Nachtrag
Es war Freitag, der 24. Januar 2020, ca. 11:30 am:
Wir sind auf dem Weg nach Homosassa, es passiert an einer der ungefähr 20 Florida-ALDI’s: Jedenfalls warte ich im Auto, als sich mir ein Paar nähert, Scheibe runter gekurbelt,
Sie begrüßen mich mit „Hi mitdersonnereisen!“
Ich bin völlig perplex… aber ich kenne sie irgendwoher! Dann sagen sie mir ihre Namen: „Melanie und Sven“!
Sie müssen nichts mehr sagen:
„Ihr seid aus Lüttich, Belgien! Wir haben uns 2016 auf dem Weg zum Big Bend State Park in Texas getroffen!“ YESSS!
Bis Vero aus dem Aldi zurückkommt, ist unserer aller Geschichte während der letzten fast vier Jahre in den wesentlichen Zügen erzählt. Sie erkennt die Beiden sofort wieder!
Wir haben uns seinerzeit für ein paar gemeinsame Tage im Big Bend State Park verabredet. Sind uns aber abhanden gekommen.
Nach einer halben Stunde schier endlosem Woher? Wie geht`s Euch? Wohin fahrt Ihr weiter? und einem selbstgebackenen Melanie-Brot, dass uns hinterher wunderbar geschmeckt hat!!! trennen wir uns.
Wir wünschen Euch weiterhin eine gute Lebenszeit, passt auf Euch auf… Wer weiß, wo wir uns wann wiedersehen!!!
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Der „Pfannenstiel“ Floridas war uns von unseren ersten beiden Reisen her schon sehr bekannt, sagen wir mal: abgegrast, um nicht zu sagen abgereist…
Die immer gleichen Strände des Golfes von Mexico müssen wir nach unserer heutigen Einschätzung nicht noch einmal besuchen.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…
Denn für eine weiter nördlich verlaufende Reiseroute macht uns jetzt das Wetter, wenig „mit der Sonne reisen“- würdig, einen immer wieder unplanbaren Regen- und Windstrich durch die Rechnung.
Die Nachttemperaturen sollen auf bis zu 0° C runter gehen!
Sie wären zwar mit unserer Heizung auszuhalten, aber der immer wieder uns langsam aber sicher klamm machende Regen dringt nicht nur in unsere Klamotten ein, sondern wird gemäß Wettervorhersagen für die nächsten 14 Tage auch für massive Überschwemmungen dort sorgen, wo wir eigentlich hin wollen und noch weiter:
Von Süden nach Norden, von Florida über Alabama → Tennessee → ins Quiltmuseum und zu den Murals nach Paducah, Kentucky und von dort aus über Arkansas → Oklahoma nach Dallas, Texas → zum Dallas Petanque Club.
Das wären mehrere Fliegen mit einer Klappe!
Nicht nur Vero hätte eines ihrer Lieblingsziele, das Museum mit der Geschichte der Quilts in Nordamerika sehen können, sondern auch für mich würden die historische Motive darstellenden berühmten Wandgemälde am Ufer des Ohio Rivers Wirklichkeit .
Darüber hinaus, um unsere Nordamerikareisen der letzten 5 Jahre fast komplett werden zu lassen, hätten wir eine große Lücke unserer stickerbesetzten Landkarte der USA auf der Seitenwand unseres WoMo’s schließen können.
Wir wollen diese Wetterbedingungen nicht haben.
Hätte, hätte, Fahrradkette…, wer weiß, wofür es gut ist!
So wird es, wie sich schlussendlich herausstellt, eine fast genauso kalte und nasse dritte Route am Golf von Mexico entlang. Wer steckt schon in den Wettervorhersagen drin!
Di. 28. – Mi. 29.01.2020 Panacea RV Park, Panacea FL
18/5°C, windig, nachts Regen
Am nächsten Tag sehen wir in Carrabelle FL mal wieder die kleinste Polizeistation der Welt, Superlative wie immer!
Unter den oben beschriebenen Wetterverhältnissen entstehen unsere Fotos nicht wirklich oft von außerhalb unseres Autos…
Do. 30. – Fr. 31.01.2020 St. George Island State Park, Gulf Beach FL
17/4°C, gefühlt 10° oder saukalt
Die State Parks befinden sich an diesem Teil der Golfküste wie Perlen an einer Schnur aufgereiht. Immer am Ende sehr schmaler, langer sandiger Inseln.
Es gibt dort meist nichts, außer Sand, Palmen, Fichten, Boardwalks und Übernachtungsplätze für Wohnmobile, Wohnwagen und Zelte. Strom und Wasser an der jeweiligen Parzelle und Dumpstations für Abwasser zentral meist am Anfang des Platzes…
Herrlich natürliche Flecken am jeweiligen Ende der vorher zu durchquerenden Konsum- und Hochhauswelt!
Bei diesem Wind zieht selbst der Reiher den Kopf ein…
Er bläst über den Strand und nimmt mit voller Kraft den Sand mit, wohin auch immer.
All diese State Parks, aber besonders der auf St. George Island sind sehr gefragte Outdoor-Freizeit- und Übernachtungsorte.
Deshalb müssen wir jede Nacht rechtzeitig im voraus reservieren.
Wir überqueren mehr als eine Brücke oder was sie hier Brücken nennen. Die Straßenbauer haben dem Meer oft über mehrere Kilometer hinweg betonmäßig ein Schnäppchen geschlagen. Meist geht es großzügig zweispurig (plus Stand- oder Emergency Lane) auf die vorgelagerten Inseln und genauso wieder zurück.
An dieser Stelle verändert sich mal wieder unser Tag…
Das Navi zeigt einerseits, dass wir noch 69 Kilometer zu fahren haben, andererseits aber auch, dass unsere Ankunftszeit und die Realzeit für einen kurzen Moment identisch sind.
Wieso ausgerechnet hier könnten uns nur die Wissenschaftler aus Greenwich UK sagen, die ehemals die Zeiteinteilung auf unserer Erde vorgenommen haben.
Weil wir ihre Entscheidung aber wie unser Navi kritiklos übernehmen, werden wir ab sofort eine Stunde mehr von diesem Tag haben und ist es in Deutschland nicht sechs Stunden später, sondern sieben!
By the way: Unsere Route führt uns durch Mexico Beach FL, einem direkt am Golf liegenden eigentlich wunderbaren Ort mit vielen schmucken Häuschen, Hotels und Unterkünften für viele Touristen.
Aber wir sind erschrocken über die immer noch sichtbaren erheblichen Schäden der Hurrican Saison von 2019 an Häusern, Zäunen, Unterständen, Bäumen und Hecken.
Wir sind froh, dass wir zu dem Zeitpunkt nicht hier gewesen sind.
Inzwischen verlässt uns die Sonne und der Regen wird zu unserem Dauerbegleiter…
Fr 31.01. – Sa. 01.02.2020 St. Andrews State Park, Panama City FL
12/2°C, Sonne, kalt, trockene Luft, Spaziergangwetter
Die Schlechtwetterzeit scheint vorüber zu sein. Als wir in St. Andrews State Park ankommen, sind die letzten Pfützen getrocknet. Je später der Abend, umso stärker verziehen sich die Wolken mit ihrer nassen Füllung, aus ersten blauen Zwischenräumen werden große Flächen sonniger Bestrahlung in hoffnungsvollen Blautönen.
Wie schön, dass ich ohne großes Nachdenken unser Abendessen wieder draußen bruzzeln kann…
…und uns der nächste Morgen die Möglichkeit zu einem wunderschönen Strandspaziergang bietet:
Wir sind unterwegs nach Seaside FL. Ein ganz besonders elitärer und kurortähnlich sich farblich extrem zurückhaltender Ort, in dem ich hoffe, wie schon während unserer letzten Reise, auf dem direkt am Strand liegenden Bouleplatz ein Spielchen mit den Clubmitgliedern machen zu können.
Meine Erkundigungen nach den Spielzeiten auf dem gleich nebenan liegenden Platz sind aber leider nicht von Erfolg gekrönt. Trotz mehrmaliger Versuche treffe ich nur auf Angestellte hinten den Tresen der verschiedenen Bars und Restaurants, die sich zwar freundlich mit mir unterhalten, sich aber als total unwissend erklären, wenn ich auf eine konkrete Antwort hoffe…
Keine Chance! Aus dem Spielversuch wird ein Spazierversuch kreuz und quer durch das Städtchen mit umgehängter Boule-Tasche im Gesamtgewicht von mehr als 5 kg…
So. 02.02.2020 Grayton Beach State Park, Santa Rosa Beach FL
17/5°C, stahlblauer sonniger Himmel, Handschuhkälte
Das Wetter bleibt uns wohlgesonnen, auch wenn sich die Temperaturen durch schneidenden Wind zumindest am Meer so anfühlen, als lägen sie nahe dem Gefrierpunkt. Der Vorteil: die Luft ist arktisch klar und trocken, sie vermittelt eine fast euphorisch positive Stimmung…
Was bietet sich mehr an als eine Wanderung ans Wasser des Golfes.
Der Strand, sich kilometerweit ausbreitend, erscheint uns tatsächlich wie unberührbar. Einen Fuß vorsichtig vor den anderen setzend, quietschen wir durch den Sand und genießen die Stille und Lautlosigkeit ohne weitere menschengemachte Geräusche.
Die vornehmen und gleichzeitig einladenden Farben der Natur zeigen uns, wie wir uns als Gäste in ihr zu verhalten haben.
Nachdem wir wieder auf unserem Patz angekommen sind, erwartet uns Besuch… Jetzt kann ich unmöglich meine Kugeln durch die Gegend schmeißen!
Durch die lauten und belebten Ferienorte auf dem Festland erreichen wir Fort Pickens über die nächsten beiden Brücken.
Mo. 03. – Do. 06.02.2020 Fort Pickens Campground, Gulf Breeze FL
14/1°C, Gewitter, Sturmböen, Überflutung, Mi. abgefahren, vor der 8 km langen Brücke wegen Gefahr von Wasser- und Windhosen jedoch umgedreht und Platz um eine Nacht verlängert
Der Beschreibung der Wetterverhältnisse und der daraus entstandenen Konsequenzen zum Trotz haben wir uns in Fort Pickens Campground sehr wohl gefühlt. Wir können im Nachhinein von Glück sagen, dass wir wegen des Sturms noch einen Tag länger geblieben sind.
Denn meine dadurch möglich gewordene kleine Wanderung, diesmal nicht zum offenen Wasser hin, sondern zur Festlandsseite hin, stellt sich als Besuch eines menschenleeren Kleinods heraus:
Keine Menschenseele, kaum Wellen, eher zurückhaltendes Schaukeln der Wasseroberfläche lädt mich zum Ausruhen auf einer der kleinen Dünen ein und bietet mir die Gelegenheit zu fühlen, wie dankbar ich dafür bin, dass wir es mal wieder geschafft haben, unseren Lebensblick mutig nach vorn zu richten und ich mich besonders glücklich darüber fühle, dass meine „Bedenkenträgerschaft“, ein so fest eingefressener Bestandteil meiner inneren Verfassung, sich immer weniger manifest in mir bemerkbar macht.
Anschließend nutzen wir noch die Gunst der Sonnenstunden zu einer Fahrradtour zum Strand.
Diesmal ganz ohne weitere Worte…
Sitting in the sand of the bay…
Wieder einmal ganz tolle Bilder. Ehrlich gesagt, ich bewundere Euren Unternehmungsgeist und wünsche Euch weiterhin alles Gute.
Grüße von Detlef Knüppel aus Ostwestfalen.
Hallo Detlef, danke für Deinen Kommentar.
Inzwischen haben sich die Zeiten geändert, Reisen ist im Moment nicht mehr.
Hoffen aber, dass wir es bis August d.J. gut an den Atlantik schaffen und dann zurück nach D.
Dir alles Gute, mit lieben Grüßen
Reiner
Hallo ihr beiden,
euer letzter Blockbeitragstag deckt sich mit unserer Ankunft aus Costa Rica. Wir bedauern nicht, das scheußliche Wetter damals verpasst zu haben;-)
Einige besonders gelungene Fotos habe ich auch wieder bestaunen können.
Nun – inzwischen sind wir im Wüstengebiet von Texas und die Temperaturen sind auch schon mal im einstelligen Bereich… Wir reisen mit der Sonne, nur die Temperaturen hinken etwas hinterher.
Bin gespannt, wo sich unsere Wege wieder kreuzen.
Wir sind ja gut vernetzt, es wird schon…
glg manfred
Wieder wunderbare Eindrücke , wenn auch machmal offensichtlich bei ostwestfälischen Temperaturen.
In Seaside FL hast du sicher mal gemerkt , dass auch ein hobby zur Last werden kann . Aber du bist ja ein starker Mann , mit manchmal schon fast philosophischen statemants ,; toll .