Minnesota und Hummel Hummel…

Montag, den 27. Juli 2015

Wieder ein wenig weiter westlich  lernen wir einen neuen Supermarkt mit „Edeka-Wehrmann Flair“, den Cub-Market in Rogers, kennen und…
er hat 24 Stunden am Tag geöffnet, für uns wunderbar.


Wir können nicht nur auf dem Parkplatz „overnighten“, sondern auch, so lange wir wollen, bei kostenlosem Kaffee im Café die WiFi Verbindung nutzen.
Die nette Marah am „Customer-Service“ hat auf der Uni Deutsch studiert und traut sich sogar Deutsch zu sprechen!

 

Dienstag, 28. Juli 2015

…als Einkaufalternative finden wir heute morgen einen ALDI.
Lebensmittel sind dort tatsächlich, wie in Deutschland, preisgünstiger als in anderen Supermärkten hier. …Und es gibt sogar Schwarzbrot, italienische Salami zu einem annehmbaren Preis und französischen Brie. Das alles wird zur „Köstlichkeit“, wenn es nicht jeden Tag selbstverständlich im Regal zu finden ist.

Ich sitze noch nicht lange wartend im Auto, schon spricht mich ein Mann an, mit, wie er mir erzählt, malayischen „Wurzeln“. Unser Auto natürlich… aber auch, dass er Mercedes über alles liebt, dass er 82 Jahre alt ist und ob ich wisse, wieviele Unfälle zwischen Autos und Eisenbahnen am Tag in USA, die sagen hier immer „America“, passieren?
Er lacht, als ich sage: „Five?“, weil er natürlich weiß, dass ich sehr daneben liege (er war Professor für Kriminalistik und Bildung).
Statistisch gesehen seien die Amerikaner so blöd und unaufmerksam, dass alle 37 Minuten ein solcher Unfall geschehe. Im Übrigen sei seine Leidenschaft schon immer „Soccer“ gewesen und bevor er vor 50 Jahren nach „America“ gekommen sei, habe er schon für die malayische Fußballnationalmannschaft gespielt.

Ich finde, er ist mal wieder ein herrliches Beispiel für diese Pflege des offenen „come and go-talks“. Ich liebe diese kleinen „Kennenlern-Zwischenstopps“ und könnte von Dutzenden mehr erzählen…

Aber bevor ich mich verquatsche:
Jetzt geht’s richtig rein in den „Golden Buckle of the Dairy Belt“ („die goldene Schnalle des Milchgürtels“)

Mal sehen, was es hier alles so gibt…außer Landwirtschaft.

Diese Ortsschild wirkt schon fast befremdlich, wenn das New Germany ist, dann „Gute Nacht Deutschland!“

Und wer den Vornamen meiner Mutter kennt, der empfindet, diese Straße müsste nicht nach ihr benannt sein (sie hätte eine schönere verdient!)
Nichts wie weg hier!
Einen verpennteren Ort haben wir noch nicht zu Gesicht gekriegt.

Schnell ab nach Hamburg…
Das ist ja mal ein schöner Ort – Keine Sorge, wir sind noch nicht wieder in Deutschland!

Hamburg, Minnesota liegt gleich kurz hinter New Germany und in der Nähe von Heidelberg und New Ulm.
Wer noch nicht dort war, hier ist der Hinweis zur Webseite mit der History of the City of Hamburg: cityofhamburgmn.com/City_History.aspx

Man kann wirklich mitten auf der Straße spazierengehen…
Es ist nicht richtig altmodisch, aber doch sehr frühdeutsch, ordentlich, unheimlich (im wahrsten Sinne des Wortes) ruhig, quadratisch, praktisch, gut…

Und Gerd, was liegt wohl sofort am Anfang dieses beschaulichen Städtchens mitten zwischen riesigen, nur in Kilometern oder wie die das hier üblich ist, in Acre zu messenden Maisfeldern (1 Acre sind ca. 457 qm)?

Das überdurchschnittlich große, nicht zu übersehende Fire Department of the City of Hamburg. (Wir haben an dich denken müssen)

Nach einer kurzen Besichtigungstour durch den Ort, natürlich mit dem Auto, zu Fuß fallen wir hier als „was wollen die denn hier!“ sofort auf, wieder zurück am Fire Department, sehen wir diesen wunderschönen, ruhig gelegenen Parkplatz: er lädt zum Übernachten geradezu ein!

Der Kontakt zu Jeremy, dem Verwaltungschef und seiner Sekretärin, Cherry ist sehr freundlich. Unser Gefühl sagt uns, hier werden wir eine gute Nacht verbringen.

Am nächsten Morgen können wir im Evakuierungsraum der Feuerwache das Guest-WiFi der Gemeindeverwaltung nutzen und zu guter Letzt taucht dann auch noch der „Stadtdirektor“ Jeremy auf und verabschiedet uns mit einem Gastgeschenk!

Mittwoch, 29.07.2015

Wir sind unterwegs nach New Ulm, der nächsten „deutschen“ Stadt in dieser Ecke Minnesotas.

Schon mal was von „Hermann, the German“ gehört?

Wir finden ihn als nächstes historisches Monument, dass einerseits unübersehbar darauf aufmerksam macht, dass hier die deutsche Geschichte, und zwar insbesondere die, die den Kampf gegen Unterdrückung zum Inhalt hat, wichtig genommen wird.

Und andererseits das Bewusstsein für touristische Attraktionen, die dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen motiviert werden wie wir, uns diese Stadt anzuschauen.
Ernst Bandels „Hermann der Cherusker“ aus dem Teutoburger Wald bei Detmold lässt grüßen.

Die Minnesota Street lässt an einigen Häusern erkennen, wie die Siedler Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts den wirtschaftlichen Wohlstand dazu nutzten, Ihre Erinnerungen an Deutschland in Baukunst umzusetzen.

Das dort heute unter anderem auch ein „Quiltshop“ unser Interesse weckt,

hat allerdings nur mit Vero’s Überzeugung zu tun, dass wir doch einen „Memory-Quilt“ herstellen könnten!

Ob die Frau im Laden es wirklich ehrlich gemeint hat, als sie „how nice“ ausrief auf Vero’s Erklärung: „wir wollen den Quilt mit der Hand nähen!“?

Wir übernachten in dem ca. 3 Meilen entfernt, sehr schön gelegenen „Flandrau-Statepark“,

finden vorher dort noch Gelegenheit, im nahen See ein erfrischendes Bad zu nehmen (von lifeguards on Duty) beobachtet

und genießen nach dem obligatorischen Campfire unsere Betten (so ziemlich ohne Mücken, aber draußen mit ganz viel Glühwürmchen. Schon lange nicht mehr gesehen!)

Und ’ne Axt hab ich jetzt auch !

Donnerstag, 30.07.2015

Dieser „Fahrtag“ ist ein „Unsere kleine Farm“-Tag. Vero steht ganz unter dem Eindruck dieser Fernsehserie aus den Fünfzigern/Sechzigern, die sie in intensiver Erinnerung hat.

Mittags erreichen wir bei herrlichstem Sonnenschein Sleepy Eye. Ist das nicht ein herrlicher Name für einen Ort?
„Dieses Ziel konnte Pa damals nicht an einem Tag mit Pferd und Wagen erreichen“ erzählt mir Vero.

„Von Walnut Grove aus sind es immerhin 50 Meilen“, jawoll, und wir schaffen das jetzt in einer Stunde, zack, über den Highway und schon sind wir im süßen kleinen Museum über diese Geschichte.

Jetzt lerne ich, der „nur“ Bonanza, Fury, Lassy und Rin Tin Tin mit Rusty seiner Erinnerung entnehmen kann, dass hier „Little Joe“ in dieser prüden „kleinen Farm“ „Bonanza“ mit meinen Helden Hoss, Pa Ben Cartwright und Hop Sing, dem chinesischen Koch, verraten hat!

Aber ernsthaft, die hier zu sehenden Alltagsbedingungen, durch Haus-, Wohnungs- und Kücheneinrichtung originalgetreu dargestellt,

spiegeln die Voraussetzungen, unter denen die Menschen hier lebten, vermitteln hautnah dass harte Leben, aber auch den Einfallsreichtum der EinwanderInnen.

Im Übrigen sind die Behausungen, egal ob Zimmer, Schulraum in der „Eineklasseschule“

oder Kirche in der Realität viel, viel kleiner als ich sie aus dem Fernsehen in Erinnerung habe.

Das ist die klassische Differenz zwischen Kindheitserinnerung und Erwachsenenwahrnehmung.
Dazu gehört wohl auch, dass ein solches Museum sehr drastisch zeigt, die historische Realität des Alltags der amerikanischen Siedler zwischen 1850 und 1900 bestand nicht wirklich aus „Rin Tin Tin“, „Fury“ oder kleiner Farm, sondern aus viel Mut, Einfallsreichtum, Solidarität untereinander und Lebenswillen.

Glaube gab es wohl mindestens in zweierlei Hinsicht.
Einerseits an die meist in Amerika „neu gelebte“ Religion und andererseits daran, ES auf jeden Fall zu schaffen!
…und beide „Glauben“ finden wir heute hier immer wieder.

We like Sunday!

Ein Gedanke zu “Minnesota und Hummel Hummel…

  1. Hallo Reiner.
    Ein klasse Beitrag ( wie viele andere auch ) aber mit dem besonderen Bezug zum Alltag des
    real existierenden örtlichen Amerikas und vergangener Zeiten , wunderbar.
    Mich würden mal einige Preise interessieren ; z.B. von Lebensmitteln , Obst , Gemüse und so.
    Schön wäre auch mal zu erfahren , was so ein Durchschnitts Amerikaner ,( wenn es den denn gibt), verdient.

    Liebe Grüße , auch an Vero ,
    Alfred.

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