Donnerstag, der 10. Oktober 2020
Unsere Kaffeetassen und Wasserflaschen sind gefüllt für die Fahrt.
Die Checkliste vor der Abfahrt ist akkurat abgearbeitet, das Navi weiß, wohin wir wollen.
Um letztendlich zu entscheiden, welche Route wir tatsächlich nehmen wollen, gleichen wir sie über Google maps auf Vero’s iPad während der Fahrt immer noch einmal ab.
Es geht wieder weiter immer der Sonne hinterher…
Bleibt mal ein bisschen bei uns, wir erzählen und zeigen Euch, wohin es in den nächsten Tagen gehen wird:
Konkret lassen wir uns an diesem schönen Tag durch Pennsylvania treiben, wechseln zwischen Scenic Byways und größeren Highways hin und her, um einen guten Kompromiss zwischen „Vorankommen“ und „Schönes zu sehen“ zu finden.
Ich habe im Übrigen herausgefunden, dass ich mich um den Luftdruck auf den Reifen unseres WoMo gar nicht selbst kümmern muss, sondern dass die vielen Reifenwerkstätten, an denen wir sowieso vorbeikommen, gern bereit sind, den Druck professionell zu überprüfen. (Hier wird nicht in BAR, sondern in PSI gemessen und das mit elektronischen Messinstrumenten)
Es könnte im Hintergrund auch das Wiehengebirge oder der Teuto sein, auf die wir gemächlich durch die Maisfelder hindurch zufahren. Solche Vergleiche mit unserer „Zuhauselandschaft“ fallen uns immer mal wieder aus dem Mund, wie zur Bestätigung, dass wir noch nicht vergessen haben, wo wir herkommen oder?
Für vier Nächte, in der Zeit zwischen heute und Montag, dem 13. Oktober finden wir einen sehr angenehmen, ländlich abgelegenen Platz, Walmar Manor Resort & Campground in Dillsburg, PA. Einige der hiesigen Nutzer bewohnen derzeit ihr gekauftes oder gemietetes „Chalet“, und andere stehen wie wir, mit ihren Trailern oder Motorhomes auf dem Campground. Alles gemütlich, großzügig.
Die einzigen, die sich einschränken müssen, sind die Hunde, die überall auf dem Gelände von Ihren Besitzer*innen konsequent an der nicht länger als 6″ (1,82 m) langen Leine geführt werden müssen.
Ich staune nicht schlecht, als ich dieses Häuschen sehe. Es wird tatsächlich als Wohnwagen mit kleiner Terrasse an der Deichsel hinter dem Truck hergezogen.
So verbinden die Bewohner*innen auf ideale Weise ihren Wunsch nach Zuhause sein und unterwegs. Wir waren nicht drin, aber es sieht ganz so aus, als wenn sich im Erker oben das Bett befindet.
Die nächsten drei Übernachtungsplätze:
14. Oktober 2019 Skyline Ranch Resort, Dillburg, Virginia
15.-16. Oktober 2019 Stone Creek Resort & Campground, Greenville, Virginia
17. Oktober 2019 Fort Chiswell RV Park, Fort Chiswell, Virginia
Die Gettysburg Area PA durchqueren wir dieses Mal ohne anzuhalten.
Nach unserem früheren ausgiebigen Besuch vieler der unzähligen Souvenirläden in Downtown Gettysburg und des Civil War Museums ist uns heute nicht nach sightseeing.
Die historischen Schlachten zwischen Unionisten und Konföderierten sind längst geschlagen… Hier und heute glauben wir, geht es ums pure Geschäft zur Belebung und Aufrechterhaltung patriotischer Gefühle.
Wir kommen jedoch nicht umhin zuzugeben, dass es durchaus emotionalisierend auf uns wirkt, von Nord nach Süd durch den Gettysburg National Military Park zu fahren. Die Straße wirkt wie eine nachträglich eingezogene Demarkationslinie zwischen den 1863 erbittert kämpfenden Menschen während der letzten großen Schlacht des amerikanischen Bürgerkriegs.
Bevor wir Pennsylvania an der südlichen Grenze verlassen, noch ein kurzer Blick auf die letzten Fat Quarter aus den diversen Quilt Shops, die unsere Garage füllen und so Vero´s Ideen für neue Deckenmuster und -variationen beflügeln.
Kurz hinter der State Line zwischen Pennsylvania und Virginia wird es nach Gettysburgs sehr einseitig militärisch geprägtem Milieu wieder zivilisierter:
Das für uns friedliche Bild des Nebeneinanders von Mensch und Natur am Rand der Appalachen hinterlässt bei uns eindeutig angenehmere Gedanken.
Wir genießen die betörenden Farben der Blätter an den herbstlichen Laubbäumen und die der lieblichen alten Häuser in den Dörfern und Kleinstädten.
Wo in Europa heißt wohl eine Straße oder eine Mühle schon „Klarer Frühling“?
Wir nähern uns immer mehr dem Appalachian Trail in der Nähe von Harpers Ferry, und damit dem Sehnsuchtswanderweg, der für uns nach unserem momentanen Diskussionsstand wohl für immer Sehnsucht bleiben wird.
Es ist okay so, weil es uns daran erinnert, wie gut es uns geht und dass es zu unserem Leben dazu gehört, dass wir nicht alles haben können.
Harpers Ferry ist ein so schönes und mit traditionellen Häusern und „lebendigen“ Museen geschmücktes Städtchen, dass wir es zum zweiten Mal besuchen wollen.
Es kommt jedoch anders: – leider völlig overcrowded
Wenn wir uns oder Ihr Euch an unser Harpers Ferry Erlebnis erinnert fühlen wollen, hier der Link zu unserem damaligen Blog-Eintrag:
https://mitdersonnereisen.com/2015/10/21/die-virginias/
Während unserer weiteren Fahrt nehmen wir noch ein Stück von Maryland unter unsere Räder und bestaunen wie schon oft, die individuellen „Verschönerungen“ der Grundstücke, die unseres Erachtens zum Ausdruck bringen, welche für Europa höchstens zu Ostern oder zu Weihnachten üblichen, hier meist gekauften „Ausschmückungen“ zu sehen sind. Viel Farbe durch Blumen, Fähnchen, Kürbisse und namentliche Insignien, geben dem Herbst ein schmückendes und optimistisches Äußeres, als wenn der Abschied vom Sommer gar nicht so schlimm wäre.
Wie stark, zumindest äußerlich, sich die einzelnen Staaten verbunden fühlen, erkennen wir daran, dass die State Line eben nicht Border heißt und nur durch ein Werbeschild, die auf die eigene Einmaligkeit hinweisen will, erkennbar wird.
Stoney Creek Resort, Greenville VA,
Alles, inklusive der Mehrzahl der (Dauer)-Gäste und ihrer „Wohnungen“ hat sicher auch schon einmal bessere Tage gesehen. aber für uns als Durchreisende entpuppt sich dieser großzügige Wald als herbstliches Kleinod des „sich Wohlfühlens“:
Wir genießen sogar einen lauen Tag im Regen, dem ein zweiter mit der für diese Zeit des Jahres angenehmen Wärme unseres Lieblingsgestirns folgt.
Eine kleine Wanderung durch die knöcheltiefen Laubschichten des Waldes, inklusive persönlichem Fisherman-Kontakt, Marc aus Minnesota hält erfolgreich seine Angeln in den See, lassen mich einerseits tiefenentspannen und stimmen mich andererseits nachdenklich:
Er benötigt die Fische fürs Essen heute abend… Seine derzeitige Bandscheibenerkrankung macht es ihm vor dem demnächst anstehenden Krankenhausaufenthalt inklusive Operation unmöglich, einem Job nachzugehen und Geld zu verdienen. Seine monatliche finanzielle Unterstützung von $600 reicht vorne nicht und hinten nicht. Deshalb hat er sich mit seiner Frau in seinen Trailer als einzigem „Dach über dem Kopf“ hierher zurückgezogen, wo die monatliche Miete günstig ist und die Resortbesitzer den See mit Barschen besetzen. Alles Gute Marc…
Unsere Annäherung an die Blue Ridge Mountains in den etwas weiter westlich von Greenville VA gelegenen Bergen bringt uns vorsichtig in Kontakt mit dem berühmten Blue Ridge Parkway. Er ist für uns aufgrund bekannter unterschiedlicher individueller Liebesbeziehung zu den Straßen durch die Berge nur von Interesse, weil wir über ihn und nicht anders unser nächstes Ziel erreichen.
Mehrere Stunden freuen wir uns als Zuhörer*innen oder Tanzende an dieser freitäglichen Jam-Session.
Die Blusgrass Musiker*innen aus der Nachbarschaft und ein Banjospieler von weiter weg, die alle normalerweise nicht zusammen in einer Band spielen, treffen sich hier um durch Gesang und auf akkustischen Instrumenten wie Violine, Banjo, Gitarre, Ukulele und Bass spielend, Spaß zu haben.
Das Blue Ridge Music Center mitten in den Appalachen ist von montags bis donnerstags ein toller Ort für professionelle Konzerte. Freitags „eine Spielwiese“ für begeistete „Volksmusik-Enthusiasten“ der ursprünglich englischen, schottischen und irischen Bevölkerung und deren auch heute noch sehr populären Musik. Und last but not least ein Museum für diese Musik, die durch einen solchen Ort und ihre Musiker eine Zukunft behält.
Video
In the Sweet by and by…