Stay at Wohnmobil…

21. März – 20. April 2020     Western Way RV Resort, Tucson AZ

Wir würden gern auf einer unserer Wunschlust-Routen, ziemlich spontan von Süd nach Nord, unbeschwert und ohne äußere Einschränkungen weiter durch die USA und durch Kanada reisen.

Wie ungefähr 1.000.000 andere Fulltime RVers in den Vereinigten Staaten auch…

Aber so wie es jetzt aussieht und wie wir aus den für uns interessantesten Medien-Quellen

  • „New York Times“ Newsletter „The Morning“,
  • „RV Travellers“ Newsletter,
  • „Facebook“ RV Corona Virus News,
  • „Arizona Daily Star“,
  • „Tucson.com“, homepage,
  • „Reserve America“, homepage

tagtäglich erfahren, sind die Hindernisse weiterzufahren im Moment zumindest von Staat zu Staat völlig unterschiedlich, damit für uns unüberschaubar:

  • geschlossene Nationalgrenzen (USA-Canada; USA-Mexico)
  • „stay at home“ Vorschriften beinahe aller US Staaten mit unterschiedlichsten Start- und Enddaten,
  • fast überall geschlossene State Parks und darin Campgrounds (mit unterschiedlichsten oder unbekannten Wiedereröffnungsterminen)
  • einige private Campingplätze (manche sind geöffnet, Waschräume und Office sind meist geschlossen)

All dieses „Gewusel“ würde uns unserer Einschätzung nach möglicherweise an einem Ort stranden lassen, an dem wir nicht wirklich gern bleiben würden…

Western Way RV Resort ist eine gelungene Mischung aus vermieteten oder verkauften Mobilhomes (Chalets) und unterschiedlich großen Stellplätzen für Wohnmobile für Menschen ab einem Alter von 55 Jahren mit getrennten „Abteilungen“ für Menschen mit und ohne Hunde.

Für die Dauer eines Monats bleiben wir hier. – Natürlich gelten auch hier Abstands- und Hygieneregeln! – Aber wenn’s mehr nicht ist…

Leider ist der Pool genau am ersten Tag unseres gebuchten Monats mit unbestimmter Dauer geschlossen worden!

Genau, mit Schwimmen ist nichts! – Und das war für uns einer der wichtigsten Gründe hier zu bleiben…

Wie gut, dass wenigstens die Waschräume und Duschen geöffnet bleiben.
Denn einen Monat lang im Wohnmobil zu duschen wäre uns bei hoch sommerlichen Temperaturen bestimmt als sehr einschränkend vorgekommen.

Obwohl unsere Einkaufsfahrten ca. alle 10 Tage als Abwechslung eine Freude sein könnten, erweisen sich die 30 Kilometer hin und zurück und der Einkauf selbst unter den „Aufpass-Bedingungen“ vor einer möglichen Ansteckungsgefahr als eine für uns zwar bittere, aber notwendige Distanzrealität auch hier in Pima County, Arizona:

Eingang und Ausgang in die Supermärkte sind voneinander getrennt. Die Anzahl der rein- und raus gehenden Kunden wird per Mobiltelefon durch eine/n Mitarbeiter*in gegen einander aufgerechnet, so dass die Anzahl der sich im Markt befindlichen Menschen begrenzt werden kann.

Obst und Gemüse gibt es allerdings reichlich, wie immer…

Weil Vero sich bereit erklärt, allein einzukaufen, rüstet sie sich mit Einmalhandschuhen und Gesichtsmaske aus. Ich selbst habe das Privileg und die Zeit, im Auto zu sitzen, zu lesen und zu warten.

„Da fragt man sich: Wenn man schon so in den Supermarkt gehen muss… wieso sollte man dann noch bezahlen“ (Mach Dich nur lustig, Matze!)

Es gibt noch eine, wenn wir so wollen, andere Abwechslung:

Das Stuttgart Autohaus hat angerufen!
Der neue Anlasser für den Motor unseres VW T4 ist schon nach vier Tagen vom ADAC aus München gesendet in Tucson angekommen.  Für Dienstag, den 24. März sind wir mit der Werkstatt für den Aus- und Einbau verabredet.

Eine kleine Reise steht an, hin und zurück einmal quer durch Tucson immerhin 45 Kilometer und das mit der Zusicherung, dass wir am Abend auf jeden Fall wieder in unserem Resort sein werden.

Weil die Kundenlounge bei Stuttgart Autohaus wg. der Pandemie nicht genutzt werden darf und Cafés und Restaurants natürlich auch geschlossen haben, gehen wir in den nächsten Supermarkt um die Ecke, kaufen uns Brot, Schinken und etwas zu trinken und machen es uns auf einer ausgebauten Rücksitzbank eines VW Transporters im schattigen Hof der Werkstatt gemütlich.

Nach dreieinhalb Stunden läuft der neue Anlasser, der bestellte Ölwechsel ist erledigt, der Reifendruck überprüft und sämtliche Flüssigkeiten des Autos, wo notwendig, aufgefüllt.

Unsere Kreditkarte tut abschließend ihre Dienste und wir dürfen gegen 2:30 pm wieder „nach Hause“ fahren.
Die Mitarbeiter von Stuttgart Autohaus haben einen guten Job gemacht und wir ein erleichtertes Gefühl.
Dank an Alan und Tyler!

Im Übrigen hat es sich als sehr komfortabel herausgestellt, dass ich über die Facebook-Gruppe „Eurovan Owner“ auf der Eurovan Rescue Map sehr schnell herausfinden konnte, dass es in Tucson AZ diese Werkstatt speziell auch für VW T4 Transporter gibt…

Hier in fotografischer Form unsere Quarantänebeschäftigungen: putzen, quilten, fotografieren, Fitness, kochen, spazieren gehen und Menschen beobachten…

Im Übrigen: Nicht nur wir haben Menschen beobachtet, sondern auch wir wurden beobachtet:
Fast jeden Abend fragen Donna und Darwin aus Pennsylvania auf ihrem Spaziergang durch das Resort danach, was es denn heute abend bei uns zu Essen gebe?

Mit Pfanne und/oder Topf gehe ich (auf Abstand) zu ihnen und Vero erzählt ihnen regelmäßig über unser tägliches Rezept (drinnen vorbereitet und draußen gekocht)
Dabei erhalten wir zwei Einladungen in ihren Garten. Wir sitzen bei Tee bzw. Kaffee ungefähr vier Meter weit auseinander und fühlen uns in gesteigertem Maß bei intensiven Gesprächen sehr wohl. Kein Wunder, Donna arbeitete als Sozialarbeiterin mit mexikanischen Immigraten und ihren Familien, Darwin arbeitete als Historiker und Sozialwissenschaftler bei der Rockefeller Foundation  und schrieb unter Nutzung auf deutsch geschriebener Fachliteratur seine Doktorarbeit in Deutschland… Es gibt viel über berufliche und uns verbindende sozialpolitische Erfahrungen zu erzählen und wen überrascht es: sogar der Präsident konnte thematisch zwischen uns seinen Platz finden…

Darwin zeigt uns zum Abschied eine Szene, die wir noch nie gesehen haben:
Junge Kolibris (mit dem schönen englischen Namen Hummingbirds) nisten für uns gleich um die Ecke und sind extra für das Foto schier erstarrt.

Bei Dan von schräg gegenüber blüht heute Abend ein außergewöhnlicher Kaktus auf seine besondere Art.

The“Night Blooming Cereus“ blüht nur einmal im Jahr während einer Nacht!!!

Erwischt!

…und zudem ergibt sich mit Dan ein sehr beständiges und unkompliziertes Ritual: Er macht jeden Morgen und Abend einen Spaziergang durch das Resort. Es ist seine tägliche Bewegungsübung:
Davor und danach bleibt er einen Moment lang morgens und abends bei mir stehen (natürlich auf 8″ Abstand) und wir haben immer eine sehr nette Unterhaltung miteinander. Ganz einfach, ohne Stress, unkompliziert und liebevoll.

So eine Beziehung wünsche ich mir für zuhause auch… (Werde mich morgens wieder auf die Bank neben der Haustür setzen)

Samstag, 18. April 2020
An diesem strahlenden Sonnentag in Tucson AZ hat Vero Geburtstag.
Im nächsten Jahr wieder in unserem Garten…

Auf einmal ist der Monat rum… Wir müssen ungefähr 10 Kilometer „reisen“!

21. – 26. April 2020     Gilbert Ray Campground, Tucson AZ

Eine fast komplett andere Welt!

Die Sonne geht, wie immer in dieser Kakteenwüste, auf eine unbeschreiblich einmalig, ihre Umgebung färbende und die schlanken Saguaros kontrastierende Art, unter.
Sie fällt regelrecht über den Rand des knall orangefarbenen Horizont oder besser, die Erde verschluckt sie durch eine faszinierende Bewegung sich von ihr abwendend runter…

„What’s the dinner tonight?“ ruft es aus einem vorüberkommenden und kurz anhaltenden Auto heraus… Ich kann die Insassen auf den ersten Blick gegen die letzten Sonnenstrahlen nicht erkennen…

Donna und Darwin kommen uns besuchen. Sie möchten uns, bevor wir übermorgen weiterfahren, noch einmal sehen und möchten wissen, was es heute abend bei uns zu essen gibt.

Weil wir zum letzten Mal hier gewesen sein werden, gibt uns der Morgen vor unserer Abfahrt die unwiederbringliche Gelegenheit, pralle lebenshungrige Blüten der aus dem Winterschlaf erwachenden Kakteen fotografisch mitzunehmen.

Übrigens, es ist seit Tagen 38° heiß!

Video:

Saguaro National Park, a special experience. Take care!

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