Wieso eigentlich Göttergarten?

Samstag, 30. Mai

Es geht uns „den Umständen entsprechend“ immer noch „göttlich“…

Und wissen, dass wir jetzt hier auf hohem Niveau jammern:
Die „Umstände“ bedeuten, dass wir uns unseren ursprünglichen Wunsch, wenigstens einmal Yellowstone- und Grand Teton National Park zu sehen, inzwischen „abgeschminkt haben“.

Gleichzeitig auch, dass unser Weg über Montana USA, um von dort aus nach Alberta Canada einzureisen, wegen der Grenzsperre dorthin für alle nicht notwendigen Reisen (not essential travels) sinnlos geworden ist.

Unsere deshalb übrig gebliebene „Gesundheitsroute“ für die nächsten beiden Monate sieht die Reise durch folgenden US-Staaten vor:

  • Colorado
  • Wyoming
  • Nebraska
  • Iowa
  • Illinois
  • Indiana
  • Ohio
  • New York State
  • Vermont
  • New Hampshire
  • Maine

Wir sind uns darüber im Klaren, dass damit die restliche Zeit in Nordamerika zuallererst den Sinn erhält, die letzten ca. 5500 Kilometer gesund zurück zu legen.

Für uns ist am wichtigsten, und das gelingt uns auch sehr gut, darauf zu achten, unsere Kontakte zu anderen Menschen so weit es geht „auf null“ zu reduzieren.

Unsere Einkäufe sind mit Ausnahme unseres Aufenthaltes und Einkaufsbummels durch Durango CO bisher auf höchstens einmal die Woche beschränkt.

Wenn wir darüber hinaus Kontakt zu anderen Menschen haben, dann möglichst niemals unter 6 ft (≅1,80m) und in geschlossenen Räumen, zum Beispiel an Tankstellen und Werkstätten oder in Offices und Campgrounds immer mit Gesichtsmaske.

Mal sehen, welche Erlebnisse sich uns noch bieten werden:

Freuen wir uns jetzt doch erst mal darüber, ein zweites Mal nach Colorado einreisen zu können. Haben wir doch noch nicht so viel von diesem Staat zu sehen bekommen.

Colorado ist bisher von der Corona Pandemie einigermaßen verschont geblieben, also jedenfalls den Zahlen nach, die wir aus der New York Times täglich ersehen können.

Wenn ich bedenke, wie wichtig mir während unserer bisherigen Reisen meine alltäglichen small talks meistens mit amerikanischen Camper*innen gewesen sind, dann spüre ich deutlich, wie sehr es mich dürstet…

Wie auch immer,
wir kommen zum zweiten Mal nach Colorado und schaffen die Strecke von Taos NM nach Colorado Springs und anschließend zur State Line nach Wyoming in drei Tagen.

Den ersten Teil bis Walsenburg CO, die Stadt liegt dort, wo die Route (siehe Karte) auf die Interstate scharf nach Norden abbiegt, schaffen wir über herrliche Backroads auf 1500 bis 2000 m Höhe, immer durch die Täler zwischen den verschiedenen Gebirgszügen der Rocky Mountains.

Wir genießen stundenlang einsame Highways in malerischer Landschaft und müssen nur einmal über einen nicht ganz so erschreckenden Pass. Gewaltige Wolkentürme tun sich über den Bergen, ich schätze mal bis auf 6000 m Höhe auf…

Solche selbstfahrenden Bewässerungsanlagen sind an einem Ende bzw. Anfang fest installiert und bewegen sich dann in einer Länge von ungefähr 800 Metern im Halbkreis oder im Kreis Wasser versprühend über die Wiesen, Getreide oder Gemüseflächen. Diese halbrunden oder runden Formen der Felder kann man auf Google Earth tatsächlich sehr gut erkennen…

Die Folgen von für unsere Verhältnisse großflächigen Waldbränden…

Wir wissen von ihnen, dass sich über solche „Kleinigkeiten“ hier niemand besonders aufregt. So lange keine Menschen ihr Leben verlieren, wird höchstens der vorübergehende wirtschaftliche Verlust beklagt. Ansonsten freut man sich darüber, dass die Natur sich mit verbesserten Bodenwerten wieder erholt und erneut ihre Früchte zur Verfügung stellt.

Kühe auf dem Hwy gehören hier zur Normalität.
An ihr langsam vorbei fahrend,

erreichen wir am Samstag, 30. Mai den KOA Pueblo South in der Nähe von Pueblo CO

Am nächsten Tag, Sonntag, den 31. Mai nehmen wir ein Stück Interstate 25 bis nach Colorado Springs und umgehen damit eine schwierige Bergstrecke durch die Rockies bzw. eine andere umständlichere, sehr weit östlich über den Hwy 71, vorbei an Ordway durch die Prärie.

Gravelroads sind zur Vermeidung der Autobahn letztendlich aber dann doch keine Alternative für unser Auto…

Sonntag, 31. Mai -Mittwoch 03. Juni       Goldfield Campground, Colorado Springs CO

Uns interessiert nicht wirklich die Großstadt, sondern eher die historische Stadt und umliegende Kleinode. Die Campings rings herum sind alle im Verhältnis eher hochpreisig. Mit $45 finden wir Goldfield erträglich und buchen uns für drei Nächte ein, um Downtown und die Gardens of the Gods kennenzulernen.

Der Bus bringt uns für $2 nach Old Colorado City. Dabei finden wir es etwas verwirrend, dass es sich hierbei um einen Teil des hiesigen Colorado Springs handelt. Liegt Colorado City doch mehr als hundert Kilometer weiter südlich!

Wir schlendern gemütlich durch die nicht stark frequentierten Straßen und deren Geschäfte und profitieren auch hier davon, dass außer einheimischen Sonntagsausflügler*innen so gut wie keine Touristen unterwegs sind.

Masken auf und es uns gut gehen lassen…

Der nächste warme Sonnentag liegt vor uns und damit unsere Fahrt in The Gardens of the Gods.

Unsere Recherche zu diesem Titel des Parks ergibt, dass diese Gegend seinerzeit von den Ureinwohnern als heiliges Land betrachtet wurde, also ihren Göttern gehörte.

Als dann 1859 zwei Europäer diese beeindruckende Felslandschaft entdeckten, beschlossen sie hier, wenigstens titelmäßig der Götter zu gedenken.

Eine heute seit mehr als hundertfünfzig Jahren geschützte Parklandschaft zum Wandern, Klettern und Radfahren mit an dieser Stelle wie Fremdkörper wirkenden rot-ocker-goldenen Felsbrocken in unwirklichen Formen entstand.

Nehmen wir mal an, dass die „göttliche“ Schönheit dieser Landschaft durch die Nutzung als Park bis heute gesichert wurde. Wir freuen uns jedenfalls über sie. Leider bewohnen die Ureinwohner schon lange nicht mehr diese Gegend…

Mittwoch, 03. Juni

Wir fahren ab und machen nach nur 500 Metern und einmal rechts und einmal links abbiegen schon wieder halt:

Im letzten Moment bevor wir abfahren, finde ich auf Google Maps, dass „Wimberger’s Old World Bakery“ in der Bott Avenue, gleich um die Ecke, deutsche und europäische Backköstlichkeiten anbietet…

Diszipliniert in social distance und mit face masks versehen, können wir die riesige Auswahl im Laden zwar nicht bestaunen, aber Original bayrische Brezeln und Kaiserbrötchen am ersten Fenster sogar „auf Deutsch“ bestellen, den Vornamen hinterlassen und werden am zweiten Fenster aufgerufen, um die duftenden Köstlichkeiten entgegen zu nehmen.

Wir haben jetzt mehr als einen Grund, Denver, die Hauptstadt von Colorado, großräumig zu umfahren: Zum einen natürlich durch die uns gefühlt schon seit ewigen Zeiten begleitenden Einschränkungen der Covid-19 Infektionsgefahren und zum anderen durch die seit kurzem massiv auftretenden Proteste, vordergründig um auf den gewaltsamen, durch Polizisten verursachten Tod von George Floyd aufmerksam zu machen und Veränderungen bei der US-amerikanischen Polizei im Umgang mit Colored People zu bewirken. Und ureigentlich die seit Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika bis heute immer noch vorhandene rassistische Grundhaltung vieler Weißer mal wieder aufs Neue national, das heißt über alle Staaten hinweg zu bekämpfen. Unsere Solidarität haben die Menschen auf den Straßen! Supremacy, das Überlegenheitsgefühl der Weißen, der Begriff Rasse gehört immer noch zum hiesigen Sprachgebrauch, hat in dieser Staatengemeinschaft nie wirklich aufgehört und damit die Hackordnung (Pecking order) bis heute massiv festgeklopft!

Wir durchqueren die unvorstellbar weite, fast menschenleere Prärie!

…und wenn ich uns hier an einer Bodensenke der Tankstelle nicht eines der zwei Endstücke unserer Auspuffanlage abgefahren hätte, würde ich mich an diesen Ort nicht erinnern können.

So bleibt er mir auf ewig im Gedächtnis, denn hier stellen wir fest, dass die Leistung des Motors unseres VW T4 erheblich nachlässt, als wenn der Turbolader seinen Geist aufgegeben hätte.  Ich benötige jemanden, der mir Sicherheit darüber vermittelt, ob wir auch mit verminderter Leistung bis zur nächsten Werkstatt in ungefähr 200 Kilometern Entfernung weiterfahren können oder ob ich einen veritablen Motorschaden damit riskiere?

Dafür gibt es Cory mit seiner Autowerkstatt in Maine. Seine Telefonnummer haben wir dabei…

Mittwoch, 03. Juni         Strasburg KOA Holiday, Denver East

Wir dürfen weiterfahren und es ist wahrscheinlich auch nicht der Turbolader.
Vertrauen wir Cory!
In Boulder CO gibt es eine spezielle VW Werkstatt für Transporter. Da wollen wir jetzt hin! Aber zweimal müssen wir noch übernachten!

Donnerstag, 04. Juni     LaVern M. Johnson Park, Lyons CO

Der morgige Werkstattbesuch geht mir nicht aus dem Kopf. Hoffentlich ist es mit der Erneuerung des Endstücks getan! Ohne diese Gedanken wäre ich, glaube ich, gern noch einmal in diesen Fluss gesprungen. Es gibt so herrliche Stellen ohne Strömung!

Boulder Muffler, Boulder CO…

…ist der Name der Spezial-Auspuff-Werkstatt, die uns wiederum von VW in derselben Stadt empfohlen wurde. (und wenn’s nicht der Auspuff sein sollte, können wir auch zu ihnen kommen)

Was hat dieses Café an dieser Stelle unseres Beitrages zu suchen?

The Parkway Cafe – Es wurde uns von Jeff empfohlen, liegt gleich um die Ecke zu Beginn des nächsten Straßenblocks: „Macht Euch locker, ich rufe Euch an, wenn ich fertig bin, geht erst mal frühstücken!“

Wir haben nach einer knappen Stunde und $60 weniger auf unserer Kreditkarte nicht nur ein neues Endstück, sondern zwei! (Das Zweite war auch schon lose…)

Der Motor schnurrt nur so und ab ungefähr 2000 Umdrehungen/Minute nehme ich sogar wieder den Turbolader wahr… Eine unendliche Erleichterung lässt uns „fliegen“!

Wyoming gives us a colored Wellcome!

 

 

8 Gedanken zu “Wieso eigentlich Göttergarten?

  1. ihr lieben,
    ich drücke euch von herzen die daumen, dass alles klappt bei euerem grenzübergang mit dem warengut ;))
    eure bilder lösen bei mir wie immer fernweh aus. genießt auch weiterhin dass, was es trotz allem zu genieißen gibt…
    unser keller ist ausgepumpt und es gibt überraschend wenig schäden – zum glück. auch meine schwellung am unterarm aufgrund eines bienensticks zieht sich langsam zurück. somit gibt es wieder genug raum, sich dem chillen zu widmen.
    euch eine gute weiterfahrt! UND: bleibt gesund – schließlich lockt der törn ;))
    saradevi

    • Hallo Saradewi, danke für Deine “Zustandsbeschreibung”😊
      Zu uns: Haben heute morgen im Regional Hospital in Calais ME unseren COVID-19 Test per “Nasenabstrich” machen lassen. In ca. 2 Tagen bekommen wir das Resultat und dann ist Canada nicht mehr fern… Wir lassen davon hören 😅😅

  2. Hallo, Ihr zwei,

    das sieht doch trotzdem gut aus für Euch, für uns und für den Törn, oder???

    Lieben Gruß

    Anja und Dietrich

    • Wenn Ihr wüsstet, wie sehr ich mich auf den Törn freue!
      Wir haben für alle Fälle einen Plan B (Baltimore MD). Wenn nicht Halifax dann Baltimore. aber Kanada vorzeitig aufgeben, gilt nicht. Ich halte Euch auf dem Laufenden… Liebe Grüße Reiner

  3. hallo, ihr abenteurer!
    schön von euch mal wieder etwas zu lesen und zu sehen. neben dem üblichen „spektakel“ leider auch mal wieder eine techniksorge. aber alles gut gegangen😀
    wir chillen erfolgreich und melden uns demnächst mal wieder per chat!
    glg sama

    • Hallo zurück,
      sind kurz vor unserem Aufbruch zur kanadischen Grenze…
      In drei Tagen wissen wir mehr. Drückt uns bitte die Daumen!
      Liebe Grüße ins “Chillgebiet” 😀😀
      Vero und Reiner

      • seit frühmorgens chillpause. kleiner 🥴 wasserschaden im gemeinschaftskeller… wir drücken alle alle alle daumen gaaaanz fest!!!

      • So hat jede*r so seine/ihre kleinen technischen Probleme…
        sind 15:45 in Bangor ME angekommen. Chilling 🤩

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