Isla Christina
…nun ist es doch noch nicht Portugal geworden.Haben gelesen, dass es nahe dem Naturpark Donana direkt an den Stränden der großen atlantischen Bucht von Cadiz noch zwei, drei schöne Campingplätze geben soll. Das hört sich echt verlockend an.
Aber nach dem Frühstück werfen wir erst noch auf dem Weg dahin, an Sevilla vorbei (schluchzzz), anders geht es nicht, einen Blick nach El Rocio rein.
Davon haben wir widerum von Erna und Manfred gehört, unseren „Übersee-Scouts“, mit denen wir in regem Gedankenkontakt stehen.
Eine verwunschene, rein äußerlich an eine Westernstadt erinnernde, Kulisse einer Stadt mit sandigen, unbefestigten Straßen,
diesen unverwechselbaren „Anleineholzstangen“ für die Pferde, vor jedem Haus eine eigene, in der man ohne Probleme die Mundharmonikamelodie aus dem Film „Spiel mir das Lied vom Tod“ hören kann, wenn man die Fantasie der Grausamkeit nur nahe genug an sich heran lässt.In Wirklichkeit ist es aber eine durch und durch katholisch, klerikal geprägte Stadt, deren meisten Häuser sich im Besitz spanisch-katholischer Bruderschaften befinden und die nur jährlich einmal zu Pfingsten irgendwie zum bedeutsamen Leben erwacht, wenn dem „Lesennach“ mehr als eine Millionen Gläubige über eine genau festgelegte Route von und zur prachtvollen Kirche des Ortes prozessieren.
Für uns unvorstellbar, wo die alle bleiben und was die sich hier erhoffen.
Aber vielleicht dienen die oben angesprochenen Häuser während dieser Tage ja als Unterkünfte für die aus allen Richtungen Spaniens anströmenden Pilger und die Teilnahme an der Prozession als „Sündenvergebungsritual“.
So what…Die nun folgenden Kilometer (so zwischen 70 und 80) in der Mittagshitze immer stur nach Westen auf einer schnurgeraden, ohne jegliche menschlichen Behausungen in Sichtweite, geben uns einen kleinen Vorgeschmack auf die Weiten, die uns in USA erwarten werden:
hier jedenfalls ermüdend…
Und dann, der erste Camping, nach Kilometern unbefestigten Schotterweges abseits der Hauptstraße und weit weg von der nächsten Ortschaft, immer noch nicht in Sicht, kommt für uns schon wegen dieser beiden Kriterien nicht in Frage.
Der zweite Camping, am Rande von Mazagon und nahe dem langen Strand gelegen, könnte uns von der anstrengenden Fahrt erlösen. Aber nee, eine solche Müllhalde soll nicht unsere Bleibe für die nächsten Tage werden…
Jetzt muss es passen: nach weiteren 30 km erreichen wir kurz vor der portugiesischen Grenze den großen Pinienwald, in dem der Camping „Giralda“, 1.Kategorie, sich ausbreitet.
Strand: sehr schön, Ortsnähe: gut, Stellplätze: für uns nicht so attraktiv, weil völlig offen und von allen Seiten den sozialen Kontakten überwinternder Nordeuropäer schutzlos ausgeliefert.
Unterm Strich:
Für eine Nacht ist es ganz o.k., aber morgen hat es sich damit für Spanien, eigentlich mögen wir ja auch Portugal, wieso auch immer, sowieso viel lieber 😉
Wir sind aber auch sowas von wählerisch…