21. -24. Juli 2015
startet gerade ein Motorflugzeug…
und ganz nah neben mir macht das Wasser im Alukessel auf der Gasflamme dieses gurgelnde Geräusch, dass zeigt, dass der Kaffee gar nicht mehr weit weg ist…
Und wir, kaum zu glauben: sind in USA, liegen in unserem WoMo mit „Durchzug“ und erholen uns von den Schweißattaken der heißen Gewitternacht bei geschlossenen Fenstern.
Denn nur am hellen Tag kommen keine Mücken durch die Gitter oder was weiß ich wodurch.
Schon seit Tagen haben wir mit steigender Tendenz immer um die 28 bis 36° C, so dass wir durch die Solaranlage zwar gut mit Energie versorgt werden, aber ohne Klimaanlage insbesondere nachts, wenn das Thermometer nicht unter 24° fällt, ganz schön alt aussehen.
Trotzdem erholen wir uns gut von unserem „Grenzwechselstress“ und sind jetzt nach fast 5000 gefahrenen Kilometern in Minnesota (MN), USA.
Die Landschaft ist flacher geworden, der Wald/die Bäume dünner,
die Flächen meist landwirtschaftlich organisiert,
die Seen „zivilisierter“, aber insgesamt alles noch sehr grün.
Wir sind in Bemidji angekommen, einer mittelgroßen Stadt mit einem typischen „Wochenende-Campground“, was bedeutet, von Sonntagmittag bis zum nächsten Freitagmorgen ist „tote Hose“, aber dazwischen outdoor living pur,
alle zieht es auf den Campground, an den See, oder besser: in oder auf ihre Trailer, Boote, RV’s, Motorbykes, manchmal auch Bicycles, einige dorthin zum Angeln (aber sicher nicht zu Fuß).
Es kommt allem Anschein nach nicht so sehr auf die Bewegung an als vielmehr auf die „Freiheit“, das Gefühl, machen zu können, was man will!
„Hamilton Fox Lake CG“ ist voll von solchen „Freiheitsgarantiesuchenden“
Wir lernen John kennen, der zu 50% finnisches Blut von Mutter’s Seite in sich trägt.
Seine Philosophie ist momentan, mit seiner Frau und zwei Kindern den Sommer im Trailer auf einem CG zu verbringen (er arbeitet als Handwerker immer woanders) und im Winter im Hotel zu leben.
Die große Wasserschildkröte, die er uns zeigt bringt uns mit Eric in Kontakt, der wiederum ganzjährig mit seiner schwangeren Frau im vom PickUp gezogenen Trailer (27 ft. lang) lebt.
Seine Brötchen verdient er als selbstständiger Fotograf, der eigene Reiseberichte mit Videos und Fotos an RV-Hersteller in den USA verkauft.
Die versprechen sich davon natürlich kräftige Umsatzsteigerungen beim Verkauf ihrer Trailer und RV’s.
Seine Fotos sind phantastisch und unter shorelooksnice.com zu sehen.
Am nächsten Tag machen wir das, was wir uns schon länger vorgenommen haben, wir fahren eine Weile „über Land“
scheuen auch nicht vor „gravel“ Roads zurück,
müssen immer mal wieder kleine Pausen einlagen und kommen dann endlich zu unserem Ziel:
Dem Örtchen Lindström, ungefähr 40 km nordöstlich von Minneapolis/ St. Paul im Chisago County gelegen, statten wir einen nostalgischen Besuch ab.
Na, Annette und Cornelius, klickerts?
Genau, Karl Oskar und Kristina Nielsson, die „Auswanderer“ aus Vilhelm Mobergs vier Romanen über schwedische Familien, die um 1845 herum in Lindstrom, Chisago County, Minnesota eine neue Heimat fanden, haben hier ein Denkmal erhalten…
Natürlich sind diese Beiden nur die RomanprotagonistInnen, aber tatsächlich lebt dieses Ländchen hier von und mit ganz vielen schwedischen Einwanderern und ihrer mitgebrachten Kultur.
Jedes Jahr Anfang Juli gibt es einen „Karl Oskar Day“. Hätten wir gern gesehen, haben wir leider zeitlich nicht geschafft .
Wer weiß, wofür es gut ist, denn die Feste hier sind für uns eher „gewöhnungsbedürftig“. (Es gab eine Parade, einen offenen Markt, einen „Buttoncontest“ …)
Die hier gelandeten Deutschen machen sich dabei auch bemerkbar (siehe „Deutschland Meat“)
Wie in vielen Städchen finden wir auch hier „Erinnerungsdenkmale“. Hier ein Beispiel für die Würdigung der Arbeit aller Einwandererfrauen.
Wir ziehen wir uns jetzt erst mal wieder für 4 Tage auf’s Land zurück.
Unser Domizil wird der Campground „Ham Lake“ beim gleichnamigen Ort und See.
Wir landen auf einer größeren baumumrandeten Rasenfläche mit firepit und unser bestelltes Holz liegt schon bereit.
Ein kurzes Bad in dem schilfigen See, der auch nach 200 Metern immer noch nicht tiefer ist als meine Oberschenkel lang, aber erfrischend
und dann schnell unser Mückenzelt aufgebaut, um anschließend ungestört zu Abend essen zu können.
Jetzt bleiben wir erst einmal hier, denn es wird Wochenende und wir lungern herum, wie die übrigen, meistens Minnesota-Camper, auch…
Manchmal vergesse ich, wo ich eigentlich bin, dann lausche ich, höre diese gutturalen Laute der um uns herum wie „gekaut“ klingenden Sprachfetzen oder die inzwischen schon zum Alltag gehörenden „Klanghörner“ der Eisenbahn, und ich bin wieder „im Bilde“…
Ach ja, wir sind ja mitten in Nordamerika und zum nächsten Ozean sind es ja in beide Richtungen ca. 3000 Kilometer!!!
…and it´s really a long way to Tipperary!