15. Januar Manatee Spring State Park, FL
Wenn wir in paar Jahren wissen wollen, von welcher Ecke Floridas wir hier eigentlich sprechen, schreiben, Bilder zeigen, dann hilft es uns, hier eine Karte einzufügen, die zeigt an welchem „Arsch der Welt“ wir uns im Moment herumtreiben. Hätten aufgrund unserer ursprünglichen Reiseplanung nicht gedacht, dass uns dieses Stück Florida so stark in seinen Bann ziehen würde.
Wir sind erstaunt und verblüfft über die für floridianische Verhältnisse ungewöhnlich ruhige, fast menschenlose Atmosphäre, die herrlich natürliche Umgebung, die besinnlichen, stimmulierenden Farben, ursprünglich erhaltene Ansiedlungen, zum Bummeln einladende Shops, überkommene um nicht zu sagen veraltete Traditionen.
Wenn wir dann in einen Laden hineingehen werden wir sehr freundlich willkommen geheißen von mit viel Zeit und guter Laune ausgestatteten Menschen, die mir, wie hier geschehen, nicht nur den Kaffee einschenken, sondern mir die Antwort auf die Frage: „Are you a veteran?“ – „Yes, Madame indeed!“ fast schon mitliefern, indem sie betonen: „For Veterans the coffee is free“ –
Suvannee Valley – ist zum Spaziergang und Bummeln einladend.
Als einzigem Mann unter vielleicht insgesamt fünfzig mit Stoffen und sich selbst beschäftigten Frauen an einen dieser Tische gebracht und mit dem Passwort für das kostenfreie Wifi ausgestattet, wissen die Angestellten, dass, wenn sie mich einfach in Ruhe lassen, es nicht zum Schaden für den Laden sein wird ;-))
Wir schlendern durch „die Stadt“ und folgen den Hinweisen auf das Florida Quilt Museum, einem die Uhr zurückdrehenden Raum voll mit mehr als einhundert Jahre alten Quilten nebst daneben liegendem gut erhaltenem Bahnhof für die seit mehr als vierzig Jahren stillgelegte Eisenbahnlinie…
Der Odem des späten 19. und früher 20. Jahrhunderts wird hier in Trenton/Suwanee Valley, wahrscheinlich leben auf mehr als 100 Quadratkilometern kaum mehr als 200 Menschen, in aller Intensität vor der Vergänglichkeit geschützt und bewahrt.
Dabei wirken die aufmerksamen und freundlichen Menschen einerseits und die Traditionsliebe, ja Verschlafenheit dieser Umgebung andererseits auf uns „Kurzlebigkeit“-Gewöhnte sehr verwirrend, aber insgesamt durchaus entschleunigend, fast meditativ.
Wir erreichen nach dieser „Zeitreise“ unser nächstes Ziel, um in Ruhe die kommende Nacht zu verbringen. Konsequenterweise nehmen wir einen Park in Augenschein, der uns mit seinen Manatees, also auf Deutsch „Seekühen“ genannten Tieren, eine nächste Besonderheit Floridas präsentiert. Hoffentlich sind sie zwecks Winterquartiers in den hier ausströmenden warmen Wasserquellen des Suwanee Rivers schon eingetroffen…
Mehr als ein Feuer am Abend ist, obwohl noch früher Nachmittag heute nicht drin. Die Suche nach Tieren muss bis morgen vormittag warten.
Gehen wir nicht zu den Tieren, kommen sie zu uns…
Wir haben sensationell geschlafen! Keine Autos, keine Eisenbahn, vollkommene Ruhe, im Bett nicht zu warm und nicht zu kalt und am nächsten Morgen streift die Sonne unsere und die Haut unserer Mitübernachter aus Michigan, der Schweiz und aus Texas…
Der Weg zu den Quellen, den Manatees und anderen für uns eher ungewohnten Tieren, führt über den boardwalk. Er bietet uns verschlungene Wege durch oder besser über dem Swamp, deshalb ohne nasse Füße, wie klar das Wasser hier ist: „mach nicht so einen Krach!“ und darüber hinaus außergewöhnliche Nähe zu der originären Welt der Tiere und Pflanzen, die hier, wir müssen uns den engen Regeln, denen Besucherinnen und Besucher unterworfen werden, im Mittelpunkt stehen.
Genau, da sind sie:
Der Tag ist schön lang, wir fühlen jede Menge Zeit zu haben.
Unser Spaziergang durch den Manatee Spring State Park endet unverhofft damit, dass wir Kati und Gerd aus Münster, auf einer 3-monatigen Reise durch die südlichen US-Staaten unterwegs, treffen. „Ihr kommt aus Herford? – Haben 30 Jahre dort gelebt u.a. als Arzt gearbeitet!“
So klein ist die Welt – Karten ausgetauscht – wir wollen uns auf jeden Fall wiedersehen.
16. Januar 2018 vormittags, Steinhatchee FL
Der Name dieses Fleckens macht mich an. Vero und ich streiten uns wegen der Aussprache im Englischen und wie ich nach längerer Suche im Internet verbessert werde, spricht es sich tatsächlich Steinha:tschi wie Stein aus und nicht, wie ich behauptet habe, Sti:nha:tschi. Die Fahrpause hat uns trotzdem gut getan…
Es ist sehr ruhig und entspannt, die Saison hat diesen Ort noch nicht erreicht.
Ist für uns zwar nur eine nette „Durchfahrstation“, aber trotzdem besonders, denn meine Lust aufs Schiff zu gehen, wird hier ohne mein Zutun sehr groß: die „Affenfels“besitzer (würde Dietrich sagen) sind offensichtlich hier zuhause.
Jedenfalls deuten ihre ungewöhnlichen Garagen darauf hin und wenn schon keine Segelschiffe da sind, besser als gar nichts!
Und die mit der besonders dicken Hose finden sich hier auch…
16. Januar – 24. Januar 2018 Old Pavilion RV Campground, Keaton Beach Rd., Perry FL
Dieses Ziel haben wir uns zwar vorgenommen,
aber an so etwas glaubten wir nicht einmal im Traum!
Aus einem Tag zwischen mehreren anderen RV’s werden letztendlich NEUN, denn mit der unverhofften Chance direkt ans Wasser umziehen zu können , steigert sich jeden Tag aufs Neue das Gefühl, die Welt gehöre uns ganz allein.
Von einem solchen Platz wagen wir in Europa nicht im entferntesten zu träumen!
Wir fühlen uns wie „Erlebnis-Milliardäre mit Privatstrand“, mit unverbaubarer Aussicht auf unser Meer und mehr…
Die Beach-Art anderer Menschen an den Pfählen empfinden wir als liebenswert und kreativ.
Denn zu mehr als „Kunst am Pfahl“, Dauersitzplatz für Pelikane und Möven bei Flut und pitureskem Blickfang für Fotografen eignen sich die ehemaligen Bootsanleger, die krumm und schief die Tide anzeigend, vor sich hin gammeln, nicht mehr.
Wir wohnen an der Keaton Rd, sie ist Dead End, endet also im Nichts?
Das wollen wir wissen und machen uns auf den Weg zum vermeintlichen Ende, wo sich vor uns mehr als erwartet ein herrlicher, öffentlicher und zu solch einer frühen Zeit im Jahr, herrenloser Strand öffnet.
Die ungewöhnlichen Häuser auf dem Weg dorthin und wieder zurück zeigen beeindruckend, dass der Friede, den wir hier empfinden, nicht immer so friedlich ist, sondern sich manchmal offensichtlich als sehr realistische, menschenbedrohende Hochwasser und Hurrikans, vom letzten wurde das Bathhouse des Campgrounds weggefegt, wenn’s gut geht, nur als Störenfriede zeigen.
So, alles was jetzt noch kommt, muss sich niemand mehr reinziehn, nur wir…
Mittwoch, 17. Januar 2018
Donnerstag, 18. Januar 2018
Es ist jeden Abend gleich und nicht gleich – anders und überhaupt nicht anders – wunderschön und wundertraurig – einmalig und gottseidank (immer) wiederkehrend…
Freitag, 19. Januar 2018
Samstag, 20. Januar 2018
Sonntag, 21. Januar 2018
Montag, 22. Januar 2018
Dienstag, 23. Januar 2018
Mittwoch, 24. Januar 2018
Nice weekend to everybody…
Hallo, ihr Beiden! Was für wunderschöne Fotos wieder und der Bericht dazu, bei diesem kalten und ungemütlichen Wetter in Deutschland, eine angenehme Lektüre. Ja, die Sonnenuntergänge in Florida fand ich auch ganz traumhaft. Bin ja schon neugierig, wie es bei euch weiter geht! Alles Gute weiterhin und das euer WoMo immer durchhält…liebe Grüße Eva
Hallo Eva,
Du bist ja offensichtlich wieder gut in Berlin angekommen, wie schön.
Wir grüßen Dich ganz herzlich aus Louisiana, zur Zeit auch noch zu kalt.
Vero mit Reiner
Bin mal wieder total begeistert und freue mich schon auf euere zukünftigen Bilder und Berichte ; auch immer in der Gewissheit , daß es euch zum Zeitpunkt der aktuellen Informationen gut geht.
Daß das so bleiben möge wünscht euch von Herzen
Alfred
Lieber Alfred,
versprechen können wir natürlich nicht, dass uns die Objekte so vor die Kamera kommen, but we’ll do our very, very best.
Es ist für uns auch eine große Freude zu hören, dass Dir unsere Erlebnisse ebenfalls gefallen. Wir wünschen Theresa und Dir gute Gesundheit und eine schöne Zeit.
Liebe Grüße
Vero und Reiner
PS. Hab gehört, dass bei Euch der Frühling schon leicht an die Tür klopft!
Tolle Fotos!
Lieber Wolfgang,
diese Momente sind unwiderstehlich, die Kamera macht was sie will und der Pelikan “bettelt” geradezu darum fotografiert zu werden.
Liebe Grüße an Biggi
Vero und Reiner
Hi Vero und Reiner,
nach dem Samstagsmorgenfrühstück Eure Mail gesehen und direkt in Euren Bericht eingetaucht. Bei uns liegt Schnee, die Sonne kommt ab und zu vorbei, und so schön dass auch ist, kaum die ersten Bilder gesehen und Zeilen gelesen, werde ich nach Florida transportiert. Sehe wieder den Manatees beim Spielen zu, spüre die besondere Ruhe im „Off-Season Northern Florida“ und die zurückhaltende Wärme.
Am schönsten gefallen mir aber diesmal die vielen kleinen „Bildergeschichten“ – keine gleich und jede ein Gedicht.
Viele Grüße
Klaus und Sonja
Hi Ihr Lieben,
so aktuell wie Ihr zum Samstagmorgenfühstück bekommen wir unsere Antworten nicht fertig. Aber immerhin können wir berichten, dass wir gerade frisch aus Lafayette/ Louisiana zu unserem Campground zurück gekommen sind, wo ich auf den Courts des dortigen Petanque-Clubs einige Kugeln mit einem weiteren unverwüstlichen Mitspieler gespielt habe. Wir hatten nämlich Glück, dass es genau in diesen Stunden nicht geregnet hat…
Es geht uns sehr gut und morgen früh schmeißen wir “den Riemen auf die Orgel” und fahren weiter Richtung Lake Charles.
Liebe Grüße
Vero und Reiner