…mal wieder „in Sachen History“ unterwegs

Sonntag, den 18. Oktober

Wir sind jetzt mal wieder auf dem Weg zu einem etwas weiter entfernten Zwischenziel und wir wissen noch nicht, wo wir heute Abend „ankern“ werden.
Das ist immer wieder spannend, gleichzeitig aber auch immer eine besondere Herausforderung für mich. Denn ich liebe die Sicherheit!

Wir fahren am Sonntagmorgen, auch ohne viele Trucks ist hier richtiger Betrieb, an Washington DC vorbei Richtung Süden, nutzen dabei unsere bewährten Hwy’s mit einigen mehrspurig zu befahrenden Brücken.

Wieso ist es eigentlich immer noch so warm? Wir haben doch Ende Oktober und Temperaturen zwischen 20 und 30°C.
Es fällt mir schwer, mich darauf einzustellen, dass es das einheitliche, gewöhnliche, von vier Jahreszeiten bestimmte Wetter nur in den sehr gemäßigten Klimazonen unserer Erde gibt. Überall sonst eben nicht.
Weiß ich natürlich, aber ich muss mir immer wieder bewusst machen, dass wir hier in Nordamerika so fahren, dass wir dem Winter „ein Schnippchen schlagen“.

Das ist neu und sehr gewöhnungsbedürftig.
Mein Deckbett habe ich schon lange gegen ein dünnes Betttuch eingetauscht. Nur morgens, so zwischen vier und fünf, zieht manchmal eine leicht kühle Brise durchs Alkovenfenster über die Haut. Dann gebe ich mir das Oberbett.

Die Infrastruktur der Landschaft ist hier im Nordosten der USA deutlich stärker von größerer Menschenmenge und damit verbunden enger Bebauung, dichtem Straßenverkehr

und spinnenarmartigen Interstates- und Highwayanlagen, geprägt.
Ohne GPS-gestütztes Navigationssystem, allein auf Karten angewiesen, hätten wir uns nicht so sicher durch dieses Gewirr manövrieren können. Aber so macht es eher Spaß, als dass es nervig wäre.

Jetzt ist es auch schon wieder früher Abend, wir stehen inzwischen auf „Prince William Family Resort and Campground“ in Millieville, Virginia und genießen die angenehme Atmosphäre.


Montag, 19. Oktober – Dienstag, 20. Oktober 2015

Bevor wir weiterfahren, füllen wir am Campground noch unsere Propangasflaschen auf. Es zeigt sich immer wieder, die Investition in die Außenbefüllung hat sich gelohnt, weil es unter dieser Voraussetzung so easy ist.
„Kg“ Gas in Liter bzw. Gallon umzurechnen ist mir nicht selbstverständlich. Aber das Internet beantwortet auch das: Eine unserer 11 kg Flaschen beinhaltet 5,7 Gallon Propangas (bei 15° Außentemperatur)

Unsere nächste Pause legen wir nach der Regel „jeden Tag ein schönes Städtchen“ in Fredericksburg, Virginia ein.

Im Visitorcenter finden wir die häufig dort beschäftigten sehr freundlichen älteren Damen, die uns nicht nur alle Sehenswürdigkeiten ans Herz legen: „You must see the battlefield!“, sondern uns auch mit örtlicher Karte versehen und uns ins „Auditorium“ zum Cityvideo bitten.
10 Minutenfilmchen, ganz nett gemacht!

Die jetzt überall zu sehende Halloween Grusel Deko begleitet unsere Spaziergang durch Downtown.

Typical British Style – das Städtchen – und da wir das lieben, gefällt es uns eben auch sehr…

Die Konsequenz: Ich habe eine neue Cap aus Irland!

Dienstag, 20. Oktober – Sonntag, 25. Oktober 2015

Das wir hier über eine so lange Zeit bleiben würden und deshalb an einem Stück schreiben können, haben wir im Vorhinein auch nicht geahnt!

„Hier“ heißt „WCRC“ – Williamsburg Christian Retreat Center mit Campground.
Das dienstägliche Cruisen über den besagten Hwy 17 macht totalen Spaß und wir können es immer wieder kaum glauben, dass diese riesigen absolut platten ländlichen, provinziellen Ecken hierher gehören.

Wir finden WCRC am Ende einer 2 Meilen langen „Dirtroad“ aus dem Nichts auftauchend und fühlen uns auf Anhieb so wohl, dass wir unseren Aufenthalt, obwohl wir eigentlich immer wieder weiter wollen, schließlich auf 5 Nächte verlängern.

Hier ist beschauliche Atmosphäre angesagt.
Viel Wald, großzügige Anlage, herrlich versteckt, in einem riesigen Kreis um ein „Bathhouse“ herum gelegene Sites mit Elektrik-, Frischwasser- und Brauchwasseranschluss, also „full hook up“.

Dazu noch Waschmaschine und Trockner für jeweils 1 $ und Wifi auf dem Platz!

Auch wenn wir innerhalb dieser Tage einmal die Site wechseln müssen, weil eine große „Boyscout“ Gruppe während des Wochenendes fast den ganzen Campground belegt. Es ist einfach wunderbar hier…

Quiltzubehör und Boulekugeln ausgepackt und „practice“ ist angesagt. Feuerholz erlaubterweise gesammelt,

„Kindle“ bereit gelegt, E-Paper der „Neuen Westfälischen“ runtergeladen und…relaxed.

Es tut sooo gut!

Während dieser in schon fast heimatlichen Gefilden verbrachten Zeit leisten wir uns einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit.

Es ist wirklich eine Reise „rückwärts“: Nach 12 Meilen Fahrt lassen wir, wie alle BesucherInnen, unser Auto, das Fahrrad und alle weiteren modernen Fortbewegungsmittel auf dem riesigen Parkplatz am Visitorcenter stehen, damit die Gegenwart hinter uns

und finden zu Fuß über eine „Zeitbrücke“ hinein in die Jahre um 1850 ins historische Colonial Williamsburg.

Die Pferdekutschen, die Kleidung der „Bewohnerinnen und Bewohner“,

die unterschiedlichen Häuser, wie Wind- und Wassermühle, Bäckerei, Haushaltswaren-, Lebensmittel- und Stoffladen, Taverne, die Kirche, der Markt, der Strang, das alles symbolisiert den Status des Lebensstandards im 19. Jahrhundert.

Auf der Straße werden wir Zeugen einer Szene, die wir gern beeinflussen möchten, aber soweit geht unsere Fähigkeit in der Zeitreise nun doch nicht:
Ein Mann versucht seine Frau davon zu überzeugen, dass es für Ihre gemeinsame Zukunft richtig ist, den Lockungen der Anwerber, Soldat in der Armee der Union zu werden, nachzugeben.

Immerhin winken: ein Stück Land, Saatgut, eine Kuh, landwirtschaftliche Gerätschaften, natürlich alles erst nach gesunder Rückkehr, aber und das wirkt, sofort Geld, zur Tilgung der drückenden Schuldenlast. Die Entscheidung ist offensichtlich!
Hoffentlich hat er es überlebt!

Wir konnten zwar nicht alles verstehen, aber mit etwas Einfühlungsvermögen begreifen, welchen Herausforderungen die Menschen im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ gegenüber standen.

Wie angenehm, 160 Jahre später wieder in unser WoMo steigen zu können, mit Erleichterung festzustellen, dass uns unser aktuelles Leben sehr gut gefällt und wir uns schon darauf freuen, morgen früh mit unseren Kindern in Europa skypen zu können…

Hi Kids, how are you doing?

Ein Gedanke zu “…mal wieder „in Sachen History“ unterwegs

  1. …wieso heißen die Campgrounds eigentlich alle RV??? Alles wegen Reiner und Vero 😉
    Liebe, herzliche Grüße an Euch Weltenbummler aus der regnerischen und windigen Heimat!
    Hier ist jetzt Kerzen-, Tee- und Spekulatiuszeit am warmen Ofen – hat auch was, hm?!

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