abseits des Main(e)streams…

…via Facebook und e-mail:


ich an Maine Boules Club:
„Hi, I’m Reiner from Germany, now after nearly 12 months travelling through USA I like to play petanque (just for fun) somewhere in Maine & found your club in Blue Hill at FB…
Best regards Reiner

Maine Boules Club:
We play Mondays and Thursdays at various locations near by  &  All are welcome!… We have an open doubles tournament next Sunday. Join us with a partner or let us know if you need one, we may be able to match you with someone…“

e-mail Antwort von Ed, meinem Freund aus New Jersey:
„It’s 1:30 am, I’m just ready to turn my reading light off & go to sleep. I’ve had enough of my book about Alexander Hamilton- by the way, we won our revolution in 1776. But, back to the subject at hand.  I am so excited to tell Judy about the beautiful e-mail I just received from you, but I dare not wake her. Tomorrow morning I’m going to suggest we go to Maine to see you & Vero & of course play Petanque.
Good night. I’ll let you know tomorrow. Ed“

am nächsten Morgen, Ed:
„Yes, yes, I’m crazy. So is my wife. Yes, We want to see you again in Maine. I will be happy to be your partner.
Blue Hill is about 500 miles from us. An easy trip…
Please E-Mail your phone number or call me at 973-…-….

Anxious to see you & Vero again, Ed“

ich an Maine Boules Club:
I would like to play the tournament next Sunday…“

Maine Boules Club:
Glad you found a partner. My name is Max and I look forward to meeting you on Sunday. I will let the organizer know to expect you and your team mate. I will also get you info on the Thursday location

Montag, 11. Juli 2016

Es ist völlig aufregend, was hier unerwarteterweise abgeht…

Auch in der abgelegensten Ecke von Maine wird Petanque gespielt!

Ich freue mich tierisch darauf, mit meinem Freund Ed aus New Jersey ein weiteres Turnier beim Maine Boules Club in Blue Hill (Hancock County, Maine), einem kleinen Fischernest mit knapp 3000 Einwohnern, spielen zu können.

Aber noch sind wir in Sherwood Forest, Merlin kann nicht weit sein …

Der Wald verzaubert uns dermaßen, dass wir der einzigartigen Möglichkeit in dieser Umgebung unsere Zeit zu verbringen, nicht widerstehen können.

Wir begegnen immer wieder, so auch hier sehr unterschiedlichen, aber durchweg hoffnungsfrohen, offenen, gastfreundlichen und  sehr hilfreichen Menschen.
Sie stehen unserer „Rentner-Lebensreisephilosophie“, auch für hiesige Lebensverhältnisse offensichtlich ungewöhnlich, neugierig und interessiert gegenüber…

Dienstag, 12. Juli 2016

Es versteht sich, dass es unmöglich ist, einfach weiter zu fahren. Die Sehnsucht nach noch mehr „Sehen und Entdecken wollen“ mündet darin, dass wir unsere chillige Site 23  im Sherwood Forest für einen weiteren Tag verlängern und uns auf unsere Klappräder schwingen.

Wir sind unterwegs zum Pemaquid Beach und zur dahinter liegenden National Historic LandmarkColonial Pemaquid Site“ am Pemaquid River, der in den Atlantik mündet und zu den ersten Landungsplätzen europäischer Siedler Nordamerikas gehört.

 

Es sind zwar außer dem wieder aufgebauten Westturm des Forts „William Henry“ keine historisch ursprünglichen Gebäude mehr zu sehen, dafür aber einige beneidenswert herrlich gelegene Anwesen mit traumhafter Aussicht auf den River.

Der historische Friedhof spiegelt die ursprünglich europäische Erinnerungskultur mit seinen steinernen Zeugen für die zwischen dem 18. Jahrhundert und heute hier verstorbenen EinwanderInnen wieder.
Im Übrigen bezeugt der älteste aus Schiefergestein bestehende Grabstein den Tod von Mary Mors im Jahr 1734.

Vero kann’s kaum fassen!
Der Volunteer an der Kasse zum Strand ist so freundlich, uns um 3:45 pm darauf hinzuweisen, dass wir in einer Viertelstunde den Eintritt von $ 8 sparen können. Dann beende er seinen Job und wir könnten noch 2 Stunden kostenlos baden oder sonnen! Das meine ich zum Beispiel mit „…offenen, gastfreundlichen und  sehr hilfreichen Menschen“

Wir haben jede Menge Zeit, lustwandeln noch ein wenig, schließen unsere Fahrräder, wahrscheinlich unnötigerweise ab und ziehen uns, züchtig amerikanischen Normen folgend, in der Umkleidekabine das Badezeug an.

Punkt 4 pm genießen wir den inzwischen fast menschenleeren feinsandigen Strand und teilen ihn uns mit der hungrigen Möwe.

Heute bin ich mit dem Campfire schon früh dran, haben genügend „Holz vor der Hütte“ (Vero: Chauvi!) und genießen die Atmosphäre für unser Dinner im Wald…

Mittwoch, 13.07.2016

Unseren heutigen Fahrtag unterbrechen wir schon nach 6 Kilometern, weil wir unbedingt Pemaquid Lighthouse Park, mit einem der berühmten Leuchttürme Maines am Atlantik besichtigen wollen.

Wir mögen die gediegene Atmosphäre ringsum diese historische Stätte. Den Strandrosen geht es wahrscheinlich ähnlich: Sie fühlen sich zur verschwenderischen Blüte aufgerufen.
Die Bienen und wir geraten ins Schwärmen…

Zu den beiden nächsten Bildern fällt mir nur ein, dass  jeder Mann offensichtlich seine Muse gefunden hat…

Die Amerikaner sind Meister der Traditionsbewahrung und der musealen Präsentation ihrer Geschichte.

Hier zeigen sie, wie vor Entwicklung der Satelitentechnologie mit GPS-System ein solcher Leuchtturm den Schiffsverkehr auf dem Atlantik seinen korrekten Weg und Standort aufzeigte. Das dazugehörige Museum beschreibt darüber hinaus in anschaulichen Bildern und am Beispiel der früher verwendeten handwerklichen Gegenstände der Fischer, dass dieser Job nicht wirklich ungefährlich war.

Mit jeder Menge Zeit fahren wir nach Belfast. Dafür müssen wir nicht bis Nordirland fahren, sondern nur gute 90 Kilometer Richtung Norden. Ist wohl so etwas wie ein NEW-Belfast, ohne so zu heißen.
Vorbei an mutig bemalten Häusern, dieses war mal ein mexikanisches Restaurant, cruisen wir durch die sommerliche, uns an Skandinavien erinnernde Landschaft.

Das ist Church St., Belfast, Maine USA.
Der toll erhaltene cremefarbene T2-Westfalia mit hinten liegender Dachgepäckwanne und Aufstelldach mit innen angebrachtem Bett erinnert uns schon sehr an unseren damaligen ganzen Stolz und gleichzeitig daran, dass wir unter anderem in den Herbstferien! 1993 (wettermäßig nicht ganz einfach) als noch unerfahrene Teilzeit-Patchworkfamilie zu sechst, mit 4 (vier!) mehr oder weniger halbwüchsigen und pubertierenden Kindern zwischen 7 und 15 Jahren alt, 6 Fahrrädern, 2 Schlafzelten, einem Vorzelt, 4 Angeln nebst Zubehör, diversem Spielzeug und Drachen nach Callantsoog in Holland gefahren sind, um Urlaub zu machen.
Vero fing damals im Übrigen wieder an zu rauchen. Soviel zum Themen Patchworkfamilie im VW-Bulli…

Mir fehlt Wolle für ein neues Paar Socken und passenderweise liegt der dazugehörige Shop gleich um die Ecke…

Als Vero ihren Einkauf im Quiltshop erledigt hat, findet sie mich mit der aufgeschlossenen Inhaberin im Gespräch über die politische Situation vor den Präsidentenwahlen in den USA. Sie und die sich einmischende ältere Käuferin sind mit mir einer Meinung! Es darf nur eine Präsidentin geben…
…und nicht nur das:

Wir erfahren auch noch eine ganze Menge über die Entwicklung der Bevölkerung in Maine seit den sechziger, siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts, besonders in der Küstenregion.
Bis dahin wollte hier niemand wohnen.
Dann kamen viele der damals jungen Leute, um sich der damals angesagten Szene zugehörig zu fühlen, kontemplativ und meditierend zurückzuziehen. Viele, wie sie sind geblieben, sind heute nach ihrer Aussage gutsituierte Geschäftsleute oder Rentner, die sich die schönsten Ecken der Küste zu eigen gemacht haben und die Preise der Grundstücke und Häuser maßlos in die Höhe getrieben haben.

Nach diesem sehr entspannten Fahrtag finden wir unsere Nachtruhe 20 Miles von Blue Hill entfernt auf dem Forest Ridge Campground nahe Ellsworth, von dem wir am ersten Abend noch nicht sofort überzeugt sind, der sich aber im Laufe der weiteren Nächte als sehr ruhig gelegener, angenehmer Platz herausstellt.

Donnerstag, 14.07.

Hier wird Boule gespielt.
Zwischen den auf dem Trockenen liegenden Segel- und Fischerbooten finden wir erstens den Boatyard-Grill, dessen Name sich ja als völlig berechtigt herausstellt und zweitens die Boulebahnen mit allem Komfort… Punktezähler, Begrenzungen, Sitzplätze.

Inzwischen ist es 2pm und die SpielerInnen sollten alle schon aufgetaucht sein. Wenigstens Sarah ist schon da, trinkt sich ihr Weinchen and is smoking her cigarette.

An diesem Gelände lässt sich am besten ablesen, was für eine „Gemeinde“ diese Boules-Fans so sind.
Sie sind wie „fehl am Platz“, fühlen sich aber hier in diesem Chaos offensichtlich wohl, sind irgendwie anders als die Ami-„Normalos“, locker und individuell gekleidet, gehören den verschiedensten Bevölkerungsgruppen und Altersklassen an, manche etwas ehrgeizig ohne es zeigen zu wollen und alle mehr oder weniger mit französischen Attitüden…
Diese Spezies fand ich auf allen Petanque-Courts, die ich in Nordamerika kennengelernt habe oder auf jedem Turnierplatz…
Vielleicht ist die eigentliche Abweichung von den „Normalos“, dass sie nicht diesen Ehrgeiz, unbedingt Number one sein zu wollen, ausstrahlen. Als wenn sie begriffen hätten, dass sie es sowieso nicht sein können. Oder, jedenfalls nur beim Petanquespielen…

Vielleicht ist das auch die französische Bereitschaft, mit der zweiten Position zufrieden zu sein…

… waiting for Ed and Judy

Ein Gedanke zu “abseits des Main(e)streams…

  1. Ich bin begeistert ; vor alem von eueren Erfahrungen mit den Americans . Aber dazu muss man wohl
    so reisen , wie ihr es tut. Schön auch zu lesen , dass es Menschen dort gibt , die nicht von dem Trump-Bazillus infiziert sind . Bleibt nur zu hoffen , dass es die Mehrheit sein wird im November – ich bete dafür..
    Sensationell , da fährt der Ed mal eben 500 meils , um mit dir an einem Boule – Turnier teilzunehmen.
    Das sind sicher Erlebnisse , die ihr in euerem Leben nicht mehr vergessen werdet. Danke dafür,dass
    wir daran teilnehmen können.
    Alles Gute und liebe Grüße
    Alfred.

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