Von Pool zu Pool…

Nach solch denkwürdigen Tagen am Grand Canyon sind wir erst einmal „platt im Kopf“, denn wir haben auf der Straße während der Fahrt keine Möglichkeit, das außerordentliche Landschaftserlebnis „sacken zu lassen“.

Dazu kommt noch, dass wir mitten drin sind in der Schleife, sprich auf der berühmten Ferienroute der Urlauber, die „aus aller Herren Ländern“ kommend, die Sehenswürdigkeiten des Südwestens der USA innerhalb von vier bis sechs Wochen durchrauschen. Wahlweise in Los Angeles oder Las Vegas beginnend oder endend, aber auf jeden Fall die berühmten Canyons, Valleys und Nationalparks in Kalifornien, Arizona, Nevada, Utah mitnehmend.

Nicht zu vergessen, die kaum zu umgehende, schon mehrfach erwähnte Route 66, über die wir uns entschlossen haben von Williams aus Richtung Westen nach Kingman und Kramer Junction AZ  nach California zu kommen.

Hierher gehört als Einschub unsere etwas länger andauernde Überlegung, ob wir tatsächlich noch einmal nach Kalifornien, also weiter westlich über die Berge wollen, nicht nur hin, sondern auch, dann allerdings im Norden der USA wieder zurück, oder ob unsere Reise ganz ohne Pazifikküste auskommen soll, nämlich von Albuquerque und Santa Fe über Denver ab durch die Mitte…

Drei Voraussetzungen haben uns letztendlich geholfen, uns zu entscheiden:

  1. wird es in Santa Fe und in Albuquerque immer noch nicht wärmer. Also „mit der Sonne reisen“ geht anders als zwischen 1500 und 2000 m über dem Meeresspiegel sich zumindest nachts durchgängig noch mit Minustemperaturen (C) rumschlagen zu müssen.
  2. sind wir von Sonja’s und Klaus’s Beschreibung des Hwy 395, der die Staaten Kalifornien, Nevada und Oregon von Süd nach Nord gutmütig durchquert, sehr begeistert. Und
  3. eine Reise ohne Westen von Nordamerika können wir immer noch machen…
    „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“

Die Weite rings um diesen einsam herumliegenden Freeway I 40 wird ab Ash Fork AZ nur an der alten Route 66 abwechslungsreich, weil sich hier trotz Dauerhitze und Trockenheit sowohl Menschen als auch übrige Naturangehörige in für uns in Westeuropa unbekannter Art eingenistet haben.

Wir nehmen sie, immer noch besser als die Autobahn, halten an, staunen, fahren und halten an und schütteln fotografierender weise die Köpfe als wir durch Seligman, Peach Springs, Valentine und Hackberry kommen.

Apropos Hackberry, dieses ehemalige Silberminendorf hat am Ortsrand sogar einen General Store, was heißt, du kannst alles kaufen, was du nicht brauchst,

Weil so wahnsinnig kitschig ist sie schon wieder sehenswert, diese riesige Sammlung von Andenken und historischen „Wirfmichjaaniemalsweg“ Artikeln und „WirmachenhiersoziemlichalleszuGeld“ Eindrücken.

28. – 30. April 2018    Zuni Village RV Park Kingman AZ

Auch wenn der Pool direkt an der Straße liegt, fühlen wir uns bei diesen mehr als frühlingshaften Temperaturen unter Wasser immer noch am wohlsten.
Wir können die Hitze auf den nächsten Fotos spüren. Wüsten oder wüstenähnliche Verhältnisse sind nach dieser Erfahrung definitiv nicht unsere…

Es ist noch lange nicht geschafft. Das heißt, wir sind immer noch nicht in California, sondern in Arizona nahe der Grenze zu Nevada und nehmen, den Hwy 95 solange wie möglich vermeidend, den Bullhead Parkway. Schlussendlich ist die Interstate 40 nach Westen die einzige Möglichkeit durch die Mojavewüste zu kommen.

01. – 03. Mai     Moon River RV Resort, Mohave Valley, AZ

Zeit „zwischen der Reise“.
Sie tut uns sehr gut und der RV Park, gern auch von im Sommer weiter nördlich lebenden Snowbirds genutzt, sie sind schon wieder abgereist, macht einen gepflegten Eindruck. Meine Kugeln fliegen auf dem Untergrund des Platzes besonders präzise. Es findet sich sogar ein anderes Gästepaar, dass mit mir „Canadian“ spielt.

Interstate 40, auf diesem Breitengrad die einzige Möglichkeit, mit dem Auto, Truck, RV oder Pickup mit und ohne Trailer ins „gelobte Land“ zu kommen. Alles, ok. fast alles, denn die Eisenbahn bringt auch noch einige Container hin und her, transportiert sich über diese vierspurige moderne Trackroute. Wir inklusive…

Bei Needles überqueren wir die Grenze zwischen Arizona und Kalifornien.
Rein in die Wüste.

Kurz bevor sich bei Barstow CA die Interstate 40 mit der von Nordosten kommenden Interstate 15 vereinigt, finden wir am

Freitag, 04. Mai 2018 den Desert Springs RV Park, Daggert, CA mit blühendem Oleander for overnighting.

Samstag, 05. Mai 2018

Wir verlassen die I 15, biegen auf den Hwy 58 ab und schauen bei Kramer Junction gespannt auf den Hwy 395. Er soll während der nächsten Wochen unsere „Heimat“ sein, unsere Richtschnur und Objekt unserer Neugierde und unseres Staunens.

Es geht schon gut los: Wir nehmen die restlichen Hinweise auf den Traditions-Highway „Route 66“ zur Kenntnis und fahren erstmals seit langer Zeit mal wieder Richtung Norden.

Wir haben das Gefühl in California angekommen zu sein, denn Red Mountain an der 395 ist nichts anderes als eine „nearly“ Ghosttown, eine in früheren Entdeckungszeiten bekannte Goldminenregion, die Ende des 19. Jahrhunderts tatsächliches Alltagsleben vorweisen konnte. Schule, Theater, Eisenbahnverbindung.
Nachdem dies alles nach 3 Jahrzehnten Vergangenheit wurde und Mitte des 20. Jahrhunderts die Gegend während der Prohibition eher durch schwarz gebrannten Alkohol Berühmtheit erlangte, sind heute und das konnten wir sehen, wieder ein paar Miners aktiv. Es gibt eine Kirche und einen Generalstore für insgesamt 130 Einwohner… Gebetet und eingekauft wird eben fast überall, wo Menschen leben.
Allerdings können wir nicht von ausgeprägtem Reichtum berichten.

05. – 06. Mai           Olancha Motel & RV Park, Olancha CA

Langsam kommen wir wieder in der Gegenwart an. Wie schnell ist eine solche Zeitreise doch zu bewältigen. Red Mountain District und Olancha liegen eine halbe Autostunde voneinander entfernt, liegen beide am Hwy 395 und sind irgendwie trotzdem 100 Jahre auseinander.

07. – 10. Mai        Boulder Creek RV Park, Lone Pine CA

Die Sierra Nevada nimmt uns auf. Doch bevor wir sie richtig an uns heranlassen, verfallen wir den Annehmlichkeiten des Boulder Creek RV Park, südlich von Lone Pine.
Der Boden ist ideal zum Boulespielen, das Klima und der herrliche Pool passen gut zueinander, die Rosenbüsche haben so etwas von zuhause im Garten und der Clubraum lässt uns ungestört in der von der Klimaanlage produzierten frischen Luft ausruhen…

Wir genehmigen uns einen Ausflug nach Lone Pine CA. 
Wir wollen natürlich in den Quiltshop, ins dortige Alabama Hills Café, das als das beste Frühstückscafé an der 395 gilt, in die der Sierra Nevada vorgelagerten Alabama Hills und ins Western Movie Museum… 

Wenn schon der Quiltshop geschlossen hat, dann lassen wir uns nebenan im quirligen Hardware Store das neueste Modell einer Olivenoelsprayflasche für $ 3,95 verkaufen. (Sie hat vier Wochen gehalten)

Eine grandiose Kulisse gleich mit zwei völlig unterschiedlichen Gebirgs- beziehungsweise Gesteinsformaten: Im Hintergrund die Sierra Nevada und vorgelagert die eher moränenartig, wahrscheinlich von Wasser oder drüber hinwegrutschenden Steinen abgeschliffenen Felsen der Alabama Hills.
Alles jedenfalls unendlich alt und doch unterschiedlich jung…

Theoretisch hätten wir auch mitten in den Hills übernachten können. Sie sind sogenanntes BLM Land, nicht wortgetreu übersetzt, öffentliches Gelände, dass von Durchreisenden mit Wohnmobil, -anhängern oder Fifthwheelern zum Übernachten kostenlos genutzt werden darf.
Wir haben darauf verzichtet, weil wir keine Klimaanlage an Bord haben und die Stromversorgung mit unseren Solarpanelen nur dafür reicht, unsere Elektronik, unsere Wasserpumpe und unser Licht zu garantieren, wahrscheinlich aber nicht unseren Ventilator im Dauerbetrieb.

Das Film History Museum zeigt eindrucksvoll die besten Zeiten dieser Gegend, denn heute lebt diese glorifizierte Vergangenheit nur noch durch die museale Wiedergabe der damaligen Cowboywelt: John Wayne, Garry Cooper und wie sie allen hießen, haben hier zwischen 1930 und 1955 viele Szenen bekannter amerikanischer Westernfilme gedreht.
Die Alabama Hills bildeten dabei die beeindruckende Kulisse für „gemütliche“ nächtliche Szenen am Lagerfeuer, von weißen Helden gewonnene Kämpfe mit „gefährlichen“ Indianern, meistens „gerecht“ ausgehende Schießereien zwischen Guten und Bösen, kriminelle Überfälle auf Kutschen und von Helden geküsste Frauen an sentimental bekochten Öfen auf „Zuhausegefühle“ ausstrahlenden Ranches im wilden Westen…

…zurück zum Campground und in unsere Gegenwart…

…and now it’s Pooltime again!

4 Gedanken zu “Von Pool zu Pool…

  1. Hallo Ihr Weltenbummler,
    bei dem Thema „Route 66“ fiel mir auf Anhieb der Musiktitel „Route 66″ein. Der Titel ist mir bekannt durch die Coverversion von den Rolling Stones. …..und wie immer, eine Menge toller Fotos. Euer Reiseblog ist einfach Spitze.
    Liebe Grüße aus der Heimat von
    Detlef Knüppel

  2. Eindrucksvoll , wie immer! Und diese unglaublichen Gegensätze in der Landschaft aber auch in dem was darin gebaut worden bzw. wieder verfallen ist.
    By the way , nehmt euch für den 16.September ( ist zwar noch etwas hin ) nichts vor . An dem Sonntag ( 1 Tag nach unserem Familientreffen ) möchte ich mit euch und einigen anderen Familienangehörigen meinen 80. Geburtstag feiern . Ich plane ein gemeinsames Abendessen in kleinem Kreis in einem angenehmen Restaurant in Heepen.
    Weiterhin alles Gute
    Alfred

  3. Hallo Ihr beiden,
    wir freuen uns, dass Euch unsere Tipps etwas geholfen haben. Die Alabama Hills und die östliche Sierra Nevada gehören zu den weniger bekannten, aber umso schöneren Juwelen im Westen der USA.
    Ihr seid jetzt nicht mehr weit vom US-amerikanischen Glacier NP entfernt. Falls Ihr Lust auf einen Abstecher nach Kanada habt, können wir den Waterton NP direkt hinter der Grenze empfehlen. Der Campground liegt wunderschön am See inmitten einer kleinen „NP-Stadt“ mit einer der besten Eisdielen in Nordamerika, tollen Wandermöglichkeiten (lang und kurz) und der Möglichkeit für Bootstouren. Am 01. Juli ist Canada Day und da gab es ein schönes Fest mit einer „Parade“, die trotz oder weil in erster Linie Kinder teilnehmen wirklich sehenswert war (und es gab „free Icecream“ und Hot Dogs für 1 Dollar 🙂
    Viele Grüße und weiterhin gute Fahrt
    Klaus und Sonja

    • Ihr Lieben,
      danke für den Tipp Waterton NP, hatten wir überlegt, auch Glacier, aber leider durch die hohen Berge und ausgesetzten Stellen nichts für mich, jedenfalls nicht von der Westseite aus. ( Recherche Google Earth ist immer sehr hilfreich und dann die 2/ 3 D Ansicht aktivieren und ich weiß Bescheid 😳) Ich hatte ja schon am Grand Canyon Schnappatmung, also wollen wir jetzt raus aus der Höhe in die Plains.
      Wir wollen noch etwas Zeit in Montana verbringen und müssen am 20. August in New Brunswick sein, Freunde von der letzten Reise treffen. Noch viele Meilen und wenig Zeit übrig.
      Bei Euch ist ja dieses Jahr ein Supersommer in Sicht, wir wünschen Euch schöne Wochenenden, fahrt Ihr in den Urlaub?
      Ganz liebe Grüße aus Idaho
      Vero mit Reiner

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