Dienstag, 10. Mai 2016
Natürlich scheint heute wieder die Sonne…
Die Wüste liegt so plötzlich und direkt vor der Tür, verschluckt uns in dem Moment, wo wir schon nach vielleicht 20 Kilometern die Einfahrt zur Lake Mead Recreation Area hinter uns lassen.
Die Straße bleibt das einzige Dokument der Zivilisation.
Sie passt sich dabei den Voraussetzungen der alles bestimmenden natürlichen Gegebenheiten in unvergleichlicher Weise an.
Unsere „Wüstenerfahrung“ ist bisher vollständig theoretischer Natur. Sie heißt „Sahara“ und meint „Sand“ und „heiß“ und „kein Wasser“, „keine Vegetation“
Aber hier heißt Wüste darüber hinaus:
Grandiose Berge, dazwischen eingebettet, sich einschmiegende Täler und das, je nach Sonnenstand und Erd- oder Felsbeschaffenheit in einer immer wieder wechselnden Farben- und Formenvielfalt.
Wir sehen für uns unbekannte Pflanzen, die jede für sich ein gewisses Plätzchen des kargen Bodens in Anspruch nehmen. Es sieht aus, als wären alle in gleichem Abstand voneinander hingesetzt worden.
Manchmal scheinen die Berge die Straße zu verschlucken und wir müssen unsere ganze Vorstellungskraft bemühen, dass es schon irgendwie weiter gehen wird.
Es ist knallheiß, bestimmt über 30°. Komm lass uns ankommen… Es reicht!
Aber erst geht es noch ein paar Mal rauf und runter, fast bis in den See…
Hinter dem letzten Hügel liegt dieser herrlich einsame Platz: Echo Bay Campground.
Wie kommt hier der ganze blühende Oleander hin, obwohl die Luft vor Hitze steht und es sich so anfühlt, als wenn seit Menschengedenken kein Tropfen Wasser die Erde berührt hätte.
Na klar, die bewässern die Pflanzen mittels eines Systems, deshalb…
Wir stehen spitzenmäßig. Die Kühlschrankseite im Schatten, die Markise passt genau über den Picknicktisch.
Hat sich was losgeruckelt? Nee, es liegen einfach nur viele Blätter in der Markisenrinne…
Alles ok.
Kein amerikanisches Eisenbahntuten und abends Sternenzelt ohne Ende.
Mittwoch, 11. Mai 2016
Wir wollen möglichst früh ankommen.
Die Campsites im Valley of Fire können nicht reserviert werden, sondern es gilt: „First come- first serve“
Aber soviel Zeit muss sein – für ein paar Fotos unseres „Fahrzeugs ohne Namen“ in der Wüste!
Vero bleibt zurück und ich fahre allein weg! Komisches Gefühl – von ihr „in die Wüste geschickt zu werden“ …
Die fantastische Straße schlängelt sich weiter durch die im Weg stehenden Berge und bringt uns zum Eingang des Valley.
Rot, roter am rotesten…
Eine, wenn das Sonnenlicht nicht wäre, Original-Mondlandschaft, in die wir hineinkurven…
So viel wie wir dachten, ist hier doch nicht los, schön für uns!
Wir nutzen die Möglichkeit uns einen der schönsten Plätze auszusuchen. Überlegen uns den Sonnenverlauf, sehen die Site 16 und „markieren“ unseren Besitz!
Man muss halt den abtrennbaren Teil des Briefumschlags, in den man als Selfchecker das Geld steckt, an der vor der Site stehenden Säule anbringen.
Und jetzt? Auf einmal nur Ruhe.
Keine aufregende Straße mit rauf und runter, keine Bewegungen und Geräusche, nur Hitze, Schweiß und Gottseidank Duschen. Es gibt sogar kaltes Wasser! Wie sich die Bedürfnisse doch ändern.
Es ist so wenig und doch so viel, was sich uns hier bietet:
Die Felsen strömen wieder einmal diese endlose Energie der Unvergänglichkeit aus und geben uns zumindest vorübergehend das Gefühl, mit Ihnen zu verschmelzen.
Spätestens die schattenspendende Überdachung des zum Platz gehörenden Picknicktisches zeigt aber, wie anders und empfindlich wir gegen die Einflüsse von außen sind.
Was denn? „Ein Robel!“
„Nee!“ „Doch!“
Können es gar nicht so schnell begreifen, wie er auf der nächstgelegenen Site geparkt wird!
Renate und Manfred verlängern ihre mit Seabridge geführte PanAmericana Tour durch Südamerika jetzt selbstständig und allein weiter durch USA, Kanada und wieder USA, nämlich Alaska und sind auf diesem Weg hier im Valley of Fire gelandet.
Was für eine Route…
Wir verbringen den Abend gemeinsam und haben natürlich jede Menge Stories zu erzählen. Wie das so ist… unterwegs…
Ihr Mercedes-basierter Robel macht ihnen genauso viel Freude wie uns unser T4.
Wenn wir bedenken, wie wenige von diesen Robel-WoMo’s durch die Welt fahren, dann ist es schon eine Besonderheit, wenn sich zwei im Westen des riesigen Kontinents auf einem Campground mit nur 30 Plätzen treffen…
Donnerstag, 12. Mai 2016
Wir sind wieder auf der Straße, folgen unseren Wunschzielen: Zion NP, Bryan NP, Moab NP, Antilope Canyon, Grand Canyon , Monument Valley und, und…
Kommen heute bis St. George in Utah und es läuft anders als so schön geplant.
Vero hat seit einigen Tagen eine eiternde Wunde am Bein, die seit heute keinen „selbstheilenden“ Eindruck mehr macht.
Wir beschließen noch heute Abend einen Arzt oder eine Ambulanz aufzusuchen und rufen dafür die ADAC Verbindungsstelle für die USA Krankenversicherung an.
Nach anderthalb Stunden, einer zwischenzeitlichen ärztlichen Untersuchung und um 200 $ ärmer, wovon wir unterm Strich 50 € selbst bezahlen müssen, haben wir die notwendigen Antibiotika und Antiallergika beisammen.
Und was noch viel wichtiger ist, wir beschließen, zwar schweren Herzens, aber letztendlich endgültig, unsere Reiseplanung so zu verändern, dass Vero ihre inzwischen schon im Voraus eintretenden Befürchtungen beenden kann.
Das geht nur, indem wir uns ab jetzt auf Straßen beschränken, die sie ohne Befürchtungen, Panikattacken und Ängste mit angenehmen, ruhigen Empfindungen mitfahren kann.
Ab sofort sind hohe, steile Bergstraßen, Canyons, gewundene oder ausgesetzte Straßen tabu!
Die Nationalparks und Monuments müssen ohne uns auskommen!
Ebenfalls Yellowstone, Grand Teton, Washington State, Seattle, die Rockys im Westen Canadas…
Dafür planen wir ab sofort unsere Route Richtung Osten und gewinnen Zeit und Ruhe…
Lassen wir uns überraschen, was wir noch alles erleben werden.
By the way:
Der Rückflug Halifax – Frankfurt ist gebucht, die Schiffspassage für unser Auto bestellt und das Hotel in Halifax weiß, dass wir für 2 Nächte, vom 11.-13. Oktober 2016, ein Zimmer brauchen!
Im Moment fehlt uns gar nichts und wir haben noch 5 Monate!
Variety is the spice of life!
Hallo Ihr Lieben; auch von uns gute Besserung für Veronikas Bein! Da seit der Erstellung des Berichtes ja mittlerweile 1 Monat vergangen ist, ist hoffentlich alles längst wieder ok. Schließe mich der vorigen Schreiberin an was die Beurteilung der Wüstenbilder – und überhaupt der Bilder- angeht. Sie sind wirklich faszinierend, irgendwie auch ganz unwirklich wenn einem gerade in OWL die Jacke nass geregnet ist. Wünschen euch noch vier tolle weitere Monate. Was macht Ihr denn hinsichtlich der Fußball-EM? Gerade in diesem Augenblick hat Deutschland ein Tor geschossen! Bin auf eure nächsten Berichte gespannt. Norbert und Ulla
Hallo Ulla und Norbert, vielen Dank für Eure Besserungswünsche. Mir ging`s schon nach 2 Tagen wieder gut, mit Antibiotika geht’s ja dann schnell. Inzwischen sind wir auf dem Weg nach Chicago, Reiner sitzt gerade mit dem iPad auf’m „Sofa“ und sieht auch das Spiel. Er hat sich übers Internet ein Programm gekauft, mit dem wir hier jetzt alle deutschen TV Sender für die nächsten 3 Monate empfangen können. Wir müssen nur Wlan haben, das ist aber auf vielen Campgrounds vorhanden. Wir wünschen Euch besseres Wetter, ganz liebe Grüße aus Illinois. Reiner und Vero
Gute Besserung
Biggi&Wolfg
Dankeschön, alles ist wieder gut, Liebe Grüße in die Heide.
Vero
Hallo ihr Zwei…erst einmal „Gute Besserung“ für Vero, das ist Pech, aber kann überall passieren. In Afrika wäre es bestimmt komplizierter gewesen. Werde mir auch auch Einwegspritzen und ein Notfallset mitnehmen. Für alle Fälle!
Die Wüstenbilder sind einfach umwerfend, der Bericht total interessant.Liebe Grüße 🙂 Eva
Liebe Eva, danke für Deine Wünsche. Ja, die Gegenden durch die wir reisen sind immer wieder erstaunlich fremd für uns. Selbst Iowa und Illinois, wo wir z.Zt. sind. Am 21. July müssen wir die USA verlassen und haben dann noch bis Mitte Oktober Zeit in Canada. Liebe Grüße nach Berlin. Reiner und Vero