Samstag, 27. November 2015
Unser Leben im Kontrastrythmus geht weiter, denn wir fahren fast in einem Rutsch bis nach Boynton Beach, südlich von Palm Beach, wo uns Judy und Ed, unsere neuen amerikanischen Freunde vom Petanque Turnier in Amelia Island in ihrem Winterappartment erwarten.
Eine Zwangspause legen wir bei Schumacher’s VW Werkstatt in North Palm Beach ein.
Denn inzwischen hat unsere Klimaanlage im vorderen Bereich, die über den Motor betrieben wird, während der Fahrt ihren Geist aufgegeben, wie freitags nachmittags wohl auch die Werkstatt, die uns nur dann helfen will, wenn wir bereit sind, unser Auto übers Wochenende dort stehen zu lassen.
Dass wir unbedingt noch weiter wollen und im Auto schlafen, kann oder will der Service-Manager nicht verstehen. Der einzige Techniker, der sich damit auskenne, stecke bis über die Ellenbogen in Arbeit.
Auf enervierende Diskussionen in Schulenglisch habe ich keine Lust und so fahren wir mit ein wenig geöffneten Fenstern weiter.
Kurze Zeit später kommt wieder Freude auf: Vero kann schon bald bei Judy und Ed anrufen, um Ihnen mitzuteilen, dass wir ihre Straße gleich erreicht haben werden.
Die Begrüßung und der Empfang sind so herzlich, als würden wir uns schon Jahre kennen. Es passt!
Auch hier: Unser Auto steht maßgerecht auf einem der vor ihrem Haus liegenden freien Parkplätze, so dass wir niemanden damit auf den wohnungsbezogen zugeteilten Stellflächen behindern und dort sehr ruhig und sicher schlafen können.
Wir werden mit einem knackigen „Vegetable Buffet“ verwöhnt und freuen uns, dass wir uns wieder gefunden haben. Es gibt viel zu erzählen, obwohl wir uns nur eine Woche nicht gesehen haben.
Nach einem kleinen Ausflug zum nächtlichen Strand mit fast vollem Mond, gutem Wein und Gesprächen verabreden wir uns für 7:30 am zum Frühstück und lassen uns überraschen, was wir morgen wohl zu sehen bekommen.
Ham and Eggs, eine frische Grapefruit und es hat sich schon bis hierher herumgesprochen, einen extra Blueberry Muffin für mich,
machen es uns am nächsten Morgen sehr einfach uns fit zu fühlen und nach Delray Beach zu fahren,
um uns den dort einmal im Monat stattfindenden „Streetart Market“ zu genießen.
Wir werden jetzt den Prachtboulevard mit den pompösesten Häusern an der Küste von Palm Beach entlang fahren,
um dann direkt an der Strandpromenade zum Lunch in eines der dort gelegenen Restaurants einzukehren.
Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen:
Wenn wir gerade aufgegessen haben, ist der Restaurantbesuch schon zu Ende… Also heißt das, gaaaanz laaaangsam essen!
Es ist anschließend ein großes Vergnügen, in den Pool und den Jacuzzi zu steigen, dass sind solche „Kochtöpfe“, in denen der Körper sich darauf einstellt, sämtliche Funktionen in Richtung Schlaf runter zu dimmen, um hinterher wie neugeboren, den Abend zu genießen.
Wir haben nicht damit gerechnet, uns jemals mit so aufrichtigen, kritischen Demokraten unterhalten zu können und viel von ihnen über die US-amerikanische Gesellschaft zu lernen.
Der Sonntagmorgen gehört,
… dem Boulespielen.
Ed fährt voraus und wir kommen pünktlich zum sonntäglichen Petanqueturnier auf dem herrlich gelegenen und sehr gepflegten Court des Palm Spring Petanque Club an.
Es ist einfach genial, wie aufmerksam sich diese Menschen uns zuwenden und uns herzlich bei sich begrüßen.
Das Triplette-Tournament ist nach drei Stunden zu Ende und hat trotz hochklassigem Spiel meine Mannschaft nicht unter die Preisgeldbezieher gebracht. Jetzt geht´s weiter…
Vielen Dank liebe Judy, lieber Ed für diese wunderschöne Zeit mit Euch. Wir vermissen Euch und würden Euch gern in California oder in Equador oder in Prag wieder treffen (und hoffen, dass Ihr das hier lest).
Sonntag, 29.11.2015
Es ist doch ein bisschen spät am Tag geworden. Haben uns erst mittags nach dem Petanque-Turnier in Palm Beach auf den Weg machen können und an Miami kommen wir wegen des Sonntagsverkehrs auch nicht besonders zackig vorbei.
Die erste Insel der Keys und für uns gleichzeitig auch der südlichste Punkt unserer Reise, mit Namen „Long Key“ und damit die türkisfarbene Wasserwelt am südöstlichen Ende von Florida, erreichen wir gegen 4 pm.
Wir müssen uns dass immer wieder klar machen, unser Campground im John Pennekamp State Park liegt irgendwie gegenüber von Kuba und verheißt uns den Anfang der Karibik.
Hört sich gut an? Ist es auch, aber gleichzeitig auch warm, feucht und schwül.
Wir müssen gar nichts tun, damit uns das Wasser am Rücken runterläuft. Ganz von allein, schon beim Stillsitzen kannste hier abnehmen.
Diese Umgebung macht uns sprachlos, weil wir für die hiesigen, augenscheinlich normalen Voraussetzungen dieses Teils der Welt keine Worte finden.
Ich versuch’s mal im Nachhinein zu beschreiben:
Die sich in dieser „am Rand des Paradieses“ ohne Unterlass ausbreitenden Geräusche von „was weiß ich“, die Intensität des Blaus des Himmels, aus dem der Wasserdampf des unbefleckten Weißes der Cumuluswolken hervorbricht,
die hier unauflösbare Beziehung von Wärme und unentrinnbarer Luftfeuchtigkeit, die uns einfach platt macht, diese Vielfalt der uns fremden und uns deshalb so beeindruckenden Pflanzen und Tiere…
Es scheint den meisten Gästen des Campgrounds hier ähnlich zu gehen, denn die Kommunikation ist, anders als nördlicher, auffallend dürftig. Vielleicht geht es ihnen wie uns: Wir haben mit uns genug zu tun!
Montag, 30. November 2015
Zum ersten Mal gehen wir im, ja wo nun genau, im Atlantik oder im Karibischen Meer baden. Vero hat mich versucht davon zu überzeugen, dass es hier im Salzwasser keine Alligatoren gäbe.
Ich glaube es ihr nur so bis zur 50 m Grenze. Ich meine vom Ufer entfernt…
Spätestens als sich mir an Land die Leguane,
eine Art von Tieren, die ich den Drachen zum Verwechseln ähnlich empfinde,
so nahe kommen, dass ich mir die Frage erlaube, wer stört hier eigentlich wen,
glaube ich die Geschichte von den Alligatoren und dem Salzwasser nicht mehr. Muss mal bei Wikipedia nachschauen…
Der Strand jedenfalls ist, wenn man erst einmal die Augen schließt, einfach eine geniale „Entspannungsfläche“ für positiv gestresste Vielreisende. Wir nutzen ihn ausgiebig.
Im Übrigen hat es hier die Gegend momentan so an sich, dass die am blauen Himmel aufgeblasenen Wolken sich zwischendurch immer mal wieder für kurze Zeit heftig und knackig ausschütten.
Aber Zack, nach einer kurzen Weile, schon ist der Schalter umgelegt, und Lorenz verteilt seine „Liebe“ wieder gleichmäßig über alles, was kreucht und fleucht und fliegt…
…let it snow, let it shine, let it shine