Lonesome Cowboys…

Freitag, 4. März 2016

So schnell wie in diesen Tagen ein Eindruck den nächsten ablöst, so unterschiedlich sind auch die historischen Bezüge, die unseren Erlebnissen zugrunde liegen.
Mal, wie in Silver City, ist es die „gerade“ zurückliegende Zeit des 19. Jahrhunderts, die das Äußere dieser Stadt, zumindest in Downtown, prägt und uns an die Aufbruchstimmung der nach Westen ziehenden Abenteurer erinnert. Heißt ja nicht umsonst „Silver“-City, diese Stadt…

..und dann schmeißt uns das Chiricahua National Monument mit seinen eindrucksvollen Felsaufwürfen nur einen Tag später gleich um mehrere 100 Millionen Jahre in die Geschichte unserer Erde zurück.

Noch können wir uns nicht ganz trennen, denn die Faraway Ranch, ungewöhnlicher Teil des Chiricahua National Monument, zieht uns, nicht zu Unrecht, in ihren Bann.

Sie liegt herrlich eingebettet, wenn die Straße nicht wäre sehr einsam, im weiten, tiefen Tal dieser Felsengrobiane, offensichtlich mit sattem Gras zur Fütterung von Rindern reichlich beschenkt.

Wir kommen aus dem Staunen über den Wagemut der Menschen, die hier Mitte des 19. Jahrhunderts ihr Leben in der Fremde gründeten, nicht heraus.

Unsere Gedanken werden im Kopf zu „lebendigen“ Bildern, die sich aus dem, was wir hier sehen mit den Gesichtern der Menschen, die uns auf Fotos in den erklärenden Schaukästen begegnen, mischen.

So läuft ein Film der Vergangenheit in uns ab, den wir nicht so schnell vergessen werden.

Könnten uns vorstellen, auch einmal als Volunteers in einem solchen Monument zu arbeiten.

Sie wohnen während der Zeit ihres Jobs während der Saison kostenlos in einem der angegliederten houses for employers und stellen sich dafür als „Museumsführer“   für Touristen und „Manager“ für die Historic Monuments oder -Parks zur Verfügung.

Wir können leider nicht ewig bleiben…

biegen kurz vor Bisbee links ab und

staunen nicht schlecht über diesen Aufwand, Getreide und Salate unter dieser Sonne hier gedeihen zu lassen. Hoffen wir mal, dass da nur Wasser rauskommt…

Richtung Tombstone wird es dann zu Vero’s Schrecken nochmal bergig.

Diese elegante Strassenführung lässt sie mal wieder den Atem anhalten. Ist ja auch bald vorbei…

Wir landen schon wieder 5-10 Menschengenerationen zurück gebeamt in Tombstone AZ, wo das Schicksal der Menschen offensichtlich häufig durch eine Pistolenkugel beendet wurde.

Oder ist diese Geschichte nur eine ökonomisch sehr erfolgreiche Story, die diese Stadt heute so lebendig hält?
Ich glaube, ja!
Schon vor 60 Jahren drang der Name des berühmten Marshalls oder Revolverhelden (?) Wyatt Earp an mein Ohr und oft wurden Hartmut oder ich selbst mit dem Revolver im Holster „Cowboy und Indianer“ spielenderweise zu diesem (oder ähnlichen) Helden…

So geht es ganz offensichtlich auch vielen US-Amerikanern in unserem Alter. Denn durch viele Touristen aus aller Welt funktioniert dieses Geschäftsmodell auch heute noch ausgezeichnet.

Die Parkplätze sind gut ausgeschildert und führen uns problemlos zur Schaubühne:

Die Mainstreet, für den Autoverkehr gesperrt, ist belebt mit historisch gekleideten „Figuren“ dieser vergangenen Zeit,

die uns Touristen animieren, die eine oder andere, miteinander konkurrierende Gunshow zu besuchen, entweder gekoppelt mit der Rundfahrt in einem Trolleybus oder dem Besuch eines „Museums“.

Alternativ gibt es die Besichtigung der Silbermine, die in Tombstone damals maßgeblich zur Existenzgrundlage oder zum Anlass für manchmal tödlichen Streit für viele Glücksuchende wurde.

In jedem Fall bringt das Schauspiel heute Geld und das nicht zu wenig.

Wir haben es uns gespart und sind nach zwei Stunden mit Fotos, zwei Bob Dylan Songs für mich von einem netten Straßengitarristen gespielt,

einem unvermeidlich neuen „Cowboyhut“
und einem Abstecher zum historischen Boothill Graveyard weiter gefahren,

dem Ort, wo die Menschen mit Stiefeln in die Erde gelegt wurden.
Wyatt Earp ist, entgegen aller Gerüchte, dort nicht begraben worden.
Kann man mal gesehen haben.

Der Indoorswimmingpool auf unserem nächsten Übernachtungsplatz, dem Tombstone Territories RV Resort, ist auch nicht zu verachten.
Sollte man mal gemacht haben.

Samstag, 05. März 2016

Nach den ersten paar Kilometern unserer heutige Fahrt durch einsames New Mexico taucht zwischendrin urplötzlich mal eben neben dem Hwy ein fast unscheinbarer Hinweis auf, der uns veranlasst, „ins Nirgendwo“ rechts abzubiegen.

Die schmale, kurvenreiche Straße verläuft kilometerweit so dermaßen ohne erkennbares Ziel, dass wir froh sind, irgendwann eine große Informationstafel zu erkennen, aus der wir entnehmen können, wir befinden uns auf dem Weideland der „Empire-Ranch“.

Neugierig geworden, kommen wir nach einigen weiteren Kilometern beim Headquarter der Ranch oder besser des nächsten „National Monuments“ an

und können einfach so durch sämtliche Räume des in seinen Grundmauern ca. 1870 erbauten Ranchhouses und seiner später hinzugekommenen Erweiterungsteile wandern.

Es wohnt niemand mehr hier, aber es könnte im Prinzip sofort jemand einziehen, wenn sie oder er mit einem Lebensstandard der Jahre des mittleren 20. Jahrhunderts einverstanden wäre.

Neben uns sind schon andere berühmte Leute hier gewesen und haben in diesem Ambiente Dutzende von Westernfilmen für weltweites Publikum gedreht. Nicht ganz so weltweit wie wir, aber immerhin…

Vero hat den Zaun erwischt, an dem wahrscheinlich schon John Wayne gelehnt hat.

Jedenfalls träumt es sich gut in diesem „Alltagsmuseum“ mit seiner Umgebung:

Stallungen, Brunnen, Nutzgarten, Weiden mit Zäunen und Gattern geben uns einen sehr direkten Eindruck vom Leben der Menschen vor 50 bis 100 Jahren.

We are happy to remember…

2 Gedanken zu “Lonesome Cowboys…

  1. Hallo Reiner ,
    habe wieder mit großem Interesse und viel Freude Deine letzten Berichte gelesen , nachdem ich
    gestern nach Hause zurückgekommen bin. Vor allem freue ich mich , dass es euch offensichtlich
    noch gut geht und ihr bei guter Gesundheit alle diese neuen Eindrücke erleben könnt.
    Bleib ganz cool Alter , wie du weißt , habe ich dir 10 Jahre voraus und kann mich noch gut daran
    erinnern , als ich 68 geworden bin. Schöne 10 Jahre seit dem , es lohnt sich , sie offensiv anzugehen-
    und das macht ihr ja gerade , super .
    LG , auch an Vero ,
    Alfred.

    • Lieber Alfred,
      Danke für Deine lieben Kommentare und Dein „gefällt mir“.
      Es ist nicht immer ganz leicht, all das zu „begreifen“, was uns begegnet. Unser nachträgliches Schreiben, Nachdenken, Fotos zuordnen, Routen aufzeichnen und Zusammenbringen von Ereignissen hilft ein wenig die Vielfalt zu „sortieren“.
      Jedenfalls ist diese Reise in jeder Hinsicht ein bewegendes Erlebnis…
      Liebe Grüße
      Reiner
      PS. Schau mal in diese Seite im Internet. Vielleicht eine interessante für Theresa & Dich: http://www.vacationstogo.com/

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