…von Walen, Blau-Bären und ganzen Kerlen!

Mittwoch, 27. Juli – Montag, 01. August 2016

Wir erinnern uns sehr, sehr gern an diese Zeit…
Die Geschichte spielt hier:
Camping Levesque, Saint Siméon, Quebec, Canada

Vier mir unbekannte, aber hier sich wohl auskennende Wasservögel haben sich auf der glitzernden, kaum von der Himmelsfarbe zu unterscheidenden, spiegelglatten Wasseroberfläche des St. Lawrence Rivers zum morgendlichen Plausch gemütlich hin- und herdümpelnd, niedergelassen.
Jetzt, etwas dunklere, krusselige Wasserstreifen zeigen an, wo die zwischenzeitlich aufgekommene Brise ihre zappeligen Spuren hinterlässt.

Wie aus dem Nichts kommend ziehen silberfarbene dünne Nebelschleier vom Fluss über die Felsen und verschwinden als hätte es sie nie gegeben im bis an den Strand heranreichenden Wald nebenan.
Vielleicht hat auch nur die Sonnenwärme ihre Hände im Spiel…

Noch sind keine Wale zu sehen…

aber jetzt…

Dünn und strichgerade wie mit einem Bleistift gezogen zeigt sich der Horizont, nur unterbrochen durch eine graue dickere Linie, die Insel …., die den Strom in der Mitte längs durchteilt.

Die aus dieser Entfernung geräuschlos-weiß dahinschimmernde Fähre aus Riviére du Loop nähert sich gerade dem Hafen von St. Siméon und schiebt sich Zentimeter für Zentimeter aus Richtung Strommitte kommend dem westlichen Ufer zu…

Langsam löst sich die matratzenähnliche, gequollene und wattig daliegende Wolkenoberfläche zu vom Stratosphärenwind beförderter rissiger Fläche mit blauen Universumslücken auf.

Die Morgensonne nimmt sofort ihre Chance wahr, mich auf den inzwischen wieder trockenen Felsen zu wärmen.


Trucks auf dem Hwy 138, bergabwärts fahrend, bringen ihre Nerven strapazierenden, röhrenden Motorbremsen zu Gehör. Der Wind weht aus Westen.
Einer von Ihnen, wahrscheinlich ein Mülltransporter,  fährt mehrere Minuten rückwärts… Es ist dieses elende Piepen, dass Menschen, die gar nicht da sind, vollautomatisch auf dieses rollende Monster aufmerksam machen soll.

Jetzt schlagen scheinbar ohne erkennbaren Grund Wellen an die Felsen. Das Rätsel lässt sich lösen. Vor einer Viertelstunde fuhr in einem Kilometer Entfernung ein Frachter den Fluss hinauf.

Wir bleiben hier (und fahren nie wieder weg!)
Na ja, immerhin drei Wochen ohne Weiterreisegedanken wollen wir hier verbringen…

Tja Tina, Du meintest: Es gebe hier nichts Besonderes zu erleben… Da kennst Du Bernard aus La Malbaie aber schlecht!
Ich erzähle es ihm! Er lässt sich so etwas nicht zweimal sagen, sondern betrachtet es als eine Herausforderung, uns in die canadischen (quebecois) Erlebnisse einzuführen:

Wir sehen unter seiner und Sylvias Anleitung Landschaften, die wir allein niemals zu Gesicht bekommen hätten und…
Ausflug nach Tadoussac und Baie des Rochers

…nehmen die kostenlose Fähre, die als originäre Verbindung hier den Hwy 138 darstellt…

Nördlich von Tadoussac verlassen wir die 138 und biegen nach links in den Hwy R172 ein, den wir als Zubringer für unsere nächste Überraschung nach ungefähr 20 Kilometern wiederum nach links verlassen.
Die Chemin de l’Anse de Roche bringt uns an den Riviére Saguenay, der sich uns hier fjordähnlich darbietet und an dem das Café „Casta Fjord“ unwiderstehlich mit besonderen Leckereien lockt.

Wie heißt doch diese sahnig-fruchtige Verführung mit der uns bisher unbekannten Beerenart? Keine Blaubeere.

Wir treffen am nächsten Morgen vereinbarungsgemäß Jacques und Bernard zum Kaffee-Gespräch darüber, dass wir unser WoMo (nun doch) nicht an Jacques verkaufen werden…
Er hätte uns zwar von sich aus Can $ 45.000 dafür gezahlt, immerhin nach aktuellem Kurs 30.500 €, aber Alles in Allem wäre es für uns zu umständlich geworden, in Deutschland ohne Wohnmobil anzukommen und auf die Schnelle ein neues zu beschaffen. Ganz abgesehen davon, dass wir unser altes hätten ausräumen und die Innereien hätten nach Deutschland versenden müssen.
Nein, wir kommen mit unserem Auto wieder zuhause an…

Jacques Frau verwöhnt uns mit Bouilli Quebecois – einem „Langsamkoch“-gericht mit leckeren Gemüse- und Fleischzutaten. So sind sie zu uns! Freundlichkeit und Freigibigkeit, wie wir sie noch nie erlebt haben und wie sie für uns nicht selbstverständlich ist.

Dienstag, 02. – Montag, 03. August 2016

Frische Blaubeeren aus kanadischen Wäldern
Bernard fährt mit uns und unseren Plastikschüsseln in die Beeren. Unfassbar einfach zu pflücken und zu probieren. Sie wachsen uns hier, wenn man weiß, wo sie zu finden sind, zu dieser Zeit direkt in den Mund…
…und können ohne gesundheitliches Risiko ungewaschen gegessen werden.

Psssst! Da vorne, ein Schwarzbär…

Der St. Lawrence River hautnah – heute haben wir wenig Wellengang und können mit dem Zodiac auf den Fluss…

Der Motor wird mit der Sackkarre auf den Strand gezogen, der Benzintank ist voll und der Zodiac wird zu Wasser gelassen. Schwimmwesten an, Motor eingehängt, gut im Boot platziert und ab gehter…
Vero bleibt als Beobachterin zurück.

Wir wollen Wale beobachten. Das Wasser ist an diesen Stellen mit sehr steiler Küste nur wenige Grad über Null kalt und gleichzeitig noch immer, obwohl der Fluss schon 300 Kilometer, vom Atlantik aus gesehen, hinter sich hat, sehr salzhaltig und eine Tide von mehr als zwei Metern hat.

Dort wo ein Paar an einem ehemaligen Leuchtturm ein nur mit dem Boot erreichbares B & B unterhält, kehren wir um.
Die Belugas und anderen Wale lassen sich zwar heute nicht blicken, aber auch ohne sie ist diese Bootstour ein berauschendes und überwältigendes Erlebnis. Nur ja nicht ins Wasser fallen, da kommt keiner lebend wieder heraus, weil soo saukalt…

Wir sehen herrliche Strände, absolut menschenleere Uferstreifen, die nur an vereinzelten Stellen zeigen, dass sich Bootscamper irgendwann einmal ein campfire gemacht haben und dabei ein paar schwarze, verrußte Stellen zurückgelassen haben.

Video:

Der undurchdringliche Wald reicht häufig fast bis ans Ufer, nur ein paar Meter felsiger Untergrund schafft den letzten Abstand zwischen Land und Wasser…
Wo holen sich die Pflanzen eigentlich ihre Nahrung her?

Am nächsten Morgen geht’s in die Wälder.
So viel weiß ich, aber nicht mehr…

Jetzt wird’s klar: Wir starten mit einem weiteren Freund zu einer ATV-Tour. Dieses „Quadriding“ ist unter kanadischen Männern im Sommer eine ebenso große Leidenschaft wie das Snowmobilfahren im Winter.

Es macht einen Heidenspaß, sich zwischen Bächen, Brücken, Bäumen und Elchen hindurchzuquetschen und keine Verwandten zu kennen…

Kannste mir ma ’nen Bier geben? Muss dringend meinen Adrenalinpegel senken…

Gather ’round the fire

2 Gedanken zu “…von Walen, Blau-Bären und ganzen Kerlen!

  1. Liebe Eva,
    vielen Dank für Deinen Kommentar. Wir reisen einfach gern „zweimal“!
    Jeder Beitrag ist, auch wegen der zeitlichen Distanz zum Originaltermin, immer wieder eine sehr intensive Möglichkeit des noch einmal Erlebens.
    Dir eine gute Zeit, wo immer Du Dich lebendig fühlst!
    Liebe Grüße aus Prince Edward Island
    Vero & Reiner

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