Einschränkungen in Colorado entgegen kommt, heißt es jetzt von Bluff UT aus: noch einmal gut 500 Kilometer Richtung Südosten!
Richtig gelesen, wir wollen es so…
Manchmal braucht es eben Umwege im Leben, weil das Leben uns nicht immer alles allein bestimmen lässt…
Trotzdem geht es erst einmal durch Colorado.
Es soll wirklich sehr schön sein, so haben wir es in unserer Fantasie abgespeichert und haben es uns zumindest viele Menschen unterwegs erzählt, die uns immer wieder gefragt haben, warum wir bisher nicht dort gewesen seien…
Das verspricht auch das hölzern braune Schild an der State Line zwischen Utah und Colorado. Wobei uns allerdings irritiert, dass es das Versprechen, Colorado sei farbenfroh, selbst nun wirklich nicht ausstrahlt…
Aber es passt zumindest in die Landschaft, weil sich die Umgebung im Anschluss an das Überqueren der State Line nicht wirklich ändert, sondern wie in Utah die eine oder andere übriggebliebene Felsformation in der auch hier wüstenähnlichen Einöde die nächste ablöst und sich die Farben weiterhin eher, wenn schon verschieden, so doch ziemlich irden ausnehmen.
Hell- und dunkelbeiger Sand, ockerfarbener Fels und gesprenkelt daliegend, verstaubtes Grün-grau der kleinwüchsigen Pflanzen. Das ist es auch schon…
Wir kommen am „Vatertag“, Caro hat mir dazu wie jedes Jahr gratuliert, wie geplant in Cortez CO an und nehmen uns vom 21. auf den 22. Mai eine Site im La Mesa RV Park, der sich als „eine Nacht Platz“ echt sehen lassen kann. -Nicht teuer, aber großzügig angelegt-.
Apropos Vatertag! Im Walmart gibt es ein entsprechendes T-shirt, das mich daran erinnert, mich in ihm dessen auch öffentlich zu bekennen!
Langsam schleichen wir uns aus guten Gründen an den Gipfeln der Rockies vorbei und in der Folge ändert sich die Landschaft komplett.
Wieso auch immer, wir verbinden mit dieser Farbe, dem frischen und trotzdem schon satten Frühlingsgrün, den welligen und seichten Hügeln auf inzwischen fast 2000 m Höhe sofort:
Jetzt sind wir wirklich in Colorado!
Fühlen uns angekommen. Erinnern uns an deutsche Vor- und Mittelgebirgslandschaften wie das Sauerland, die Eifel, schwäbische Alp oder den Harz. (Die Aufzählung erhebt nicht den Anspruch auf Vollzähligkeit oder Wahrheit, sie stammt nur aus meiner eigenen langjährigen zarten Erinnerung.
Solche Vergleiche tun nach wochenlanger amerikanischer Wüste einfach gut…
Sogar einer der Skilifts, ich erinnere mich an einen auf dem Kahlen Asten, findet sich hier wieder!
Wir erreichen nach ausgiebiger Berg- und Talfahrt mit mehreren „Warnblinkkilometern“ Durango (6522 ft sind 1988 m) im Südwesten Colorados.
Hier liegt das Depot der nicht nur wegen seiner Streckenführung mit schwindelerregenden Brücken und Bergüberhängen berühmt-berüchtigten Eisenbahn!
Wir wollten unbedingt die Strecke Durango – Silverton mitfahren, möglichst am Westernday, an dem der Zug mit seinen Reisenden von auf Pferden heran preschenden Räubern, wild um sich schießend, überfallen wird!
Aber schon jetzt, bevor wir dort angekommen sind, steht fest, dass wir uns diesen Wunsch (wegen Corona fährt keine Bahn) „von der Backe putzen“ können (noch so ein Spruch: Wie das wohl auf Englisch heißt?)
Freitag, 22. Mai United Campgrounds, Durango CO
Nach langer Zeit betreten wir mal wieder eine Stadt „zu Fuß“, sie lohnt sich auch ohne Eisenbahn!
Selbstverständlich haben wir unsere Gesichtsmasken dabei. Die Coloradans schützen sich und uns vorzüglich:
In jedem Geschäft steht am Ein- und Ausgang eine obligatorische Flasche mit Handdesinfektionsmittel. Alle tragen ihre Masken. In kleinen Geschäften wird darauf geachtet, dass nur eine begrenzte Zahl von Kund*innen gleichzeitig im Laden sind.
Nur die allgegenwärtigen Skulpturen lassen sich von einer Viren-Gefährdung nichts anmerken…
Wir fühlen uns in dieser aktiven Downtown mit seinen vielen individuellen, kleinen Läden und einer fast intimen Mall sehr aufgehoben, entsprechend locker sitzt unser Geld. T-Shirts und Cap müssen als Andenken an diesen angenehmen Nachmittag in unser „Wohnzimmer“.
Unsere neue gemeinsame Kaufleidenschaft heißt antique napkin rings. Dahinter verbergen sich antike Serviettenringe. Wir werden fündig, sind glücklich über unsere Kleinigkeiten und egal, irgendwie bekommen wir schon alles unter.
Bilderrätsel: Wer hat wohl dieses Wandgemälde in Auftrag gegeben oder ist zumindest nicht unglücklich darüber, dass es schräg gegenüber an der Ecke Main Ave und 7th St prangt? (*) -Auflösung am Ende des Beitrages-
Durango wäre nur halb so interessant gewesen, hätten wir nicht auf dem Weg zu unserem Campingplatz noch einen Quilt Shop gefunden, der extra für uns den Feierabend noch etwas nach hinten verschoben hat.
Eine von Vero’s kunstvoll hand-genähten Decken, deren alle drei Schichten fertig gequiltet zusammengehalten werden, bekommt die letzte Zierde, eine farbige Umrandung, ein sogenanntes Binding.
Endlich mal wieder ein Camping, auf dem es uns auf den ersten Blick gefällt. Auch wenn der Pool geschlossen ist und die oben schon erwähnte Eisenbahnstrecke, die das Gelände normalerweise durchfährt, uns im Stich lässt. Es fehlt uns auf unserem „Spezial“platz für besonders kleine Wohnmobile an nichts. Wir spüren sogar, wie sehr wir uns durch den üppigen Ausblick auf Wald und Wiesen, nach den so beeindruckenden Felsen in der Wüste der letzten Wochen, hier heimelig und wohlig fühlen.
Nach diesen entspannenden Tagen und Nächten drehen wir uns am Sonntag, den 24. Mai noch einmal der Mittagssonne zu, beginnen den letzten Teil unserer Schleife, heißt Richtung Santa Fe, New Mexico
Dabei wagen wir uns heute mangels Alternativen mal wieder auf einen Camping der besonderen Art, der sich im Internet als Theresas RV Park & Beauty Shop, Cuba NM vorstellt. Vero’s Überlegung, sich von Theresa die Haare färben zu lassen, wird spätestens in dem Moment gecancelt als wir ankommen. Zwanzig Dollar für einen Fullhook-Platz sind ein echt guter Preis, machen aber auch gleichzeitig klar, Camping- und übertragener Weise auch Haarkomfort fühlen sich anders an.
Alles ein bisschen verkommen eben…
It’s time to sleep…
(*) In der linken oberen Ecke des Wandbildes ist The Strater Hotel zu sehen. Es wurde 1887 eröffnet und 1926 von Earl Barker sen. gekauft. Heute wird es von der dritten Generation der Barker Family (seit 1983 Rod und Laurie Barker) geführt.