Samstag, 30. Januar 2016
So was haben wir zuletzt in Südflorida erlebt, jeder Kilometer scheint uns der Sonne näher zu bringen… sind ja zwischen Sonne und Erde über den Daumen nur 150 Mio. Kilometer, und hier schaffen 200 schon einen solchen Unterschied!
wir sind also auf dem Weg nach Süden in die Wärme und…
sind dabei nicht allein
Auch wenn es, genau genommen, um uns herum immer leerer und einsamer wird, die Anzeichen der großflächigen Inbesitznahme von Land und/oder Rohstoffen sind ein nachdrücklicher Beweis für: das Leben hier lohnt sich!
Natürlich nicht für alle – aber eben für einige – wenige?
Wieder werden Erinnerungen unserer Kindheits-Fernseh-Erlebnisse, diesmal in Form realer Erfahrungen, geweckt. Leider haben wir (bisher) keine Beziehung zu Rancheros oder Erdölmagnaten knüpfen können.
Und hier, Richtung mexikanische Grenze kommt natürlich wieder die Frage auf: „Wollen wir rüber?“
Nee! Endgültig nein, doch nicht, ist uns, Alles in Allem zu unsicher (haben nur dieses eine Zuhause). Alle Leute, die wir bezüglich dieser Frage um eine Antwort gebeten haben, sagten uns: „Ihr müsst mindestens hundert Kilometer in einem Rutsch nach Süden von der Grenze weg fahren, alles andere ist zu unsicher!“
Obwohl wir dieses „aufregende, aber tragische“ Land eigentlich sehen müssten: Wegen der für uns fremden Kultur bestimmt aufregend, glaube ich sofort, aber auch tragisch?
Auf diese Kombination der Attribute brachte uns Bonnie, die uns dazu in einer Mail schrieb:
„…you’re close enough to Mexico to get a feel for that amazing, but tragic country. Of course, what makes that tragedy ironic is that we Gringos are the major cause with our insatiable need for drugs and guns.“
Deshalb verzichten wir auf die Aufregung – wollen keine Tragik.
Anderes Thema:
„Lake Corpus Christi State Park“
Der mit diesem grandiosen Namen ausgestattete Campground liegt in der Nähe der Ortschaft Mathis, TX und beherbergt uns diese Nacht auf dem weiteren Weg gen Süden.
Die Bäume hier sind trotz der Wärme immer noch nicht frühlingshaft sprießend, sondern machen wegen der prallen Sonne, die ohne dass sie ihren Durst löschen können, auf sie nieder geht, auf uns einen beleidigten Eindruck, der sagen will:
„Warum ist denn nicht wenigstens ein bisschen Wasser im Boden, verdammte Hacke, so dass wir, wenn du schon die Wärme schickst, ja auch endlich loslegen könnten. So schwitzen wir wie verrückt und gammeln mit faltiger, trockner und grauer Rinde vor uns hin!“
Gute Nacht!
Unfassbare Szene! Die Röte kommt übrigens nicht von unserem schönen Campfire heute abend…
Sonntag, 31. Januar 2016
Wir stehen kurz nach vier am Nachmittag dieses wieder sonnigen Sonntags auf der Site 18 des „Citrus Mobile Resort & RV Park“ in Edinburg TX, die wir uns aussuchen durften.
Alles bereiten wir für einen guten Aufenthalt vor.
Markise raus, vordere Fenster abgedunkelt, Bier- und Wasserreserve im Fußraum vorne verstaut, Strom angeschlossen, Kühlschrank auf 12 Volt umgeschaltet, Gashaupthähne geöffnet und alle Dinge, die nicht mehr in die Schränke passen, auf die vorderen Sitze verteilt. Das Übliche eben…
Hab‘ die Fahrräder vergessen! Zwei Minuten später sind sie nutzungsbereit…
Bei diesen herrlichen 24° C, warum sollen wir nicht jetzt, da wir alles erledigt haben, sofort Schwimmen gehen? Blöde Frage!
America liebt den Pool „piewarm“, das heißt in diesem Fall so ungefähr 25º C!
Also kalte Dusche vorweg und hinterher, schwimmen, tauchen, schwimmen, auf die Liege, sich trocknen lassen und alles wieder von vorn.
Zwischendrin, weil wir ja nicht allein hier sind, wieder dieses „Where are you from? Oooh, from Germany! Nice to meet you, welcome to our country!“
Das meinen die wirklich so.
Es ergeben sich immer wieder diese Erinnerungsgespräche über die eigene deutsche oder andere Immigrationsvergangenheit oder Europa-Besuchserfahrungen.
Für Montagmorgen steht Shuffleboard auf dem Activityprogram.
„Hi, what’s your name? Reyno? Please, spell it.“
Spielen mit Amis ist trotzdem eine meine Lieblingsbeschäftigungen…
Wir machen hier die Super-Erfahrung mit der amerikanischen senioreneigenen Willkommenskultur.
Die WillkommenheißerInnen stehen glatt ungefragt (sagen wir mal, ähnlich wie in Deutschland Jehovas Zeugen) vor der Tür und überreichen uns eine Willkommenstasche – mit interessanten, brauch- und unbrauchbaren Utensilien und Discountgutscheinen von Geschäften und Restaurants in der Umgebung.
Ein kleiner Plausch, der Nachbarshund trägt übrigens die Schuhe zum Schutz gegen Skorpione, und schon sind wir ein Teil der großen Resort-Gemeinschaft.
HEB, gesprochen Äitsch-Iiii-Biiii -heißt hier das Supermarkt-Einkaufszauberwort- vieles, von den Menschen bis zu den Waren hat hier hispanischen Ursprung. Gesprochen wird hier meist, na was sonst,
spanisch…
Wir fahren mit dem Fahrrad durch Backroads insgesamt ungefähr 2 km und verstauen nach dem Einkauf zwei Gallons Trinkwasser und frische Lebensmittel in unseren mitgebrachten Taschen, verzurren sie mit „Spinnen“ auf den Gepäckträgern und landen sicher wieder in unserem Quartier.
Donnerstag, den 4. oder 5. Februar 2016
Inzwischen sind schon vier oder fünf Tage in diesem für unsere Verhältnisse luxuriösen Refugium vergangen…
Alle drei Stoffschichten von Vero’s Quilt sind mit Hilfe der erfahrenen Quilterinnen inzwischen zusammen genadelt und warten auf die aufwendige Quiltnaht…
Gerade als es beginnt „alltäglich“ zu werden, machen wir uns wieder „auf die Socken“
bunkern ein paar Gallons Wasser und ohne, dass wir es wirklich gesteuert hätten, landen wir in Zapatta, einem Kleinstnest direkt an der Grenze zu México.
Sonntag, 7. Februar 2016
Der Name des insgesamt mehr unscheinbar granitgrau als gepflegt erscheinenden RV Parks auf betonähnlichem Untergrund, „Amigo Inn“, stellt sich jedoch als nicht übertrieben, sondern als unerwartet, völlig berechtigt heraus. Wir werden ausgesprochen freundlich empfangen.
…und sind mal wieder eingeladen. Eingeladen bedeutet eingeladen!
Diese Geschichte hängt mit dem „Super Bowl 50“ (Denver Broncos – Carolina Panthers), der heute in Santa Clara,California ausgespielt wird, zusammen und geht so:
Im Wohnzimmer des Office, ungefähr 100 qm groß, treffen sich so ziemlich alle Camper und die Bewohner des angeschlossenen Motels, ausdrücklich auch wir, zum „Spielgucken“ auf dem Riesenflatscreen …und zum Essen vom amerikanischen Buffet.
Vorher erklärt uns Robert, der Besitzer des Parks, noch die „Ergebnis-Wette“, an der wir gern teilnehmen können.
Alle wetten auf eine je individuelle Punktedifferenz zu vier verschiedenen Zeitpunkten des Footballspiels.
Die richtige Zahl nach dem 1. Quarter bringt 25 Dollar, zur Halbzeit 50, zum Ende des 3. Quarter 25 und das richtige Ergebnis zum Ende des Spiels bringt sage und schreibe 100 Bucks!
Mit 4 squairs zu je einem Dollar sind wir beide dabei! Völlig abgefahren!
Essen ab 5:00 pm nach kurzer Begrüßung und Gebet.
Es gibt jede Menge „Pork“ in verschiedenen Varianten, Salate, Taccos, Burgerbrötchen, Guacamole, Soßen und zum Abschluss Desserts ohne Ende.
Das Spiel, für uns na ja, unterschiedlich interessant, aber die Atmosphäre fast wie im Stadion, cool!
Dauert mit Commercials und Halbzeitshow (mit Beyoncé, Bruno Mars und Coldplay) runde 3 Stunden, das Weiteressen und Trinken auch…
Fast hätte ich 100 $ eingesackt. War schon tierisch aufgeregt. Aber dann mussten die Denver Devils vier Minuten vor Schluss ja unbedingt noch einen Touch down und zwei Sonderpunkte einfahren, so dass von meinem bis dahin noch passenden Endstand nichts mehr übrig blieb. Sei’s drum! War ein richtig geiler Abend…
Unsere Blog-Namensgeberin gibt uns frühlingshaft die Ehre,
und wir düsen weiter durch Texas.
Vaya con Dios!