Amelia -Petanque- Island

Donnerstag, 7. November 2019.

Fort Clinch State Park, Riverside CG, Amelia Island, FL

Während unserer gemächlichen 150 Kilometerroute durch den Wald-, Wiesen- und Brückenstaat Georgia bleiben wir wahrhaftig fast immer geradeaus.

Auf dem schier ewigen Hwy 17, diesem schnörkellosen Weg Richtung Sehnsucht Süden rattert es auf den Metallrosten der Fahrbahn erheblich, als wir irgendwann diese unscheinbare Brücke über den St. Marys River überqueren und „zack“ sind wir in Florida, von Sunshine allerdings noch nichts zu sehen.

Für diese knappe Woche wird unsere Story etwas kompliziert…
Denn unser Lieblings- und naheste Übernachtungsplatz zum Turnier in Fernandina Beach, der Fort Clinch State Park ist seit Monaten ausgebucht und es gibt auch für uns keine Ausnahme am Office, kein „first come, first serve“ oder „walking in“ Spontan-Restplatz. Natürliche wäre alles rechtzeitig online übers Internet zu buchen gewesen.
Wir waren einfach zu spät dran.

Sicherheitshalber haben wir für die Zeit während des Turniers die 30 km entfernte Alternative im Little Talbot Island State Park organisiert.

Das meine ich mit kompliziert: – Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Weil Vero mit Ihrer Spezial-Energie immer wieder aufs Neue im Internet den Stand der Reservierungen in Fort Clinch überprüft und nicht aufgibt, findet sie (mit Ausnahme einer Übernachtung) plötzlich doch noch einen freien Platz (#36) im Riverside Campground, Fort Clinch State Park.
Wir buchen!!!
Natürlich bedeutet „Storno“ des ursprünglich reservierten Platzes auch hier Gebühren!
Letztendlich sind wir jedoch glücklich darüber, jeden Tag gute 60 Kilometer weniger fahren zu müssen.

Unser Traumplatz tief im Wald an der Atlantik-Spitze unter viel Spanish Moss…

Zurück zum Turnierplatz und zum normalen Spaß:

Donnerstag, 7. November 2019, nachmittags
Der Jachthafen von Fernandina Beach liegt ruhig vor uns. Einen Parkplatz vor dem Turnier zu bekommen, ist kein Problem.

…und genügend Platz zum Üben allemal:

Mit Judy und Ed, meinem Turnierpartner, wir spielen nun zum dritten Mal dieses Turnier, haben wir uns am großen Zelt verabredet.
Einerseits ist es fast so, als hätten wir uns erst gestern gesehen. Aber andererseits erschrecken wir: Ed geht am Stock!
Darauf angesprochen erklärt er, dass alles bestens sei. Seine kürzliche Knieoperation zwinge ihn zur Vorsicht, aber spielen könne er ohne Probleme…

Er ist wirklich gut drauf und seine Fähigkeiten zu „legen“ sind noch kompletter geworden. Mal sehen, ob meine reichlich trainierten Schießerqualitäten ausreichen!

8. November, Freitag morgen:
Wir trainieren an diesem letzten Tag vor dem Turnier noch ein wenig und schauen gleichzeitig bewundernd „rüberschielend“ den „eingekauften“ Profis des Teams France zu. Bei mir kommt so etwas wie „kleiner Junge im Alter von 71“ Gefühl auf:

Dylan Rocher, Damien Hureau, Claudy Weibel, Stephane Robineau etc.

Die (Welt)meister ihres Fachs können gegen Geld zum Üben oder für ein „Spielchen“ gebucht werden. Diese Leichtigkeit, Genauigkeit, Treffsicherheit… wow!
Letztendlich siegt die Ratio:

Ich bin so glücklich an diesem Turnier zusammen mit Ed als ein Team von insgesamt 172 dabei sein zu können.
Der olympische Gedanke hat was!

Samstag, 9. November 2019, sehr früh morgens: 8 Uhr

Die versammelte Menge von mehr als 350 Spieler*innen aus schätzungsweise zwanzig verschiedenen Ländern stellt sich pünktlich, Mütze ab, zum feierlichen Sologesang der amerikanischen Nationalhymne „The Star-Spangled Banner“ auf.


Das Gruppenfoto ist für mich persönlich wegen des erdumspannenden, friedlichen, gute Stimmung verbreitenden Charakters ein besonders berührender Moment.

Wir sind Team #147 und spielen zuerst gegen Team #44 auf Court #1! Eine besondere Ehre, weil dieser Platz am Ende des Turniers wegen seiner Bodenbeschaffenheit ein Teil des Finalspieles sein wird.

Wir gewinnen! Unsere Gegner kommen aus Oklahoma, sind Brüder und spielen zu Hause mangels Clubs in verschiedenen Gruppen verteilt über eine riesige Region. Scheint wohl eher eine Boule Diaspora zu sein!

Läuft alles wie geschmiert? – Es entwickelt sich über den gesamten Samstagvormittag hinweg, die für mich wie ich mich nach einem ersten schnellen Sieg kenne, typische Haltung zwischen Leichtsinn, Konzentrationsschwäche, Ärger, Oberflächlichkeit und unter anderem daraus resultierend:

Niederlagen!

Wir verlieren die nächsten beiden Spiele! – Der Schiedsrichter ist auch noch gegen uns…

Nach dem Lunch um 12:00 pm geht es mit zwei Spielen weiter. Ed spielt souverän und mein Glaube an mich selbst wächst von gewonnenem Punkt zu Punkt!
Hier wird nichts mehr verloren. Schluss damit…

Video:

Bei diesen vielen aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt kommenden Gegner*innen frag mich mal, wie sie alle heißen…

„Stolz wie Oskar“ fahren wir jedenfalls heute Abend noch bei Tageslicht zum Little Talbot Island State Park, um unsere reservierte Site #40 zu finden. Es gibt nur ein kleines Problem: Sie ist schon besetzt!
Wir klopfen an die Tür des dortigen Riesen-Trailers. Eine etwas irritierte Frau öffnet und erzählt uns, nachdem wir den Anlass unseres Besuches erklärt haben, etwas von „emergency room, her husband“, und von „stay extended“.
Wir mögen etwas warten, sie rufe die Ranger an…
Letztendlich müssen wir noch einmal zurück zum Office: „Nehmt unseren Reserveplatz, sorry, wir haben vergessen, Euch Bescheid zu sagen“
Die #37 sieht dann auf den ersten Blick nicht schlecht aus. Gute Nacht!

Das schnelle Ende kommt dann aber am frühen Morgen. Der Wasserpegel in der nahegelegenen Bucht steigt für uns ungewöhnlich schnell. Er schiebt sich – zu uns!!! Wann ist bei uns landunter?

Rekordverdächtig schnell sind all unsere Utensilien im WoMo verstaut, Strom ab, Stühle rein, Navi eingestellt und 2 Meter vor „Flooding“ nix wie weg hier!
Liegt vielleicht am Vollmond…

Sonntag, 10. November 2019

Es sieht so aus, als wenn dieses erste Foto unsere morgendliche Spielbesprechung zeigt. Wir wissen, was uns mit unserer Auslosung unter die 60 erfolgreichsten Teams für heute bevorsteht…

Wir sind gut drauf!

Bei aller Mühe, gut drauf sein reicht für diese Nummer nicht aus:

Unsere letzten Gegner, der Präsident des Dallas Petanque Club mit seiner Partnerin: Sie haben uns geschafft – wir sind draußen!

Fazit des Turniers: Hätten wir ein Spiel weniger gewonnen, wären wir jetzt wahrscheinlich um $100 reicher – denn der samstägliche Erfolg von 3:2 Spielgewinnen hat uns in die Bestengruppe katapultiert.
Das Ergebnis: Heute spielten wir in Concours A und landeten zwischen dem 17. und 32. Platz ohne Preisgeld, anstatt in den Consulantes A, B oder C irgendwo zwischen Platz 33 und 40, aber mit Preisgeld…

In jedem Fall ist es für uns einfach ein großer Spaß gewesen und hat mir für meine nächsten Petanque-Reiseziele viele neue Kontakte …, vielleicht auch nach Dallas, Texas gebracht.

Es ist Zeit, einen faltbaren Startring zu kaufen und mich über ein Wiedersehen mit Philippe Boets, dem quirligen Belgier und Gründer des Turniers und vor allem des ersten amerikanischen Boule Online Shops seit 1991 zu freuen.
Was für ein Gefühl: „Reiner! you are back to Amelia Island

Nach einer herzlichen Einladung zum Essen für heute Abend im „The Sandbar & Kitchen“ verabschieden wir uns von Judy und Ed.

Werden wir uns in Deutschland wiedersehen? Unsere Einladung steht!

Welcome to Germany sometime!

Ein Gedanke zu “Amelia -Petanque- Island

  1. Schöner Bericht über ein mir – jetzt weiß ich es – ziemlich unbekanntes Spiel…
    Ich freue mich auf ein Wiedersehen und vielleicht entsprechende Spielmöglichkeiten. Möglicherweise bin ich dann auch im Besitz entsprechender Kugeln…
    Lg Manfred

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