AKTUELL
Wir fühlen uns gesund und bringen unsern Blog langsam aber sicher auf den neuesten Stand…
Sonntag, 8. März 2020
So schnell können sich die Verhältnisse ändern.
Gestern noch schönster Sonnenschein, entspanntes Feuer am ebenso roten Abendhimmel. Weil wir bis heute morgen gebucht haben und eine Verlängerung nicht möglich ist, heißt der Tag heute Departure Day. Wir müssen los…
Richtung Westen ist unser großes Ziel San Diego CA am Pazifik.
Das haben wir auch noch nicht erlebt. Mitten in Arizona, wo Regen eigentlich ein Fremdwort ist, steht ausgerechnet heute das von oben ausgeschüttete Wasser wegen schlechter oder fehlender Entwässerung auf allen Straßen.
Es ist ausweglos: Zwischen Deming NM und Willcox AZ gibt es für den gesamten Verkehr bis auf den kleinen, stückweise parallel zur Autobahn verlaufenden holprigen Highway 549 nur eine Möglichkeit voran zu kommen, die Interstate 10.
Sämtlicher Fernverkehr, und der ist nicht ohne, geht über diesen vierspurigen Freeway. (Das heißt, es gibt keine kreuzenden Straßen, keine Ampeln, sondern wie in Deutschland, nur Auf- und Abfahrten)
Auf derselben Strecke, auf der wir noch bei unserer letzten Reise vor heißen Sandstürmen gewarnt wurden, schaffen heute unsere Scheibenwischer die Menge des Regens kaum von der Scheibe. Andere haben es offensichtlich einfacher: Da nimmt einfach ein Truck zum Beispiel zwei andere „huckepack“ und sie ziehen im Kollektiv mit 120 km/h an uns vorbei. Ihre Gischt kommt für uns noch hinzu…
Unsere Fahrt endet nach 215 km am Fort Willcox RV Park, Willcox AZ
Ein Wiedersehen mit diesem Platz unter völlig anderen Wetterumständen…
Wo wir während unserer letzten Reise die Sonne hier noch im Original begrüßen konnten, schenkt sie uns heute nur ihre Wärme. Ihr ansonsten strahlend schönes Gesicht bleibt hinter den noch lange dominierenden, aber doch langsam abziehenden grauen Regenwolken versteckt.
Aber auch so tut sie etwas Gutes: in der aufkommenden feuchten Hitze verabschieden sich die riesigen Pfützen relativ schnell.
Von dem allen unbeeindruckt ziehen die unendlich langen Güterzüge mit diversen Dieselloks vorne und hinten ihre Bahn.
Dienstag, 10. März 2020 – Mittwoch, 11. März 2020 Kartchner Caverns State Park, Benson AZ
Endlich mal wieder eine für uns wirklich neue Bleibe mit einer schönen Wandermöglichkeit. Wie gut, dass wir reserviert haben. Ansonsten wäre uns nur der Overflow Platz (ohne Strom und Wasser) übrig geblieben.
Nach einer gut durch geschlafenen Nacht machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg, den Foothills Loop Trail, einer 4 Kilometer langen bergigen Wanderstrecke mit einfachem bis moderatem Schwierigkeitsgrad.
Vielleicht sind wir mit unseren kurzen Hosen doch ein wenig leichtsinnig gewesen und haben die Klapperschlangen nicht genügend bei unserer Kleidungswahl berücksichtigt. So passen wir besonders darauf auf, immer schön in der Mitte des Weges zu gehen und nicht durch Gräser oder Pflanzendickichte zu laufen.
Es ist bewundernswert, in welch ausführlicher Art Pflanzen und Tiere auf Informationstafeln beschrieben werden und uns dadurch viel Wissen über die jeweilige Natur vermittelt wird. Interessant, unter welchen Bedingungen welche Lebewesen sich hier breit machen und sich zu hause fühlen.
Immer wieder verschaffen uns Bänke an besonders attraktiven Stellen des Trails Rastmöglichkeiten und Ausblicke über die verschiedenen Bergzüge und Täler.
Wir lieben solche Übernachtungsmöglichkeiten wie diesen State Park wegen ihres großzügigen Zuschnitts der einzelnen Parzellen oder Stellplätze und fühlen uns besonders willkommen, wenn sie uns auch noch, wie hier, wirkliche saubere Waschräume, Duschen und Toiletten anbieten.
Obwohl, da braut sich offensichtlich schon wieder etwas zusammen… Wie gut, dass wir uns nachher in unsere Betten kuscheln können.
Donnerstag, 12. März 2020 Gilbert Ray Campground, Saguaro Mountain Park, Tucson AZ
Wir können nur 2 Nächte bleiben! Mehr waren im Reservierungssystem nicht zu bekommen…
So beginnt in dieser außergewöhnlichen Umgebung unser Tucson-trouble:
Hier werden wir nämlich zum ersten Mal konkret damit konfrontiert, dass die Atemwegs- und Lungenerkrankung Covid-19, durch den neuen Corona-Virus ausgelöst, inzwischen auch Nordamerika in einem Maße erreicht hat, die uns stärker in unserer Reiseplanung beeinflussen wird, als wir es uns bisher vorstellen konnten.
Für den Moment bedeutet das, dass wir unser nächstes großes Ziel, San Diego CA und damit die Pazifikküste aufgeben werden.
Wenn darüber hier nur ein einziger Satz steht, dann gibt er nur das Ergebnis wieder und nicht, wie viele Stunden wir in unserer Zweisamkeit über die möglichen nächsten Schritte diskutiert, entschieden, wieder verworfen, neu entschieden, recherchiert, telefoniert, mit anderen uns nahe stehenden Menschen hin- und her überlegt haben, was nun angesagt ist.
Eine Whats App Kommunikation mit Sabine und Manfred, die ja schon weiter im Westen sind und vor uns in San Diego ankommen werden, hat zum Ergebnis, dass sie bald da sein werden und selbst überlegen, was jetzt zu tun ist…
Wir mahnen uns immer wieder zur Ruhe und beschließen, unsere nächsten Schritte, Zwischenziele und Übernachtungen nicht mehr spontan auf uns zukommen zu lassen.
Aufgrund der Reise- und Bewegungseinschränkungen, die die jeweiligen Staatsgouverneure inzwischen höchst unterschiedlich schnell und mehr oder weniger intensiv vorschreiben, fühlen wir uns eingeengt.
Unsere individuelle Entscheidungsfreiheit, wann wir wohin reisen möchten, müssen wir, völlig neu für uns, zu einem erheblichen Teil aufgeben. Lohnt sich eine Weiterreise oder sollten wir nach Hause gehen?
Noch ist das nicht entschieden – und das ist gut so!
Wir können es nicht schöner haben, diese Kakteenwüste ist ein einzigartiges Reiseziel. Was haben wir für ein Glück, gerade zu diesem Zeitpunkt hier sein zu dürfen.
Bald werden die Kakteen auch noch zu blühen anfangen. Und das bei fast schon sommerlichen Temperaturen zwischen 25 und 30°!
Eine höchst unaufgeregte, im positiven Sinn, Einsamkeit und damit beste Voraussetzung für große Intensität unserer Empfindungen über unser Glück. Ohne Druck und Stress?
Meistens ja – und doch kommen zwischen drin immer wieder Gedanken an die nächsten Monate und ihre Unwägbarkeiten…
Wir entscheiden uns dafür, (nach dann 5 Jahren und 9 Monaten im Reisemodus) zum 1. Oktober dieses Jahres wieder in unser Haus einzuziehen. Spanien im nächsten Winter ist alles andere als sicher und den Winter in Europa oder wegen Reisebeschränkungen nur in Deutschland zu verbringen, erscheint uns nicht als so prickelnd…
14. – 17.03. 2020 Western Way RV Resort
Nur acht Kilometer entfernt liegt dieser komfortable Platz, sogar mit großem Pool, den wir für drei Nächte reserviert haben, um auszuprobieren und heruszufinden, ob er im nächsten Monat für uns eine quarantäne-ähnliche Bleibe sein könnte.
Genau in dem Moment, wo ich unsere Schlafstelle auf die Ausgleichskeile fahren möchte, sagt der Anlasser nichts! Um es kurz zu machen, Tucson-trouble 2 entpuppt sich erst einmal als Glück, denn es gibt in dieser großen Stadt eine Spezialwerkstatt mit dem vertrauenerweckenden Namen „Autohaus Stuttgart“, die u.a. VW T4 (Eurovan) repariert. Wir haben für den 17. März einen ersten Diagnosetermin: Anlasser?
17.03. Autohaus Stuttgart ist die Werkstatt an dieser Kreuzung noch nicht…
…aber jetzt sind wir da und fühlen uns gut aufgehoben. Die Untersuchung ist professionell und kommt zu einem machbaren Ergebnis:
Es scheint der Anlasser zu sein, auch wenn der Vorführeffekt unsere Vermutung „natürlich“ nicht bestätigt. Der Wagen springt an wie nix.
Sicherheitshalber und weil die Kontakte zum inzwischen 19 Jahre alten Anlasser und der Magnetschalter auch nicht mehr vertrauenswürdig aussehen, werden wir über den ADAC einen neuen Anlasser mit Schalter nach Tucson schicken lassen.
Solche Transaktion kennen wir ja schon. Hartmut wird uns bestimmt behilflich sein!
17.03. – 21.03. Gilbert Ray Campground, Tucson AZ
Weil es uns so gut gefallen hat, siehe oben, gehen wir noch einmal für vier weitere Nächte „in die Wüste“ und warten darauf, was mit der Lieferung unseres Ersatzteils von München nach Tucson AZ wird?
Just wait’n see…
Moin,
Eure Leichtigkeit des Seins ist ein hohes Gut! Ich bewundere Eure Stabilität und den Umgang mit allen Situationen! Wieder dürfen wir schöne Fotos betrachten und an dieser Reise teilnehmen. Ob Pandemie oder/und Anlasser, nichts wirft Euch aus der Bahn. Wir fahren weiter mit….
Liebe Grüße Erna und Manfred
Moin, Erna und Manfred,
Danke für Euren Kommentar und die darin geäußerten Komplimente für unsere Entscheidungs“freude“. Ehrlich, es ist manchmal nicht leicht, die so verschiedenen Anforderungen unter den momentanen Voraussetzungen der Pandemie, der Temperaturen (seit fast zwei Wochen 36-38°C), der Tornado“Allee“ und der Sraßenverhältnisse (Berge und Täler) unter einen Hut zu kriegen. Aber wir haben bisher überhaupt nichts zu klagen. Wir lieben inzwischen zwar keine Probleme, aber Herausforderungen. Euch beiden wünschen wir vor allem Gesundheit und dass sich Eure Pläne (St. Gotthard etc.) erfüllen mögen. Liebe Grüße Vero und Reiner