…back in Canada!

Mittwoch, 20.Juli 2016

Das Verrückte ist, dass wir mit dieser im letzten Beitrag beschriebenen lockeren Art des Grenzübertritts von St. Stephen, Maine, USA (Hwy 1) nach Calais, New Brunswick, Canada (Hwy 170) gar nicht gut leben können, denn wir benötigen den Einreisestempel für die Berechnung unserer Aufenthaltsdauer in diesem riesigen Land.
Also geht Vero in das Büro der kanadischen Einreisebehörde, gibt dort erstens das Visum für die USA zurück und will sich zweitens den Stempel in unsere Reisepässe holen.
Jetzt wird’s insofern doch noch etwas tricky, weil ich einen Stempel ohne mein Originalgesicht gezeigt zu haben, nicht bekomme…

Vero holt mich deshalb ins Büro, ein Gesichtsvergleich zwischen meinem Foto im Reisepass und mir selbst und schon haben wir beide 6 Monate Canada im Ausweis!

Ganz easy geht es weiter, frische Lebensmittel im ersten Atlantic Superstore eingekauft, echt preiswerter als in den USA, anschließend noch ein kurzes Stück durch die sofort beeindruckende südliche Wälder- und Seenlandschaft von New Brunswick, der einzigen offiziell zweisprachigen Provinz Canadas.

Der Oak Bay Campground, eben in Oak Bay, New Brunswick, Canada kommt uns wegen seiner Grenznähe heute nachmittag sehr entgegen, auch wenn wir innerhalb des Campgrounds noch einmal die Site wechseln müssen, weil der Strom an Nr. 10 nicht funktioniert.

Ein kleiner Spaziergang desillusioniert uns insofern, als dass der See, den wir vom Campground aus auf der anderen Seite des Hwy liegend, als „schwimmwürdig“ eingeschätzt haben, sich bei näherem Hinsehen eher als riesiges, unappetitliches Schlammloch herausstellt, dass wir nur durch einen eher als Stollen zu bezeichnenden Tunnel unter dem Hwy hindurch erreichen und in den wir nach näherer Begutachtung noch nicht einmal einen kleinen Zeh hineinstecken wollen.

Das ist der Beach oder zweitsprachig, la Plage oder drittsprachig, eher eine undefinierbare Geröllansammlung…

Donnerstag, 21. bis Sonntag, 24. Juli 2016

Es ist überhaupt keine Frage, dass wir heute am Donnerstag morgen, wir haben zwar gut geschlafen,wegen der hier beschriebenen Bedingungen aber auf jeden Fall weiter fahren werden.

Frisch und munter gibt mir Vero für’s Navi die entsprechenden GPS- Daten, die uns wie bisher immer zuverlässig zum nächsten Campground führen sollen.

Zum ersten Mal während der gesamten Reise führt uns unsere Allstays-App in die Irre, so das ich gezwungen bin, auf der nächsten Polizeiwache „zwecks Orientierung“ nach dem Heritage Country Camping zu fragen.
Kein Problem, der Officer zückt sein eigenes Smartphone, gibt den Namen des von uns nicht gefundenen Campgrounds ein und zeigt uns auf seiner Cellphone-Karte den Weg über den alten Hwy 105 auf der anderen Seite des riesigen Stausees, den wir soeben auf dem Damm überquert haben, am wieder einmal sprachlos, offenen Mund produzierenden, einmalig schönen St. John’s River entlang, ungefähr 30 km zurück von unserem jetzigen Standort entfernt und dann zielstrebig am nördlichen Ufer entlang nach Westen.

Ich trete nachdem wir den Platz eigentlich jeden Moment erreicht haben müssten auf die Bremse: Scheiß was auf Heritage Country Camping.

Das war doch gerade ein unheimlich schön gelegener Platz:Everett’s Campground in Lower Queensbury, New Brunswick, Canada.

Genau den steuern wir zielstrebig an, die Besitzerin findet für uns noch eine Site und kurze Zeit später schwimmen wir im St. John’s River, der an dieser Stelle, am südlichen Ende dieser Halbinsel, eher einem sehr vertrauenerweckenden See ähnelt und wollen hier nie wieder weg.

Sind wir nur anspruchslos oder oberflächlich, wenn wir immer wieder, wie bei diesem herrlichen Fleckchen, ins Schwärmen geraten?

It’s a little peace of heaven on earth!

oder sehen wir alles nur durch unsere rosarote „Nordamerika-Brille“?
Das sollen andere beurteilen, wir sind mal wieder wunschlos glücklich, obwohl unsere Site keinen direkten Zugang zum See hat.
Wofür haben wir Nachbarn, die uns ihre Kanus zum Paddeln auf dem River/See anbieten?

Sonntag, 25. Juli 2016

Unser nächstes Ziel, bevor wir den St. Lawrence River erreichen, liegt eigentlich gleich um die Ecke, also rein luftlinienmäßig, wenn nicht der breite Strom dazwischen läge und wir so, weil die nächste Brücke 15 km zurück liegt, ungefähr 35 km fahren müssen, bevor wir Kings Landing erreichen.

Es handelt sich um eines dieser sehr liebevoll aufbereiteten historischen Dörfer, deren „BewohnerInnen“ zeigen, nach welchen Regeln und Bedingungen die ersten Einwanderer am Anfang des 19. Jahrhunderts lebten.
Zugegeben, wir als BesucherInnen sind dabei mit unseren Eintrittsgeldern wohl die wichtigste Einnahmequelle der Region und bringen sie nicht wenig in Zwiespalt, wenn wir unsere Mobiltelephone zücken und munter drauflos fotografieren: „What’s that? Don’t shoot me! Is it dangerous?“ Perfektes Schauspiel!

In der Unterkunft der Waldarbeiter möchte ich nicht leben!
Wir bekommen ihre damaligen Lebenbedingungen original gezeigt:

  • Der Holzofen als einzige Wärmequelle im Winter sichert den Arbeitern des nachts den Schutz vorm winterlichen Erfrieren
  • Die Küche mit Esstisch zeigt die kargen Lebensvoraussetzungen, um sich tagtäglich mit ausreichend Essen zu versorgen
  • Der Gemeinschaftsschlafraum, getrennt nach Frauen und Männern, bietet eher weniger „Privatspäre“ denn Wärme durch möglichst enges Beieinanderliegen.

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Wir erwandern uns dieses Dorf mit Schmiede, Holz- und Papiermühle, Feldern mit Corn und Getreide, Kirche, General Store und modernem Imbiss, der als Zugeständnis an die Bedürfnisse der BesucherInnen Eiscreme, Cola und modernes Junkfood anbietet.

In diesem Haus arbeiten zwei Volunteers, die alle Fragen der BesucherInnen gern beantworten und die sich nebenbei mit der Herstellung von handgemachten Flickenteppichen und Quilts aus Stoffresten den Unterhalt verdienen.

Von den hier zum Verkauf angebotenen Waren benötigen wir nichts, aber es macht Spass, sich im Laden beim Dame-Spiel die Zeit zu vertreiben. Die Regeln sind über die zweihundert Jahre offensichtlich unverändert geblieben, aber der junge Mann hatte gegen mich alten Zocker doch keine Chance…

Der Rundtanz, zu dem wir eingeladen sind und die Gespräche der männlichen „Dorfbewohner“ spielen als Kommmunikationsmöglichkeiten hier wohl eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Now it’s time to relax again…

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