Montag, den 9. September 2019 Hotel Excelsior, Frankfurt
Wenn am Frankfurter Hauptbahnhof für mehr als eine Stunde keine S-Bahn vom Gleis 103 Richtung Frankfurt-Flughafen mehr abfährt und sich hunderte von Menschen gegenseitig ungläubig anschauen, dann fange ich an,
anders als Veronika,
mich darüber zu ärgern, dass wir zwar ohne Probleme von Herford (mit einem Regional EXPRESS!, in dem ein ganzer Wagen leer mitfährt und sich die Menschen deshalb die Beine in den Bauch stehen) nach Köln gekommen sind, innerhalb von drei! Minuten den nächsten ICE nach Frankfurt auf dem übernächsten Bahnsteig (Rolltreppe runter und wieder rauf, keuch) inklusive Sitzplatz doch noch bekommen haben,
…geht sie wie als würde sie das nie anders machen auf die nächsten Menschen zu, fragt sie, macht sich schlau:
„Was ist los hier, warum kommt kein Zug zum Flughafen?“
Informiert mich locker: „Auf der Strecke ist es in einem Zug zu einem Brand gekommen. Deshalb geht gar nichts!“
Es ist gut so, dass wir für jeweils unterschiedliche Sachen ein Händchen haben.
Gemeinsam wird (meistens) ein Schuh daraus… in diesem Fall werde ich immer ruhiger!
Letztendlich sitzen wir dann doch dreieinhalb Stunden! vor dem Abflug unserer Maschine nach der Sicherheitsüberprüfung an unserem Ausgang B 48 und hören uns die endlose Werbeansage von Condor an:
wir mögen doch die viel bequemeren Sitzplätze der Business-Class mit einem Discount von 50% nehmen…
Brauchen wir nicht. Vero hat uns bei dem verständnisvollen Herrn vom Bodenpersonal an der Gepäckabgabe mal eben kostenlos noch zwei bessere Sitzplätze ziemlich weit vorne, für sie am Gang und für mich am Fenster besorgt. Geht doch!
Die Fotos zeigen, wie schnell 7,5 Stunden, nämlich „wie im Fluge“, vergehen können.
Hurricane Dorian ist erst gestern über Halifax hinweg gerast, aber wir Glücklichen haben den ruhigsten Flug „ever“.
Weil der Shuttle Bus nach Halifax heute Abend nicht mehr fährt, kommen wir im Hotel „Hampton Inn by Hilton“, Downtown Halifax per Taxi an, ist eh egal:
Die ersten Chicken-Burger dieser Reise kommen zwar nicht geflogen aber immerhin nach telefonischer Bestellung mit perfektem Lieferservice bis vor die Zimmertür!
Dienstag, den 10. September 2019. Halifax NS CA
Dorian hat in der Stadt echt einige Schäden an der Waterfront hinterlassen. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. Wie Vero so schön zu sagen pflegt: „Hat nur Geld gekostet!“
Nun müssen wir unseren Job machen! Ohne Wohnmobil wird aus unserer Reise nichts!
Im Übrigen ist heute für uns in Halifax und Dartmouth ein besonderer Tag:
Alle Busse fahren nämlich in der gesamten Region dienstags für Senioren kostenlos!
Unsere Fahrten führen uns kreuz und quer, mit insgesamt fünfmaligem Umsteigen
– zum Spediteur nach Dartmouth, der uns die Frachtpapiere aushändigt,
– zum Zoll nach Bayer’s Lake, der uns gegen viele „No„-Antworten auf seine Fragen (keine Waffen, Lebensmittel, Drogen, Tabletten und keinen Alkohol an Bord?) seine unheimlich wichtigen Stempel auf die Frachtpapiere donnert und
– schlussendlich zurück nach Downtown Halifax, wo wir uns in der großen „Fressecke“ der Mall den thailändischen Imbissstand fürs Abendessen aussuchen.
Nach dieser ganztägigen Rundfahrt mit den Bussen von insgesamt fast 40 Kilometern, sehr freundlichen Fahrern, diversen „Thank you“–Rufen zu den o.g. Chauffeuren beim Aussteigen, wie das hier alle Fahrgäste machen und einigen zusätzlichen Kilometern zu Fuß, kennen wir die Städte Halifax, Dartmouth, Bayer’s Lake, die wichtigsten Straßen und die größten Busterminals in der Region „wie unsere Westentasche“ und hauen uns schon gegen neun Uhr abends (der Jetlag lässt auch ein bisschen grüßen) in unsere „Prinzessin auf der Erbse“-Queensize Betten. Sie sind unbeschreiblich weich, kuschelig, Kissen übervoll und gleichzeitig nur so zum „Einmummeln“.
Im Übrigen können wir eine Erkundung der besonders attraktiven Waterfront, der Zitadelle und Downtown Halifax getrost weglassen. Wir sind ja schon zum dritten Mal in dieser hinreißenden Stadt: Es reicht, weil es unser Frühstück im Hotel gibt, uns für späteres Essen und Trinken „to go“ zu versorgen.
Mittwoch, 11. September 2019. Halifax, NS CA
Taxi!
„We wanna go to CERES at the Fairview Cove Container Terminal, please!“
Dieses Gefühl ist wunderbar: Wir sehen unsere „Wohnung“ tatsächlich da unten im Hafen stehen!
Nach fast drei Wochen nehmen wir den Robel wieder unter unsere Fittiche.
Wir können mit unserer Unterschrift bestätigen, dass er ohne Schäden oder Entwendungen angekommen ist: Wir müssen die Transportversicherung nicht in Anspruch nehmen!
Die ersten notwendigen Arbeiten vor der Weiterfahrt im öffentlichen Straßenverkehr dieser quirligen Stadt erledigen wir direkt auf dem großen Parkplatz außerhalb des Hafens:
– bauen die provisorische Zwischenwand aus,
– machen die nagelneuen Gasflaschen betriebsbereit
– und stellen das Navi auf unsere nächsten Ziele ein:
Bayer’s Lake, 165 und 220, Chaine Lake Drive 165
– Gas auffüllen (Ultimate Home Comfort) und
– Einkaufen (Walmart)
beides an der gleichen Straße, einfach zu finden.
11. – 14. September 2019 Wayside Campground, Nova Scotia, CA
Bis hierhin wiederholt sich alles, was wir schon zweimal für unsere früheren Reisen gemacht haben:
Wir lassen uns von nichts treiben, keine Hektik, alles business as usual, denn diesen Platz haben wir schon einmal bewusst dafür ausgesucht alles einzuräumen, waren sehr zufrieden, wie auch heute.
So ganz locker sind wir wohl doch nicht gewesen, denn zum Fotografieren kommen wir erst jetzt, nachdem
- der Stromanschluss über unseren Wechselrichter von 110 V auf 230 V funktioniert,
- die Kleidung aus den Reisetaschen in den Staufächern gestapelt ist,
- das Badezimmer komplett mit unseren Waschsachen, Medikamenten und Handtüchern eingeräumt ist,
- die Falträder und der Fahrradträger aus dem Alkoven runter geholt und mit Geduld und Disziplin am Heck des Fahrzeugs inklusive Warnschild sicher angebracht sind
- der Wohnraum mit Kissen und Bodenteppichen wieder wohnlich gestaltet ist und
- die neue Kaffeemaschine mit amerikanischem Stromanschluss verbunden, den ersten Kaffee gekocht hat…
…und so sieht es (oben) aus, wenn ein Truck mit Trailer nebenan ankommt und (nächstes Bild)
wie der Besitzer des Platzes vorgestern verhindert hat, dass während des Hurricanes Bäume umstürzen.
Wir haben gleich noch 2 Übernachtungen dran gehängt… Runterkommen!
15. September 2019 Rayport Campground, Martins River, Nova Scotia CA
Wir befinden uns immer noch, und das wird wohl auch während der nächsten Tagen unserer Reise, vielleicht auch danach immer wieder einmal passieren, auf bekanntem Terrain:
Seit Mai dieses Jahres wissen wir, dass unser Robel – Delmun 560 H auf VW T4 Basis mit 2,5 L Turbo Diesel Motor, Erstzulassung 2001, hier heißt er Eurovan, mit inzwischen 305.000 km auf dem Tacho noch eine weitere 12 monatige Reise durch Nordamerika mitmachen soll.
Unsere Wohnmobil-Reise-Lebenszeit, die mit der Vermietung unseres Hauses im Januar 2015 begann und während der wir bis jetzt schon 29 Monate in Nordamerika verbracht haben, wollen wir mit etwas Bekanntem, Vertrautem, Beruhigendem beginnen, um uns dann neugierig wieder Unbekanntem auszusetzen.
Die nächste Unsicherheit steht uns schon früh genug bevor:
Unsere gesamte Reiseplanung hängt nämlich davon ab, welche Aufenthaltsdauer wir an der Grenze zwischen New Brunswick, CA und Maine, USA erhalten. Wir setzen stark darauf, dass es uns gelingt, die Officers der Border Control und der Homeland Security davon zu überzeugen, dass wir weder Arbeit suchen, noch dauerhaft (illegal) in den USA leben wollen.
- Erhalten wir mit unserem B2 Langzeitvisum nur 6 Monate, müssen wir so spät wie möglich (nicht vor Mitte Oktober 2019) in die USA einreisen, um am Ende des USA-Aufenthaltes so spät wie möglich, das heißt (nicht vor Mitte April 2020) wieder ins noch fast winterliche Kanada zurückzukehren.
- Erhalten wir 12 Monate können wir uns zurücklehnen und in aller Ruhe unsere Reise im Herbst 2020 beenden…
Vorerst genießen wir es zu wissen, wie auf Rayport Campground die Duschen funktionieren, wo die Dumpstation für Black- and Greywater zu finden ist und welchen Platz wir am liebsten wieder hätten.
Alles weitere hat noch ein paar Tage Zeit.
Aber Vero als Verhandlungsspezialistin für Aufenthaltsgenehmigungen schläft zugegebenermaßen schon jetzt nicht mehr so gut…
16. September Fundy Spray Campground, Digby, Nova Scotia CA
Wir haben uns entschlossen, die Fahrstrecke zur Grenze nach Maine USA bei St. Stevens NB und Calais ME zu verkürzen und die Arbeit an die Fähre mit dem schönen Namen „Fundy Rose“ über die Fundy Bay zwischen Digby NS und St.John NB zu delegieren. Zweieinhalb Stunden anstatt zwei bis 3 Tage: Mit der angenehmen Folge, dass schon eine einzige Übernachtung für diese Strecke reicht.
Auf dem Platz treffe ich Nelson, einen Dauercamper aus Yarmouth NB, der sich wie ich tierisch darüber freut, im Gespräch mit mir seine deutschen Sprachkenntnisse aufbessern zu können. Er ist wirklich gut! Seine Zeit in Deutschland als Soldat/Interpreter in Soest und Lahr im Schwarzwald hat nachhaltige Eindrücke hinterlassen.
Ich habe seine Adresse und hoffe, dass ich einen deutschen Arzt, den er in den siebziger Jahren in Dortmund kennengelernt hat finden zu können.
Danke für Dein Vertrauen Nelson und für die selbstgezogenen Tomaten und den geräucherten Haddock!
Wir haben die Überfahrt gestern Abend noch reserviert und kommen deshalb heute morgen um 10:00 auf jeden Fall aufs Schiff…
Wir nehmen Abschied von Nova Scotia und den Scallop-Farmen.
Es ist so weit! St. John NB CA liegt schon hinter uns. Die Route 1, eine vierspurige Autobahn bringt uns noch heute Nachmittag direkt zur Grenze…
- Der Verkehr wird einen Kilometer vor der Grenzstation zur Schlange…
- Wir werden immer aufgeregter…
- Die Ernsthaftigkeit und Beweislast unseres Anliegens nervt uns…
- Wir müssen ungefähr 50 Meter vor der Kontrollstelle an der markierten Haltelinie stehen bleiben bis wir heran gewinkt werden…
- jetzt dürfen wir langsam losfahren…
- die Video- und Blitzlichtkameras nehmen uns ins Visier…
- wir spüren innerlich die Computerrecherche, die dem Border-Officer innerhalb von Sekundenbruchteilen genau zeigen dürfte, wer wir sind…
- STOP!
- „Where are you heading to?“
Cross your fingers…
….endlich Fortsetzung !
Eine wunderschöne und gesunde Reise !
Herzlichst Tina
Liebe Tina, wir freuen uns, dass Dir unser Blog gut gefällt. Wir wissen, dass es sehr lange gedauert hat bzw. noch dauert, bis wir die Berichte unserer letzten Reise abgeschlossen haben.
Jetzt geht es weiter…
Liebe Grüße
Vero und Reiner
Erst einmal Glückwunsch , dass ihr gut angekommen und inzwischen auch gut an die Grenze gekommen seid . Es ist schon spannend auf die nächsten Nachrichten zu warten . Ich wünsche euch , dass es für 12 Monate geklappt hat .
Liebe Grüße
Alfred .
Hallo, lieber Bruder,
wir sind wieder „mitten drin“ in unserem Reisemodus…
Die Spannung, die Du empfindest, haben wir vorher gehabt und jetzt werden wir es für Dich gleich auflösen.
Liebe Grüße aus dem Wompatuck State Park bei Hingham nahe Boston, MA
Vero und Reiner
Hi Vero, Hi Reiner,
gerade meinte ich euren Robel noch in Herford gesehen zu haben, wir wollten uns auf ein Bier verabreden, später hatte ich mich an die Nachträge der letzten Reisestrecke gewöhnt, erfahre ich eben wo Ihr seid. Jetzt muss ich erst einmal wieder runterkommen, aber statt dessen muss ich hier auch noch dramatisch mitfiebern. Vor allem geht es mir bei jedem Grenzübertritt ähnlich. Diese Zufahren, dieses ausgeliefert sein, „was wollen die?“, diese Kontrolle von…!
Und … lese ich bald, 12 Monate? Mach schnell …
Hallo Peter,
versprochen, das Bier in Herford ist „aufgeschoben und nicht aufgehoben“! Wie schön, dass Du uns folgst. Es motiviert, uns Zeit für unsere Beiträge zu nehmen und nicht nur mit offenen Mündern in der Gegend herum zu staunen…😂
Jetzt gleich setze ich mich dran, um das Rätsel unserer Aufenthaltserlaubnis aufzulösen!
Liebe Grüße
Vero und Reiner