NOLA, not so easy…

Nochmal Sonntag, 03. Januar 2016

Kaum steht unser Auto auf der Campsite, heißen wir mit gegenseitiger Freude Joanne und Ted aus Canada, die wir ja im Gulf State Park in Alabama kennen gelernt haben, willkommen.
Sie sind schon zwei Tage hier und informieren uns über Ihre Ausflüge nach NOLA,  oder New Orleans, Louisiana.

Wir machen uns morgen früh „auf den Patt“, was in diesem Fall schon wieder „Fähre“ bedeutet.

Montag, 4. Januar 2016

Gegen 11 am stehen wir nach einer, wie wir empfinden, odysseehaften Fahrt durch einige immer noch „kathrinageschädigte“ oder sowieso arme Stadtteile von New Orleans zum westlichen Ufer des Mississippi gegenüber dem French Quarter am Fährterminal.
Das WoMo hat, direkt hinterm Deich gut gesichert, seinen Aufenthalt auf einem Parkplatz gleich nebenan gefunden.
Bei 5 $ Parkgebühr für den ganzen Tag können wir nicht meckern.

Nach einer Viertelstunde Fährfahrt gegen „Seniorticket“ erreichen wir den Riverwalk und schlendern, die Sonne strahlt, aber der Wind über’m Mississippi ist sehr heftig, der Karte nach Richtung French Quarter.

Aber erstmal Holocaust-Denkmal, mal wieder eins?
Nein, nicht ein beeindruckender, sondern mehrere beeindruckende Blickwinkel eröffnen sich uns…

Ein besonderes, berührendes Gedenken…

Jetzt wird’s heftig „toury“, hier zwischen Riverwalk, Royal St., Bourbon St., Canal St. und Esplanade jagt eine Attraktion oder was gern eine sein möchte die nächste.

Pferdekutschen, Bluesbands, Wohnungslose, Touristen, Prostituierte, Countrybands, Touristen, Kneipen, Marktstände, Hunde, Bistros, Animateure, Touristen, Gedenktafeln, Jazzkapellen, Touristen, Bettler, „Stillsteh-Künstler“, Spielsalons, Touristen, Denkmäler, Fastfoodbuden, noch mal Touristen und Giftshops wechseln sich auf wahnsinnig engem Raum, auf gleichzeitig großer Fläche in hektischer „Moneymake-Atmosphäre“ ab.

Selbst der Schachspieler spielt nicht einfach aus Spaß: eine Partie gegen Ihn, und er spielt wirklich ausgezeichnet, kostet 5 $.
Wir können kaum noch unterscheiden, was wirklich schön, berührend, zu bewundern oder was kitschig, gefährlich, Angst machend oder einfach nur völlig offensichtliche Abzocke ist.

Diese Frenchquarter-Atmosphäre wirkt auf uns wie St. Pauli mit Reeperbahn und Herbertstr., Schanzenviertel mit alternativer Kultur und Eppendorf mit Schickeriasphäre in Einem.

Was sich aber in Hamburg in verschiedenen Vierteln in unterschiedlicher geografischer Lage findet, also einfacher zu entscheiden ist, worauf man sich einlassen möchte, liegt hier in einem Quarter von vielleicht drei Quadratkilometern geballt, auf- und aussaugend zusammen.

Muss noch mal auf Janis Joplin aus unserem vorletzten Beitrag zurückkommen: „Busted flat in Baton Rouge, waitin‘ for a train…“ aus ihrem Lied „Me And Bobby McGee“

Von den in Baton Rouge abgebrannten Leuten scheinen ganz schön viele in den Zug nach New Orleans eingestiegen zu sein…
Für uns wird es zu einem einzigen undurchschaubaren Durcheinander der verschiedensten Arten knallharten Geschäfts.

Unsere Vorfreude erhält deshalb an diesem Tag einen kräftigen Dämpfer. Vielleicht waren die von vielen Seiten an diese Stadt vergebenen Vorschusslorbeeren für uns nicht so hilfreich, aus unserer heutigen Sicht wohl eher „gelungenes Marketing“.

Aber das alles megamäßig Bestimmende an diesem Viertel ist die von französischen Einwanderern gebaute, bis heute sehr gut erhaltene, ungemein grazile, farbenfrohe, auf uns schlußendlich lebensbejahend wirkende Architektur.

Sie ist leider dem hier wohl unausweichlichen Kommerz und seiner Antipode, der sich „eine Scheibe abschneidenden“ Armut, zur Grundlage geworden und wie wir es empfinden, zu großen Teilen zum Opfer gefallen.

Ich kann es nicht lassen!

Zwei T-Shirts müssen in meinen Besitz übergehen und gleichzeitig auch die Antwort auf meine Frage an den Verkäufer: „Wo würden Sie einen Burger essen gehen?“

„Take ‚The Port of Call‘ at Esplanade Blvd.“
Der gute alte Stadtplan bringt uns hin, wohl wirklich ein Geheimtip, denn von außen kaum als Restaurant zu erkennen, drinnen gemütlich,

hauen uns der Halbpfünder, die Backkartoffel, der Salat, die Zwiebeln, der Smoked Ham und die Dips auf dem Teller wirklich vom Hocker.

Dieses angenehme Erlebnis mit ehrlichem Essen sorgt dafür, dass wir zum späten Nachmittag hin ’ne gute Zeit haben…

Kommen im Dunkeln wieder im State Park an und sind uns einig darüber, dass wir nach diesem Erlebnis kein besonderes Interesse daran haben, diese Stadt weiter zu erkunden. Sie regt uns eher auf als an, stimmt uns wider Erwarten nicht positiv und das brauchen wir nicht.

Dienstag, 5. Januar 2016

Die angenehme Alternative zur Stadt ist, einen Tag mit Walburg und Wolfgang aus Kempten im Allgäu im State Park zu verbringen, uns gegenseitig zu besuchen, viel zu quatschen, zu philosophieren und uns bei der Abfahrt zu versprechen, dass wir uns nicht zum letzten Mal gesehen haben.

Sie sind mit Ihrem VW Touareg mit Dethleffs Wohnwagen, aus Deutschland mitgebracht, in den USA unterwegs, warten hier auf Ersatzteile und gehen über Florida nach Georgia, von wo aus ihr Gespann nach Deutschland verschifft wird.

Auf dem Markt für „Fresh Seafood“, ganz in der Nähe des State Park, haben wir uns Shrimps mitgebracht,
Wir genießen diesen Tag auf dem Platz und besonders abends die frischen, in Olivenöl mit Knoblauch gebratenen Shrimps, die sind unvergleichlich gut!

Am nächsten Morgen, also am Mittwoch, den 6. Januar machen wir uns auf den Weg, noch einmal mit anderthalb Pfund frischen Shrimps im Kühlschrank.

It can only be good and easy!

2 Gedanken zu “NOLA, not so easy…

  1. Hallo Reiner und Vero ,
    so ist das oft im Leben ; je größer die Erwartungen desto größer ist auch die Enttäuschung , wenn
    sich die Erwartungen nicht erfüllen. Aber ich glaube , wenn man dort ist ,muss man NOLA gesehen
    haben . Und das fast food war ja enorm.
    Außerdem scheint das Wetter ja wieder mehr dem Titel eueres blogs zu entsprechen. Ich hoffe , dass das so bleibt und wünsche euch weiter eine gute Zeit.
    L.G Alfred

    • Hallo Alfred,
      danke für Deinen Kommentar. Wir haben New Orleans überwunden! 😅
      Nein, im Ernst, es war nicht so schlimm, wie es sich vielleicht gelesen hat, aber Du hast schon recht, wir waren vorher, glaube ich, etwas euphorisch und haben einfach die „ökonomische Seite“ nicht ausreichend bedacht.
      Und vielleicht hätten wir, mit den ersten Erfahrungen „im Koffer“ doch noch einen zweiten Versuch machen sollen. Aber, „et is wie et is“, sagt der Kölner.
      …“und Alles ist gut“, sagen
      Vero und Reiner
      PS Ganz liebe Grüße!

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