Freitag, 24. – Sonntag, 26. 01. 2020
Cedars Lake RV Park, Homosassa FL
bestimmen wir jetzt endlich wieder selbst, wann wir wo sein wollen! – Und das bedeutet, wir haben unsere eigene Unsicherheit, wann wir wieder weiter nach Norden gehen, beendet:
Wir wollen bewusst mit den Wetterbedingungen des nördlichen Floridas Ende Januar bis Anfang Februar leben.
Das heißt zu akzeptieren, dass die ganz sommerlichen Temperaturen von Mittel-Florida für uns beendet sind. Aber immerhin, auch mit 15-25° C tagsüber und 5-15° nachts können wir gut leben!
Wir „gewinnen“ gleichzeitig durch diese Entscheidung neue Einblicke in das hier vorherrschende „alte“ Florida. Es fühlt sich vieles an wie 50 Jahre zurück geblieben.
Eigentlich doch eher alles ringsherum:
- der Campingplatz hat ein bisschen was Morbides. So ein Zwischending von völlig verkommen und alles auf Anfang. Aha, die Besitzer haben gewechselt. Sie werden auf Google Maps über den grünen Klee gelobt…
- die zerrissenen fjordähnlichen, allerdings anders als in Norwegen, hier völlig übergrünten Wasserzugänge zum Golf von Mexico,
- das Spanish Moss, lateinisch Tillandsia usneoides, deutsch Spanisches Moos, verleiht der Baumschaft eine langhaarig angegraute, schlussendlich seniorenhafte Frisur,
- die über das Wasser hängenden, sich den kürzesten Weg ins Licht suchenden Palmen,
- und die hölzernen, schuppenähnlichen Bauten, Läden, Imbissstände…
vermittelt einen verschlafenen, gemächlichen, fast dschungelähnlichen, subtropisch fürs Leben nur notwendigst ausgestatteten Charakter.
Dieses Wirrwarr, diese zurückgebliebene Langsamkeit und Gemächlichkeit ausstrahlende Oberflächlichkeit macht uns locker…
Wir nehmen uns einen ganzen Tag Zeit für die Erkundung von schon Bekanntem und Neuem:
Unserem Lieblings-Shrimps-Imbiss mit den frisch gekochten, Old Bay gewürzten Krabben (hier heißen alle Sorten von Krabben oder Garnelen Shrimps), die wir noch selbst pulen müssen.
Und dem durch die Vielfalt von typischen Florida-Tieren sehr bekannten Homosassa State Park. Bei aller Begeisterung über außergewöhnliche Tierfotos sind wir doch betrübt darüber, dass wir hier, anders als in anderen Florida State Parks, nur eine an touristische Bedürfnisse angepasste Haltungsart der Tiere vorfinden. Gestylte Großkäfige, gestutzte Vogelflügel, eingezäunte Gehege und Gewässser: Alles oberprächtig, aber wenig natürlich:
Der Preis dafür, eine riesige Anzahl von normalerweise scheuen Tieren auf relativ engem Raum versammelt sehen zu können.
Hier feiert das Hippopotamus, deutsch Nil- oder Flusspferd, mit Namen LU, in seinem 100m² umfassenden Teichgehege mit Rundlauf gerade seinen 60. Geburtstag.
Die Anhingas, auch Schlangenvögel genannt, haben einerseits große Fähigkeiten ihr Fisch- und Schlangenfutter unter Wasser zu finden, aber gleichzeitig können sie aufgrund der dann aufgenommenen Feuchtigkeit ihrer Flugfedern, die dann einfach zu schwer sind, erst dann wieder fliegen, wenn der Wind sie getrocknet hat…
Den Fischreiher können wir in der Natur kaum so dicht vor die Linse unserer Kamera bekommen. Was für ein eleganter Vogel…
…und gleich nebenan, der für Florida so typische Pelikan. Ein auf Futtervorrat bedachter Großvogel mit schwimmhäutigen Füßen.
Diese weiße Massenansammlung von krummschnäbeligen Seevögeln sind für uns namenlos geblieben. Hinterlassen aber besonders im pfeilschnellen Anflug einen nachhaltigen Eindruck bei uns.
Nein, wir sind nicht getaucht…
Sondern es gibt hier ein mehr oder weniger interessantes Seewasseraquarium, in dem die Fischschwärme kreisförmig, immer am Fenster vorbei, ihre Runden drehen. Wieso auch immer…
Die Manatees, eine in Floridas häufig vorkommende Seekuhart, ziehen sich im Winter aus den kalten Gewässern an der Küste in die warmen inländischen Quellen vieler Floridaflüsse zurück. So bekommen auch wir sie zu Gesicht.
Diese wunderschönen Flamingos würden sich hier ohne von Menschenhand gefüllte Futtertröge bestimmt nicht aufhalten. Geschweige denn von uns in solch geringer Distanz gemütlich fotografieren lassen.
Ihn oder sie haben wir lieber ungestört liegen gelassen…
Sonntag, 26. – Dienstag, 28.01. 2020 Old Pavillon RV Park, Keaton Beach FL
Es fällt uns während unserer weiteren Fahrt Richtung Norden ein, dass wir den eindrucksvollsten Sonnenuntergang unserer letzten Reise hier in der Nähe der Stadt Perry am Keaton Beach gesehen haben. Wir versuchen es noch einmal…
und stehen vor der trostlosen Einfahrt zu diesem unscheinbaren Camping…
Wenn wir nicht wüssten, dass sich das „Office“ im Wohnwagen hinten rechts befindet, würden wir diesen Platz für eine ungeordnete Ansammlung von zeitvergessenden Aussteiger*innen halten, die sich hier aus den unterschiedlichsten Gründen einfach mal „abgestellt“ haben, so wie es ihnen gefällt.
Aber weil es tatsächlich eine Organisatorin des Ganzen gibt, die in ihrem Kalender vermerkt hat, dass es noch einen freien Stellplatz direkt am Wasser gibt, sind wir glücklich über die zugewiesene Nummer 17 zwischen den beiden Fulltimern und halten es aus, dass unser „Wohn-, Schlaf- und Badezimmer“ gerade einmal so groß erscheint, wie einer der Wohnzimmer-Sitzplätze vor dem Kamin eines dieser Fifthwheeler, die unter normalen Umständen von 400 bis 450 PS Trucks gezogen werden.
Es deutet sich an, dass es sich bei diesen Campern von überall aus den nördlichen Staaten der USA angereisten Rentnerpaaren um leidenschaftliche Angler und Fischer handelt, die kurz nach Sonnenaufgang mit ihren mehr oder wenig großen oder kleinen Booten aufs Wasser verschwinden und sich kurz vor Sonnenuntergang bei ihren Frauen wieder an den Tisch für’s vorgefertigte Dinner setzen.
Sonnenuntergänge sind für sie nicht mehr als der Zeitpunkt, zu dem sie ihre Boote aufs Trockene ziehen. That’s it!
Ich dagegen kann es kaum erwarten, ob und wenn ja, die Sonne sich durch die heutigen riesigen Wolkenschichten schieben wird. Dazu ist der Angelsteg ein wunderbarer Ort.
Eigentlich bin ich davon ausgegangen dass es das war mit dem Sonnenuntergang…
und ich mich gemächlich in meine allabendliche Außenbordküche zurückziehen kann; ist doch ein bisschen kühl geworden… Das Turkeyground (Truthahnhack) brät schon, mit Zwiebeln reichlich gesegnet, bevor die Champignons ihr Wasser an die Pfanne abgeben, köstliches Aroma entfalten und anschließend mit dem Hackfleisch zusammen, mit creme fraiche aufgemotzt, ein köstliches Mahl auf den Kichererbsen-Nudeln ergeben.
Doch dann:
kehrt die Sonne scheinbar noch einmal zurück. In der Realität sind es „nur“ ihre Lichtreflexe in den unterschiedlichen Wolken- und Wasserspiegeln.
Video:
What a dramatic scene!
Als ich las ……….die Champignons ihr Wasser ……… dachte ich erst “ jetzt kommt der Champagner “ ,
aber dann war ich doch wireder bei meinem Bruder , der mir immer noch etwas bodenständig in Erinnerung ist , und ich war wieder ganz beruhigt . Nur das Wasser , das mir im Mund zusammenlief , hat mich daran erinnert , dass ich noch etwas zu Mittag zu mir nehmen sollte .
Danke , guten Appetit und eine gute Zeit .
Euer Alfred .
conyan lake muß es heißen, lg sama
OK! Oder doch lieber CAnyOn Lake zwischen Austin und San Antonio?
Danke für Euren Kommentar. Die Musik und diese Lichtkontraste können wir nicht aufhören zu sehen/hören.
Liebe Grüße
Reiner mit Vero
hi ihr beiden, danke insbesondere für das wunderschön vertonte video! wir stehen am canon lake nahe austin und sind auf dem weg zur mexikanischen grenze. werden irgendwann auch in tucson vorbei kommen. wir melden uns noch per pn. lg sama