Samstag, 16. April 2016
Wir haben heute Nacht Premiere, unser Übernachtungsplatz heißt „Red Bluff Auto Clinic“!
Zwar mit Strom versorgt, aber auf dem Gelände der Werkstatt aufzuwachen, setzt das Gefühl fort, dass heute kein normaler, sondern ein merkwürdig zusammengewürfelter Tag sein wird…
Um 7 am zog Chris, der absolut nette Monteur dieser Truppe, der uns gestern Abend noch mit dem Schlüssel für’s große Gatterschloss versorgt hat, die Werkstatttore hoch!
Die arbeiten hier nämlich von Montag bis Sonntag!
Und dann, SCHNITT, zur Erinnerung, unser Frühstück direkt vor der Parade liegt ja schon hinter uns, wollten wir heute Nachmittag mit ungeteilter Neugierde bei unserem ersten Rodeo sein, und unser „Piece of Cake“, so nannte kürzlich eine Frau unsere „kleine, (eigentlich) bewegliche Wohnung“, sollte voll normal, fix und fertig fahrbereit im RV Park stehen. Und wir ganz bequem zu Fuß. Das Rodeogelände ist nur 1 Meile von dort entfernt.
So genial war’s gedacht.
Aber nur gedacht – Is aber nich!
Sondern „the Piece of Cake“ steht ziemlich nackig, nämlich „auseinandergenommen“ in der Werkstatt – weit und breit noch keine passende Wasserpumpe in Sicht!
Sie soll am Montagmorgen aus New York ankommen.
That’s it! Also Nerven bewahren…
Wir probieren es mal mit unserer „wer weiß, wofür es gut ist“-Gelassenheit
Jedenfalls soll heute Abend die alte Wasserpumpe vorübergehend noch einmal eingebaut sein, so dass wir nicht nochmal auf dem Werkstattgelände übernachten müssen, sondern den kurzen Weg in den RV Park fahren und dort den Sonntag! in Ruhe verbringen können.
Es ist irgendwie auch genial:
Wir werden gegen 12:00 noon zum Rodeo-Fairground chauffiert und uns gelingt es in aufgekratzter Laune, den Nachmittag bei unserer amerikanischen „Tier- und Menschenschau“ in sehr neugieriger „Guck mal!“ Haltung zu verbringen.
Eine schon gewöhnungsbedürftiges Volksvergnügen, ganz anderes, ein nicht so „städtisches“ Publikum wie beim Baseball in Scottsdale AZ.
Irgendwie cool rausgeputzt das fachkundig wirkende Publikum. Die rund um das Rodeogelände aufgebauten Tribünen füllen sich.
Gleichzeitig flanieren Tausende von Leuten zwischen Hut-, Caps-, T-Shirt- und Fress- und Getränkeständen ohne Ende. Wie gut, dass wir schon so früh gekommen sind. Ein herrliches Spektakel.
Viele ländliche Dandys empfinden wir in offensichtlich ewiger Verlängerung einer uns sich nicht so richtig erschließenden Pubertät. Obercoole „Cowboyhaltung“ ist vorherrschend…
Sie promenieren mit ihren herausgeputzten Girls, besitzergreifendes Hähnchen- und Hühnchengehabe demonstrierend, schon lange vor der eigentlichen Show, Getränke konsumierend, auf und ab.
Diese einmalige Fritten „Curly Fries with Garlicpowder“ landen auch in unseren Händen, damit gehören wir dazu…
Ganze riesige Kartoffeln werden mit einer besonderen Schneidevorrichtung so lange an Messern vorbei um ihre eigene Achse gedreht, bis sie in schier endloser Frittenform in der Ölpfanne landen.
Wir haben vorher genau beobachtet:
Uns reicht ganz klar eine Portion für uns beide und dann werden wir zusammen mit der X-large „Diet Coke“ pappsatt sein.
Gute Karten haben wir gekauft…
Sitzen in der ersten Reihe der genau den Einlassboxen gegenüber liegenden Tribüne und los geht’s:
Der erste Akt, die amerikanische Nationalflagge, fällt zusammen mit einem Paraglider unerwarteterweise direkt vom Himmel und konsequenterweise folgt ihm der Zweite: Alles aufstehen, junge Soporanstimme singt The National Anthem…
Und dann springt, unter ohrenbetäubender Rockmusic-Beschallung, den ganzen Nachmittag wird das so sein, das erste Pferd mit dem verzweifelten Versuch, seinen Reiter durch möglichst abrupte, unabsehbare, kräftige, sich ständig ungleichmäßig wiederholende „Buckel“-Bewegungen von sich zu schütteln, aus der Box.
Dabei wissen wir inzwischen, dass sich die Pferde überhaupt nicht für den Wunsch ihrer Reiter interessieren, sich einhändig in der Nähe des Sattels festhaltend, mindestens acht Sekunden auf ihren Rücken zu bleiben, sondern als erfahrene Rodeopferde darauf aus sind, so schnell wie möglich ihre auf der dünnen und daher empfindlichen Unterleibshaut festgezurrten „Flankengurte“ loszuwerden!
Zu Vollkommenenheit dieser Szene gehört es, dass zwei berittene Cowboys die Aufgabe übernehmen, der eine, das Pferd nach Abwurf des Reiters oder eben spätestens nach 8 Sekunden den Gurt abzunehmen, und der andere gegebenenfalls den Reiter aus der Gefahrenzone des austretenden Pferdes zu sich hinüber zu retten.
Hier wird für viel Preisgeld drei Tage lang gearbeitet…
Aber das ist längst nicht alles:
Frauen beeindrucken durch unheimlich schnelle Ritte durch einen 3-„Tonnen“parcour, den die schnellste innerhalb von 17,54 Sekunden bewältigt.
Lasso werfende Männer treten gegeneinander an.
Sie schaffen es im Galopp vom Pferd aus, weglaufende Kälber einzufangen, vom Pferd herunter zu springen, das sich so nach rückwärts bewegt, dass das Kalb nicht weiterlaufen kann, vom Cowboy mit gekonntem Griff zu Boden geworfen wird und möglichst schnell die vier Beine zusammen gebunden bekommt.
Der Schiedsrichter hebt, so bald das gelungen ist seine Fahne, die Stoppuhr wird angehalten und die Gesamtzeit gemessen.
Weil den amerikanischen Jungs die Pferde als Reittiere nicht ausreichen, steigen sie zur Abwechslung noch auf kräftige Bullen, denen im Schritt so viel Unannehmlichkeiten bereitet wird, dass sie sich mit ihren Reitern ebenfalls überhaupt nicht anfreunden wollen.
Einer lässt sich nicht auf den Sport ein und springt schon vorher über das Boxengitter…
Inzwischen tragen manche Reiter Schutzhelm und -weste…
Hier bewegt sich sogar ein Bulle:
Video
Damit wir dann die angekündigte größte Sensation „überhaupt“ bewundern können, fliegen zwei wahnsinnige Spezialisten mit ihren Motorbykes gekonnt durch die Luft.
…und kommen irgendwie auch heile wieder runter.
So, gegen 6 pm haben wir 7 Stunden Adrenalinkicks hinter uns, sind echt abgefüllt
…und werden von Jo und seiner Frau abgeholt, um in unser Auto zu steigen und damit auf unseren Campground zu fahren.
Hoffen wir mal, dass am Montagmorgen wirklich die richtige Wasserpumpe da ist, bis dahin
…a wonderful Sunday