Das ganze Leben ist ein Spiel…

Southern Charm RV Resort, Zephyrhills FL

Es gibt Geschichten im Leben, die mir besser nicht passiert wären.
Und hier ist eine davon:
Das Tack-tack der Plastikbälle auf den nebenan liegenden Pickleballplätzen tönt unablässig zu mir herüber: „Komm doch, spiel mit mir!“ Und ich spüre bei jedem Geräusch dieser Bälle, wie gern ich meinen Wunsch mitzuspielen schon seit Tagen in mir trage.

Die Plätze nebenan sind nicht nur Flutlicht erstrahlt, sondern haben auch einen absolut professionellen Kunststoffbelag, wie auf Tennisplätzen der besten Kategorie.
Mit etwas größeren Tischtennisschlägern spielt man einen durchlöcherten Plastikball über das Netz…

Ich setze mich auf mein Fahrrad. „Du kannst Dir aus dem Häuschen da vorne gern einen Schläger rausholen, ihn hier auf den Tisch legen und das bedeutet dann, dass Du in der nächsten Runde mit einsteigen kannst.“ Wow, wie einfach geht das denn!

Schon bin ich mitten drin, die ersten Bälle mißglücken noch etwas, weil mir das Gefühl für das Gewicht und die sich daraus entwickelnde Geschwindigkeit des Balles noch etwas fehlt… Aber dann gelingt mir der erste Punktgewinn cross in die Ecke des Feldes gespielt und ich bin happy.

Um es kurz zu machen: Ich kann nicht aufhören, es macht einfach zu viel Spaß.

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Energie meines Laufes auf den Ball zu und der plötzliche Stop meines Körpers ohne langsamen Übergang meine Sehne völlig überfordert. Ich liege auf dem Court, der mich auf brutale Art und Weise gestoppt hat.
Meine Achillessehne am linken Bein zeigt, dass Schluss ist mit Pickleball.
Sie schwillt sekundenschnell an, an eine Nutzung meines linken Fußes um wieder aufzustehen ist nicht mehr zu denken. Die anderen Spieler setzen mich auf einen Stuhl, legen mein linkes Bein hoch und erzählen mir jetzt (für mich zu spät) leutselig davon, wie oft es anderen Spielern genauso gegangen ist wie mir, dass sich nämlich die ungeübte Achillessehne urplötzlich verabschiedet hat und ihren Körpern gezeigt hat: Bis hierhin und nicht weiter!

Im Nachhinein weiß ich, dass ich schon während meiner Spiele immer wieder das Gefühl hatte, eigentlich musst Du jetzt aufhören. Ging aber irgendwie nicht. Ich wollte immer mehr und beim dritten Spiel in Folge ist es dann passiert.
Ich werde mit dem Golfcart nach Hause gebracht!

Bein hoch legen, zwischendurch kühlen, Essen kochen geht noch und schmecken tut es auch…

Das haben wir natürlich nicht alles an einem Abend gegessen, soll uns aber für später erinnern, was wir uns unter anderem alles einfallen lassen haben und Euch ein wenig den Mund wässrig machen.

Der nächste Tag ist ein neuer:
Unser angemeldeter Besuch kommt aus dem Süden Floridas.
Sabine (Saradewi) und Manfred aus dem Ruhrgebiet begleiten wir schon seit September im Internet, wo sie in mehreren Blogs (www.sama.report) über ihren Reisetraum berichten und woraus sich ein lockerer Kommentar- und WhatsApp-Kontakt zu ihnen entwickelt hat.

Ihr Mercedes Wohnmobil mit Namen Amigo findet noch Platz auf dem RV Resort und kurz vor dem Dunkelwerden lernen wir Sabine und Manfred persönlich passend zum Abendessen kennen.

Die ersten aufregenden Geschichten und das „Beschnuppern“ am Abend war sehr angenehm, so dass wir uns am nächsten Nachmittag gern zum gemeinsamen Kaffeetrinken mit anschließendem „Shuffle Board“ spielen wieder getroffen haben.
Meine Achillessehne hat es mitgemacht. Ich habe keine Schmerzen, nur einen dicken Fuß mit weit ausladendem Bluterguss…

Wir haben eine gute Zeit zusammen und sind sehr gespannt darauf, was die Beiden in den nächsten Monaten ihrer 12-monatigen Reise noch alles erleben werden.
Ihre USA Visa gelten für 6 Monate.

Sie müssen sich über die Wettervoraussetzungen im Laufe des Winters keinen Kopf machen, weil sie nach Besuchen von Kuba und Puerto Rico vor Ende ihres Visums nach Mexico ausreisen wollen, um anschließend erneut mit neuem Sechsmonatsvisum Richtung Kanada weiter zu gehen.

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zum Aldi, ungefähr „nur“ 30 Kilometer entfernt.
Pumpernickel ist aus, Wein sollte wieder aufgefüllt werden und „völlig unerwarterterweise“ leidet die Aldi-Abteilung für Weihnachtssüßigkeiten erheblich unter unserem Besuch.

Und dann kommt einer dieser Zufallseindrücke, hier heißt er „The City of Plant City“.
Downtown ist „Christmas pure“.
Vero setzt sich in den nächsten Quilt Shop ab und ich mich in den kleinen Stadtpark mit Weihnachtsmusik und das süße Eisenbahnmuseum. Es ist immer noch aktuell und geöffnet, obwohl das es begründende Verkehrsmittel schon lange wieder ohne Stop an Plant City vorbeifährt.

Die Kekse, der Stollen und die Schokolade sind inzwischen auf unserem WoMo-Tisch gelandet und demonstrieren unsere heimatliche Süßigkeiten-Verbundenheit.

Zwei Tüten Spekulatius, hier Ginger Cookies genannt, nehme ich mit zu den Jungs, die schon morgens um Sieben die Shuffle Board Plätze vom Regen der Nacht befreien und uns damit ab 8:30 am auf frisch mit Silikonsplittern eingestreuten Courts ein im wahrsten Sinne des Wortes „reibungsloses“ Spiel ermöglichen.
Dunking Cookies, in den Kaffee eingetaucht, lieben sie hier auch wie verrückt…

Al und Doris aus Winnepeg, Canada sind nicht nur meine Lieblingspartner*innen beim Shuffle Board und Al beim Petanque-Spielen. Sie haben uns für heute nach dem Spiel zu einem Ausflug auf den nächsten Flea Market eingeladen.
Ohne besondere Vorbereitungen genießen wir die gemeinsame Fahrt in ihrem Auto. Sich chauffieren zu lassen, ist für uns ein besonderes Erlebnis.

Wir lassen uns die englischen Bezeichnungen der verschiedenen Gemüsesorten erklären: zum Beispiel Brussel Sprouts oder Rutabagas/ Turnips (in Kanada), das sind Rosenkohl und Steckrüben

Es gibt viel zu quatschen, mit Al auch Intensives über vertrauliche Interna aus „America“ und Canada.
Besonders wenn dann auch noch ein Truck mit eindeutiger Positionierung vor uns steht. Der Besitzer ist echt stolz, dass ich sein Auto fotografiere…

Christmas Eve und Christmas Day rücken immer näher und die Feiertagsstimmung während dieser wichtigen Familienzeit macht sich immer breiter.
Für uns bedeutet diese Zeit: Einladungen!

1. Christmas Dinner um 2:00 pm am ersten Weihnachtsfeiertag bei Doris und Al, ihrem Sohn Andrew, der in Freiburg im Schwarzwald zwei Jahre lang studiert hat und in Bad Bentheim, Niedersachsen gearbeitet hat, ihrer Schwiegertochter Kelly und der gemeinsamen Tochter June. Vielleicht kommt dabei ja auch unsere eigene Sprache zum Einsatz!

und
2. Campfire Round up mit den Leuten aus der Nachbarschaft bei Heidi und Tim von Site #67

Heiligabend allerdings bleibt unsere private Veranstaltung im eigenen Wohnzimmer.
Hier trifft sich unsere Weihnachtsstimmung traditionell schon zum fünften Mal unter dem Herrenhuter Stern im Heckfenster, mit Hähnchenschnitzel (in Ermangelung der eigentlich bei uns üblichen Heißwürstchen, die amerikanischen „Franks“ gehen gar nicht) und Kartoffelsalat mit Tomatendeko, getoastetem Baguette, diversen Dips und Saucen und als Beilage, wie immer, pünktlich zum Essen die aktuelle Tagesschau aus Hamburg.

Christmas Dinner am nächsten Nachmittag, also in Deutschland dem 1. Weihnachtsfeiertag, ist ein wirklich großes Ereignis. Wir fühlen uns im Kreis dieser Familie als besondere Gäste sehr willkommen.

Ein Auszug aus dem Menu:

  • auf der Haut gegrillter Lachs auf Lauch/Zitronensauce
  • gestampfte Steckrübe und Möhren mit Schmelzkäse
  • Kartoffelbrei
  • gebratener Rosenkohl
  • Cranberry Gelee
  • Dessert: Vanille Eis mit Pfirsich- und/oder Apple Pie und warmer Himbeersauce

Es sind neben dem Essen schlussendlich inklusive Eiswasser, Wein, Bier, Kaffee und Tee vier Stunden lang  sehr angeregte weltumspannende Lebensberichte der verschiedenen Menschen rings um diesen Verandatisch fast unter freiem Himmel.
Al und Doris haben mehrere Jahre in Mosambik, Sambia und Südafrika gelebt und gearbeitet, Kelly in Kanada studiert und dort Andrew kennengelernt.
Andrews deutsche Sprachkenntnisse sind wirklich hervorragend.

Für uns „schon einen Abend später“ sitzen wir um das Feuer: „Europa/ Amerika, die Krankenversicherungen in USA/ Deutschland, wer woher kommt, welche deutschen oder anderen europäischen Vorfahren wer, wann dafür verantwortlich war, dass sie heute in Amerika leben, was für ein aufregendes Leben, so lange im Wohnmobil zu leben und wo geht es als nächstes hin?“

Bei so vielen besonderen Anlässen dürfen unsere eigentlichen Aktivitäten, unsere „alltäglichen“ Spiele nicht untergehen:

  • Vero’s Quilt- und Nähgruppe, die sie sehr genießt.
  • Mein fast tägliches Boule-/Petanquespiel mit Al, das gemischt mit intensiver Unterhaltung eine wunderbare Abwechslung ist. (Dafür hat er sich zuerst preiswerte und anschließend noch Turnierkugeln gekauft)

Es ist nicht übertrieben, wenn wir uns hier besonders herzlich bei Doris und Al für unser Zusammensein und ihre Gastfreundschaft bedanken. Wir verabschieden uns von Ihnen mit einer Einladung zum amerikanischen Frühstück in Rick’s Café und würden uns sehr freuen, sie wieder zu sehen. (Doch leider besteigen sie kein Flugzeug mehr…)

Vielleicht kommen aber Kelly, June und Andrew zum Boulespielen nach Herford!
Sie sind jedenfalls herzlich eingeladen…

Jeder „Urlaub von der Reise“ geht einmal zu Ende. Die Abschiede fallen für unsere Verhältnisse, für amerikanische Gepflogenheiten ebenfalls, nicht gespielt, sondern besonders emotional aus.

Bye Friends, thanks a lot and take care!

3 Gedanken zu “Das ganze Leben ist ein Spiel…

  1. endlich mal traffic und genügend zeit zum schmökern… habe mal wieder seit langem meine mails abgerufen und mich im internet umgesehen. prima zeilen und fotos, die ein wiedersehen herbei sehnen. liebe vero, lieber reiner, wir verlassen kuba morgen und sind dann auf dem weg nach costa rica. wie wirds wohl werden? glg manfred

  2. Besser ein bisschen später als nie wünschen wir euch ein gutes Jahr 2020! Herzliche Grüße aus aus Herford von Ulla und Norbert

    • Liebe Ulla, lieber Norbert,
      wir freuen uns von Euch zu hören und gehen davon aus, dass Ihr ebenfalls Euer Leben genießt! Jedenfalls wünschen wir Euch das sehr. Obwohl anders geplant hängen wir noch ein paar Tage in Florida rum und sind dazu „gezwungen“ in geheiztem Wasser (28°) des Pools zu schwimmen.
      (Das ist „Jammern“ auf höchstem Niveau!)
      Ehrlich sind wir sehr glücklich und dankbar dafür, unsere Zeit, wir fühlen es so, „privilegiert“ verbringen zu dürfen.
      Herzliche Grüße nach Herford
      Vero und ich

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