Montag, 28. Dezember 2015
Bei für diese Region ungewöhnlich kühlem und regnerischem Wetter fahren wir mit „Dauerscheibenwischer“ unter den Wolken hindurch und erreichen nachmittags die Golfküste in Alabama.
… und schon ist die Arbeit von einer Stunde wieder für den Pelikan.
Hier am Gulf Shore regiert zwar auch, ähnlich wie in Florida das Geld,
aber insgesamt wird es weniger, wie die Temperaturen…
Wir interessieren uns nicht so sehr für die sich direkt am Meer in großartigen Appartmenthotels verschanzenden Minis und Multis. Egal, wir trotzen dem Regen und lassen uns davon berauschen, dass es sich hier nicht um irgendeine Küste handelt, sondern um die Küste des Golf von Mexico!
Gulf State Park, Gulf Shores AL
Mit fast 500 Sites, verteilt auf einem mehrere Quadratkilometer umfassenden Gelände, ist der Gulf State Park sicher einer der größten Plätze unserer Reise.
Wir haben ihn wegen seiner als herrlich beschriebenen Lage ausgesucht und für 5 Tage reserviert.
Hoffentlich wird das Wetter besser…
Alles klar, sonnen ist nicht, aber wir sind von dem Freizeitangebot des Parks echt begeistert.
Logisch, morgen früh um 9:30 am stehen wir im Activity Center und haben Practice in „Line Dance“. Das ist der Anfang unseres Programms gegen Wetterfrust!
Ach du meine Güte, nur Frauen und ich der einzige Mann, bis kurz nach halb doch noch eine ganze Familie, also mit Mann und Sohn, auftaucht und sich einreiht.
Der erste Tanz „for Beginners“ geht noch, die Schritte sind noch schamvoll zu begreifen und es geht auch ohne „Verknoten der Beine“, aber dann hat die Vorturnerin ihren Charme abgelegt und erwartet von mir das volle Programm. Wahrscheinlich will sie es sich mit den anderen, die schon wochenlang hier rummachen, nicht verderben. Kann ich verstehen.
Forward, back, next wall (heißt 90 Grad Drehung), kick’n tip, cross, brush and bump (Hüftschwung)
Das ist für mich Ballettneuling nun aber wirklich zu viel und ich verziehe mich frustriert in mein iPad zurück. Gut, dass es im Activity Center ein funktionierendes Wifi gibt.
Vero tanzt derweil, als hätte sie niemals in ihrem Leben etwas anderes gemacht…
Und trotzdem hat diese kollektive „Linientanzübung“ auch für mich einen schönen Effekt:
Wir lernen Joanne kennen, die sich Vero als Canadian und ehemalige Schweizerin in bestem Deutsch vorstellt.
Zack, haben wir heute Nachmittag Joanne und ihren Mann Ted bei Kaffee und Keksen auf unserer Picknickbank zu Gast.
Ted heißt eigentlich Eduard, kommt aus Bad Essen, genau: Bad Essen zwischen Wiehengebirge und Mittellandkanal, 40 km von Herford entfernt und ist 1956 als Kind mit seiner Familie nach Kanada ausgewandert.
Es ist herrlich, wie die Lebensgeschichten uns zusammen bringen und ich, nochmal Zack, morgen früh mit Ted die nächste US-amerikanische Sportart, Pickleball, kennenlernen kann.
Mittwoch, den 30.12.2015
Ted und ich fahren in den nächsten Ort, Orange Beach, in die kommunale Recreationhall, nichts anderes als ein echt geiles Bewegungszentrum für die ganze Bevölkerung…
3 $ und eine Unterschrift später, mit der ich bestätige, dass ich im Fall eines Unfalls keine Regressansprüche an die Kommune stellen werde,
stehe ich in der mit ungefähr 30 Leuten gefüllten Sporthalle, in der auf drei Feldern dieses ominöse Spiel abgeht.
Ich erkläre es mal nicht lang und breit, sondern beschreibe es als so ein Ding zwischen Tennis, Badminton und Tischtennis.
Wird als Einzel oder Doppel gespielt und ist mit Regeln ausgestattet, die es auch für ältere Menschen unbedingt empfehlenswert macht.
Ein richtig bewegendes Spiel mit eingebauten „Geschwindigkeisbegrenzungen“.
Vero hat derweil ihre nächste Lektion „Line Dance“ hinter sich.
Donnerstag, 31.12.2015
Heute Nachmittag gibt es eine Gegeneinladung bei den Kanadiern. So sitzen wir zum ersten Mal in einem 5th-Wheeler, dem von Joanne und Ted, essen selbstgebackene Weihnachtsplätzchen und Stollen.
Fifth Wheeler sind diese unendlich langen Anhänger, die als Auflieger auf den Pickup-Trucks gezogen werden.
Dabei hat das gesamte Gespann dann leicht eine Länge von 16-17m.
Muss das so weiter gehen?
Wir haben jetzt einfach Pech mit dem Wetter. Wind und Regen bei 15° sind nicht prickelnd…
Aber ein Spaziergang am Strand
und auf dem kilometerlangen Fishing Pier muss sein…
Fresh fish for fishermen…
Pelikan mit eigenem Sozialarbeiter…
…der andere ist schon ganz neidisch!
…so sieht ein Pelikan nach erfolgreicher Beratung aus!
Das Besondere und Berührende an diesem Jahreswechsel ist für uns, dass wir unseren Kindern, bevor wir selbst „dran sind“, schon sieben Stunden vorher, um 17:00 Uhr ein „Schönes Neues Jahr“ wünschen können.
Der sich über die Erde hinziehende Zeitunterschied und das Internet in der Wäscherei macht es möglich…
Ein echt „verrücktes“ Erlebnis.
Wir verbringen dann Sylvester in trauter Zweisamkeit „zuhause“, essen gut, ziehen uns einen Film aus unserer eigenen „Mediathek“ rein und bemerken das Neue Jahr nur durch ein ordentliches Feuerwerk, dass uns auf den Jahreswechsel um 12 am aufmerksam macht.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!
das fehlt noch…
…anyway, we will dance the next days in rain and in „Line“.