Dienstag, 06. bis Samstag, 10. September 2016
Die Abschiede werden irgendwie anders:
Schmerzhafter, noch unvergesslicher als bisher sowieso schon, gleichzeitig immer heftiger!
Es ist eindeutig soweit, dass wir den Herbst unserer Reise durch Nordamerika erreicht haben.
Ankommen und wegfahren, kennenlernen und verabschieden…
Mit diesem Grummeln im Bauch cruisen wir zum zweiten Mal durch die Wälder und Weiten der Provinz New Brunswick, Canada.
Wie es, für uns überraschenderweise, auch auf manchen Karten heißt: in „Neu Braunschweig“ landen wir für die nächsten Tage in der Nähe von Moncton auf dem Stonehurst Golfcourse & Trailer Park. Ein herrlich abseits gelegener Campground und Golfplatz in Berry Mills, NB, Canada.
Es gehört inzwischen zu unserer Routine, dass wir selbstverständlich Zeit haben und uns Gutes tun: Mit Kaffee, Wassser, das Ringsherum genießen und uns in diesem Fall mit „Applepie“ beschenken lassen.
Wir können in Moncton nicht umhin, einen der von Vero handgenähten Quilts in den hiesigen Store mitzunehmen, ein batting zu kaufen, um anschließend zu fragen, ob wir auf dem großen Tisch im Obergeschoss die drei Schichten, Vorderseite, Wattierung und Rückseite mit zig Sicherheitsnadeln so aneinander heften können, dass sie anschließend im Wohnmobil mittels „quiltens“ dauerhaft verbunden werden können. Gesagt – getan!
Die weltweit höchste Tide hat während unseres Ausfluges, als wir gegen 2pm an der Bay of Fundy ankommen, ihren Tiefststand erreicht und wir können auf dem freiliegenden, von der Sonne fast vollständig getrockneten Meeresboden eine Wanderung entlang der Hopewell Rocks machen.
Wir empfinden wie winzig wir größenmäßig und energetisch gedacht doch sind, wenn wir an den trockenliegenden, abenteuerlich baumbewachsenden Felsen hinaufschauen und gleichzeitig ihre, von der nimmer endenden Flut ausgewaschenen Silhouetten bewundern. Die „gute Hoffnungs-Felsen“ grüßen uns von der Sohle bis zu den Baumspitzen.
Mit ein bisschen Fantasie sehen wir sogar in Stein gewaschene Gesichter, die scheinbar mit uns kommunizieren, oder?
Jedenfalls ist diese Bay of Fundy, wörtlich übersetzt „Fundamentalistenbucht“, ein grandioses Naturschauspiel.
Zurück auf Stonehurst Golfcourse & Trailer Park verbringen wir unsere letzte Nacht nach dem herbstlichen Wochenende in Ruhe und bereiten uns auf die Weiterfahrt nach Osten, Richtung PEI (Prince Edward Island) vor.
Inzwischen hat uns die herbstliche Kühle erreicht…
Zwar gibt es tagsüber noch Sonnenschein und keinen Regen, aber spät am Nachmittag wird es schon frisch. Die bisher in unseren Kleidungsfächern verwaist daliegenden Pullover, wir dachten wir brauchen sie gar nicht, kommen für Stunden doch zum Einsatz.
Auf dieser Route sind wir stumpf dem vom Tom-Tom vorgeschlagenen Kurs auf dem Hwy 6 gefolgt und werden prompt für 15 Kilometer den Schlechtigkeiten einer nicht geteerten Straße ausgesetzt. Wir sind damit zufrieden, dass es zumindest keine wellblechartige Ausformung des Straßenbelages gibt, die die Federung unseres WoMo’s ganz schön beanspruchen würde und überqueren auch sorgenfrei den hölzernen Belag der Brücke, zumal eine Gewichtsbegrenzung für Autos nicht zu sehen ist…
Sonntag, 11.September 2016 Seafoam Campground
Nach weiteren anderthalb Stunden meldet uns das Navi: Ihr seid da!
Weit und breit kein Campground, der hier eigentlich sein soll, zu sehen.
Manchmal sind die von der Allstays-App vorgegebenen Koordinaten eben doch nicht richtig! Es ist erleichternd, dass wir die postalische Anschrift der Übernachtungsplätze auch zur Verfügung haben und so ohne Probleme nach weiteren sieben Kilometern am Campground ankommen. Die site #46 ermöglicht einen herrlichen Blick auf die den hier schon fast grenzenlosen Atlantic Ocean.
Wenn es zum Kochen nur nicht regnen würde.
Wofür gibt es unseren Regenschirm? Der Wein für den Koch schmeckt erst recht gut und die Technik, mittels unserer Flickenteppiche den Wind von der Gasflamme abzuhalten, hilft dabei, die richtige Hitze unter das Gemüse und in den Koch zu bringen…
So schön ist es hier nun auch wieder nicht…
Also fahren wir weiter Richtung Pictou, NS, Canada.
Montag, 12. – Mittwoch, 14. September
Harbor Light Campground ist der Platz für die nächsten zwei Nächte…
Wenn es eine nicht so angenehme Voraussetzung für die Gestaltung unserer Reise gibt, dann die, dass wir für einen Ausflug in die Umgebung, wie heute in das wunderschöne Örtchen Pictou, immer wieder unser WoMo fahrbereit packen müssen und kein kleines „Ausflugsfahrzeug“ (außer unseren Klapprädern) zur Verfügung haben.
Wir packen und fahren Richtung Pictou…
Wie fast überall in Nordamerika werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass die Herkünfte der hier lebenden Menschen, bis auf die First Nations, alle außerhalb Nordamerikas liegen…
Die meisten wissen, zu wieviel Prozent sie ursprünglich aus welchen Kulturkreisen stammen und von wo ihre Grand- Grand- Grandparents, -fathers or -mothers gekommen sind.
Dieses Wissen über ihre Herkunft ist ihnen allen sehr wichtig und sie sind sehr stolz darauf. Entsprechend ausführlich wird der Verlauf der jeweiligen örtlich bezogenen Einwanderung in Form von Museen, nachgebauten Schiffen und mitgebrachten Kulturtechniken gefeiert und zur Schau gestellt. Das können sie in Pictou wirklich sehr anschaulich und professionell…
Mittwoch, 14. September
Unser nächstes Ziel, der Fährhafen von Caribou, NS liegt nur eine Viertelstunde Autofahrt entfernt. Das nächste Schiff, die „Confederation“ geht in zwei Stunden. Eine Garantie für die sofortige Überfahrt gibt es nicht, weil der Raum für Fahrzeuge über 6.6′ feet begrenzt ist. Deshalb ist es gut, dass wir schon recht weit vorn in der Schlange der höheren Wagen einen Platz gefunden haben.
Wenn nach diesem Truck noch Platz bleibt, dann sind wir gleich dabei!
Es hat geklappt. Wir haben abgelegt und sind unterwegs durch die schmale Fahrrinne Richtung PEI. Ohne zu bezahlen -Die Fahrt auf die Insel wird erst bei der Rückkehr aufs Festland abgerechnet. Egal, ob wir die 13 km lange ‚Confederation-Bridge‚ oder die Fähre dafür benutzen. Alles easy!
Wir sind nach 1 1/4 Stunden in Wood Islands, PEI gelandet! Bevorzugen als erstes die nordöstliche Route um die Insel.
Die Umgebung nimmt uns in einer bisher unbekannten Art auf – Wir sehen viele sehr schöne, gut erhaltene Wohnhäuser, denen wir ihren gut erhaltenen Zustand inklusive Modernisierung sofort ansehen. Vielen BewohnerInnen scheint es nicht schlecht zu gehen. Die weiten, für ihre guten Kartoffeln bekannten Äcker werden im Moment mit großen Erntemaschinen befahren und wir könnten die Produkte direkt ab Hof kaufen…
Mittwoch, 14. – Donnerstag, 15. Oktober 2016
River Campground, Murray River, PEI, Canada
Wir freuen uns über diesen preiswerten und wunderschön gelegenen Campground für Can. $ 15 die Nacht. Unsere Mitgliedschaft bei Passport America macht es möglich.
Murray River ist nicht nur der Name des Flusses, sondern auch des Städtchens, das gleich um die Ecke liegt.
Das Herbstwetter verspricht eher keinen Spätsommer, sondern Kochen und Braten im Regen…
Müssen uns ja langsam wieder an die deutsche Sprache gewöhnen:
„What shell’s…“
Hallo Ihr Lieben,
wir machen uns alle große Sorgen, weil wir lange nichts mehr von Euch gehört haben. Wir hoffen, daß Ihr wieder gesund in Old Germany gelandet seit. Meldet Euch doch mal, wir würden uns sehr freuen.
Liebe Grüße von Lilo und Irmgard