Freitag und Samstag, 19./20.September 2015
NewYorkCity? Nein! Noch nicht.
Wir überqueren erstmal den Susquehanna River bei Columbia.
Unser Ziel ist Lancaster County, Pennsylvania.
Wir kommen auf der Karte oben von links rein und das über eine zweite moderne Brücke, so dass wir die, die über diesem Beitrag zu sehen ist und die so außerordentlich schön ist, neben uns haben und hier noch einmal unbedingt zeigen müssen:
Wir wenden uns gemächlich unserem nächsten Schlafplatz zu.
Der Countypark Hybernia hat zwei „Campgroundschleifen“! Fiddlers Loop und Lake Loop!
Die Straße in den Park verläuft kurvig und hügelig, zum Schluss über One Lane Roads, bis sie an einem herrschaftlichen, hier völlig unerwartet auftauchendem Haus, endet.
Das kann aber noch nicht alles gewesen sein. Deshalb fällt unvermutet dann doch noch das kleine Office der Ranger, versteckt im Hintergrund liegend, auf, in dem wir uns anmelden müssen.
Die Wahl zwischen einer der beiden Loops fällt nicht leicht.
Also heute, Freitagabend nehmen wir „Lake“, war bisher immer gut!
Wir sind spät dran – die Sonne ist gerade am runterfallen – und Feuerholz haben wir auch nicht. „Lake“ ist hier nicht wirklich zu sehen, aber ein unglaublich hoch- und dichtgewachsener Laubwald.
Nichts kultiviert- sehr beschützend.
Auf dem riesigen Baumgeviert von ungefähr einem Quadratkilometer Größe verlieren sich drei Zelte und ein Robel.
Die Site Nummer 8 ist einigermaßen waagerecht, also schnell den Rest mit unseren Unterlegkeilen ausnivelliert und schon stehen wir gut.
Die Ranger anrufen, Ihnen mitteilen, auf welchem Platz wir stehen, ist mit unserem Cellphone, das wir extra mit US-Nummer und 30 Tage Guthaben gekauft haben, schnell gemacht.
Grill draußen angeschlossen, Pfanne drauf und, bevor wir gar nichts mehr sehen können, hat Vero etwas aus dem Gemüsegarten von Aldi:
gebackenen Feta-ähnlichen Käse und Vollkorn-Spaghetti mit Sojasauce abgeschmeckt, gezaubert.
Inzwischen stehen unsere gefüllten Teller irgendwo auf dem Picknicktisch, ihre Schatten, von ungefär 15 Teelichtern geworfen, zeigen uns, wo wir ungefähr unser Essen und unsere Weingläser finden können.
So ähnlich muss es in einem Restaurant ganz ohne Licht, das man in manchen Großstädten findet, auch sein.
Es hat lecker geschmeckt, auch wenn wir nur vermuten können, was wir wann auf der Gabel haben.
Nun kommt der Nachtisch:
Er besteht aus unbekannten, undefinierbaren Geräuschen des Waldes, kombiniert mit den Rufen des Uhus, zwischendurch einem Schluck Miller Lite, einer Prise Glücksgefühl und der Feststellung, es fehlt uns an Nichts!
Die nächste Nacht muss noch etwas warten, weil dazwischen noch ein außerordentlicher Tag in „Amish- und Mennonitenland“ liegt.
(Im Übrigen nicht Äämish gesprochen, sondern Aamish! Muss ich mich auch erst noch dran gewöhnen.)
Liegt alles in Pennsylvania zwischen Lancaster im Westen und ohne größere Stadt im Osten.
Es gibt wider Erwarten viel Verkehr auf den sich hier durchziehenden Straßen mit überraschend vielen Geschäften,
Kleinbetrieben, Restaurants und Bauernhöfen.
Sehr betriebsam!
Völlig anders, als wir das erwartet haben, denn mit den Amish, wir haben ja im Zusammenhang mit der Überquerung des Ohio River schon einmal etwas darüber geschrieben, verbinden wir eher das Gefühl von „Zurükgebliebenen“. Ist möglicherweise ein klassisches „Vor“Urteil.
Das Besondere auf den wuseligen Straßen sind dann aber doch die Fahrspuren von metallbereiften Rädern der Amishkutschen
und außerdem die auf Tretrollern mit tiefer gelegten Standbrettern über Kilometer dahinhuschenden Leute…
Habe noch nie so schnell rollerfahrende Erwachsene auf einer Bundesstraße respektive einem Highway gesehen.
Vero hat sich in die hiesige, von der in aufregenden Läden zu findenden Quiltkultur völlig verguckt und ich ihr viel Zeit gelassen, sich satt zu sehen.
Für jemanden, der deshalb selbst viel Zeit hat, gibt es viel zu entdecken.
Eine sehr besondere Welt.
Ich habe noch nie eine solche Vielfalt farbiger und gemusterter, bedruckter Stoffe auf einem Haufen bzw. in einem Laden gesehen.
Am späten Samstagnachmittag treffen wir dann zum zweiten Mal im Hibernia Countypark ein und… versuchen heute „Fiddlers Loop“.
Der Unterschied zu gestern:
Anfänglich ist es noch ziemlich hell, wir können unser Abendessen noch mit den Augen wahrnehmend genießen und den Wald, diesen einmalig wilden, unkultivierten Grünling noch im Hellen erobern, weil es hier zwar kein Firewood zu kaufen gibt, aber wir zum ersten Mal in ganz Nordamerika das trockene Holz aus dem Wald auflesen und verbrennen dürfen.
Und davon gibt es eine ganze Menge.
Es liegt so viel herum, dass ich die ganze Nacht über am Feuer sitzen könnte… und frei nach Johnny Cash:
And the flames went higher and I fell into a „Ring of fire“!