18.04.
Heute hat meine Liebste, die jeden Tag jünger aussieht, Geburtstag und spontan haben wir uns entschlossen, doch nicht „zuhause“ zu essen, sondern die Kochkünste von David, dem Pizzabäcker im Pizzeria-Café des Campings in Anspruch zu nehmen.
In der warmen Nacht fand unser rosè und rote Wein den Weg über den Strand zu unserem Bett.
Aber jetzt, am nächsten Morgen gehts heimwärts, aber glaubt bloß nicht einfach so!

Alles ist zeitlich, will sagen „pullover- oder jackengenau“ mittels http://www.ravelry.com, IPad-Kalender und Goole-Maps durchgeplant.
Unsere Stellplatzstationen dienen nämlich einem übergeordneten, sozusagen strategischem Ziel, besser gesagt, Zielen.
Wollevorrat wird jetzt weltweit angelegt. Da kann ich schon froh sein, dass Vero im Moment nur mit Deutschland plant:
Also konkret, die Stä(d)tte(n) unserer jeweiligen Aufenthalte heißen „Strickpunkt“ in Murnau, „Wollmeise“ (wozu ich immer Blaumeise sage) in Pfaffenhofen, „Mercerie“ in München und „Umgarnt“ in Coburg. So weit sind wir im Moment.
Ihr seht, für mich gibt es also diverse neue „Café-Erlebnisse“ der zeitung- und bücherlesenden Art, die ich sehr und in Ruhe genießen werde.
Ach ja und bestimmt die eine oder andere Wolleverkäuferin, die völlig überflüssiger Weise Mitleid mit mir heucheln wird, mir einen extra für männliche „Zwangsbegleiter“ in der Ecke stehenden Besuchersessel und wenns hoch kommt, mit verständnisvollem Lächeln „Zeitvertreib-Entschuldigungs-Kaffee“ anbieten wird. Getreu dem unausgesprochenen Motto: „Bitte lassen sie ihre Frau noch ein bißchen hier, das hilft mir!“
Nebenbei sei bemerkt, dass Vero die Ziele:
– Degernau mit dem dortigen Wohnmobilstellplatz von Fam. Abel (siehe das Bild mit blühenden Gräsern in einem unserer ersten Beiträge),
– München mit unserem Besuch bei Ute und Rainer und
– Dorf in der Schweiz, wo wir Tina, Holger, Max und Tim besuchen wollen, .
auch noch passgenau „eingestrickt“ bekommen hat!
…und dass, obwohl ihr der 1.Mai, an dem alle Wollegeschäfte geschlossen haben, fehlt.
Die frischen 18 Grad Wassertemperatur gleicht die Sonne mit 10 Grad mehr Luftwärme wieder aus und das ist ideal.
Also morgens nach dem Aufstehen, mittags vor und um fünf nach dem Boule eine „Frischeexplosion“ für Körper und Geist.
Aber wir wollen natürlich nicht größenwahnsinnig werden: ohne das Meer mit seinem ewigen Rauschen (und nicht zu vergessen, seiner feucht-salzigen Luft, die Veros Haut einfach gut tut) wäre unser Genuss nicht vollständig.
Jetzt sind’s noch zwei Tage, dann packen wir ein und fahren für dieses Mal konsequent nach Norden.
Heute morgen ist Markttreiben in Oliva, mitten auf der schattigen Promenade.
Da müssen wir unbedingt hin. Rad unter den Hintern:
Die Erdbeeren sind inzwischen viel süßer als noch im Februar und auch an den saftigen Orangen, der langgezogenen grünen Paprika, den sooo geschmackvollen Tomaten können wir nicht dran vorbei.
„Nehmt doch euer Frühstück in der kleinen Markthalle ein!“ sagt uns unser Magen.
Welche Bedeutung wohl diese getrockneten, „künstlerisch“ gestalteten Palmzweige haben? Kitschig finden wir sie, aber vielleicht denken das Spanier über unsere Ostersträuße auch?
und nicht zuletzt: Beine hochlegenlangsam wegdösen, wieder aufwachen, weiterlesen oder stricken,
Nachmittags Boule spielen
anschließend nach dem Duschen einen gemeinsamen Spaziergang am kilometerlangen Strand hin und zurück.
Da braut sich was zusammen?
Also, alles bestens, haben uns mit einem „Mercadona“- (spanische Supermarktkette) Einkauf auf unsere nächsten Tage auf dem Kiko-Camping vorbereitet und uns in Ruhe einen schönen Standplatz ausgesucht.
Vero hat mich mit KAS-Limon, meiner Lieblingslimo in der Wärme und frischen Madeleines (Gebäck in Ermangelung meiner geliebten portugiesischen Bolos d’Arrozz) versorgt.
Es ist inzwischen warm, wirklich warm geworden, so dass uns die Markise tagsüber kühl und abends warm hält.
Ansonsten fühlen wir uns so, wie wir es uns gewünscht und es erwartet haben: sehr wohl.
Jetzt gehts erst einmal zum Strand, dort weht wenigstens ein kleines Lüftchen und die Wärme lässt sich jetzt um halb eins dort besser aushalten. Und um drei, na was wohl?
So vergeht die Zeit durch den Regen mit Fahren, Tanken umd Einkaufen und dem spontan gefassten Entschluss, einen Umweg nach Südosten, ans Mittelmeer Richtung Vera, zum dortigen Wohnmobilpark „Oasis al mar“, den Vero schon zuhause im Netz ausfindig gemacht hat, zu fahren.
Wir hätten es fast bereut, nicht wegen der verwegenen, brutal karg-felsigen Einöde der Gebirgslandschaft in der „Desierto de Tabernas“, die ganz offensichtlich nicht nur uns als Filmkulisse für klassische Western wie geschaffen vorkam.
Gleich zwei „Hollywood“-Studiogelände, in denen tatsächlich amerikanische „Cowboy- und Indianermärchen“ gedreht wurden und werden, werben großplakatig um busreisende neugierige Gruppenreisende, die sich den Flair des Westernabenteuers gegen cash vorspielen lassen.
Staubbedeckter, kakteenbestandener Parkraum steht in ausreichendem Maße zur Verfügung.
So stellen wir uns vor, muss es möglicherweise auch in New Mexico aussehen und denken dabei an Erna und Manfred, die sich für mindestens eine Woche an den Rio Grande verabschiedet haben…
Wir jedenfalls hätten es fast bereut, hierher gefahren zu sein, weil die Zufahrtsstraße kurz vor unserem Ziel, die offiziell gesperrt war (aber was heißt das schon in Spanien), unter anderem ein Schutthaufen auf der Straße sollte das wohl symbolisieren, für mich als eine Herausforderung erschien, sie trotzdem zu meistern.
Vielleicht aber auch, weil dazu kam, dass wir diesen Platz mit unserem eigentlichen Ziel, dem Kiko-Camping Oliva, verglichen und dadurch einfach nur enttäuscht waren.

Wir haben in den letzten beiden Monaten viele schöne Orte gesehen, aber hier umfängt uns eine Aura, die mit nichts zu vergleichen ist:
Die einzigartigen Blickfänge, Laute und Düfte im pulsierenden Leben dieser Stadt lassen die uns zur Verfügung stehenden Sinne immer wieder ungläubig erstaunen.
Die zahllosen Ensembles der prachtvollen, hunderte von Jahren alten, Respekt einflössenden Gebäude, dass durch sie und ihr Umfeld entstehende herrliche Farbenspiel betört die Augen, sogar noch in der Dunkelheit, die keine ist, weil sie überall und immer wieder durch kunstvolle Belichtung unterbrochen wird und ihre Ziele ins beeindruckende Licht setzt.
– die gut gelaunten flanierenden, draußen bei Wein und gutem Essen sitzenden Menschen aller Nationalitäten mischen sich mit vielen Einheimischen.
Gaukler, Pferdekutschenlenker und Musikanten nutzen die nächtliche Stadt auf ihre Weise als Einnahmequelle.
Die verliebten Gitarrenmelodien lassen uns genauso innehalten, wie die von mindestens achzig – hundert jungen Menschen im verzögerten Marschschritt gespielten langsamen getragenen Trommel- und Trompetenmarschklängen, denen unsere Ohren am Ufer des Guadalquivir lauschen.
Sie üben für die großen Prozessionen der bevorstehenden Semana Santa (der Osterwoche) in Sevilla.
Wir haben uns die Tapas, die wir im Duft von Orangenblüten vor den prachtvollen Straßenrestaurants genießen, unterbrochen durch einen Spaziergang, regenbeleidigt, verdient,
die Patatas Bravas con Mojo, die Fleischbällchen in geschmackvollem Dipp, die gebackenen Calamares, die Paella marisco, die Tortillitas de Gamba und natürlich den Tinto, der alles begleitet, bevor ein Cortado für mich die Zunge endgültig zufrieden stellt.
Als wir um halb elf die bellenden Hunde vor dem Eingangstor des WoMo-Stellplatzes vorsichtig hinter uns haben, können wir die nackte Flutlichtöde der umzäunten und betonierten Realität nur schwer ertragen.
Aber vielleicht lassen wir uns morgen noch einmal von dieser besonderen Stadt einfangen…
So viel zu den gewachsenen Beziehungen und der boulebedingten „Völkerverständigung“!
Ansonsten stellen wir fest, dass Vero und ich bei unberechenbarem längerfristigem Regenwetter (jetzt schon den dritten Tag) keine „ausdauernden“ WoMohocker sind.
Wir hauen ab, wollen trotz der schlechten Wetterprognose noch weiter westlich nach Lagos und Burgau kurz vor Sagres und dem Cabo Vincente.
Vielleicht haben die Wetterfrösche sich ja vertan.

Die Strände bei Lagos mit den herrlichen, aus dem Wasser ragenden „nadeligen“ Felsen, machen uns zwar an ein köstliches Sonnenbad zu genießen, aber der Hauptakteur, die Sonne spielt tatsächlich nicht mehr mit.

Die Prognose, der Regen habe sich die Algarve für die nächsten Tage zum Gießparadies ausgesucht, stimmt!

Genau, deshalb schreiben wir auch nur über solche Ereignisse, die alltäglich passieren:
– Die Sonne hat uns belohnt ohne Ende und mein Boulespiele war unvergesslich gut. Habe mich offensichtlich in die Bahnen gut „eingelesen“.
– Auf die Räder geschwungen und die Strandpromenade auf Fotoobjekte und gute Restaurants hin abgesucht. Hinsichtlich der Bilder sind wir fündig geworden.






Jetzt hat uns die Algarve wieder und mit ihr auch der uns schon vor zwei Jahren lieb gewordene Parc de Campismo Armacao de Pera.
Dazu kommt, dass die Übernachtung mit allem zipp und zapp, also auch inklusive schon geöffnetem Schwimmbad (sauberes 25m Becken) unschlagbar ist:
Sie muss sich erstmal ihre Position gegenüber der in Oliva verdienen.
Im Übrigen fand ich im Anschluss an meine erste sportliche Betätigung sofort eine zweite: drei Bahnen Brustschwimmen im herrlich erfrischenden Wasser des Schwimmbades (…sooo kalt).
Haben gelesen, dass es nahe dem Naturpark Donana direkt an den Stränden der großen atlantischen Bucht von Cadiz noch zwei, drei schöne Campingplätze geben soll. Das hört sich echt verlockend an. 
Aber nach dem Frühstück werfen wir erst noch auf dem Weg dahin, an Sevilla vorbei (schluchzzz), anders geht es nicht, einen Blick nach El Rocio rein.
Eine verwunschene, rein äußerlich an eine Westernstadt erinnernde, Kulisse einer Stadt mit sandigen, unbefestigten Straßen,


In Wirklichkeit ist es aber eine durch und durch katholisch, klerikal geprägte Stadt, deren meisten Häuser sich im Besitz spanisch-katholischer Bruderschaften befinden und die nur jährlich einmal zu Pfingsten irgendwie zum bedeutsamen Leben erwacht, wenn dem „Lesennach“ mehr als eine Millionen Gläubige über eine genau festgelegte Route von und zur prachtvollen Kirche des Ortes prozessieren.
Für uns unvorstellbar, wo die alle bleiben und was die sich hier erhoffen.
Aber vielleicht dienen die oben angesprochenen Häuser während dieser Tage ja als Unterkünfte für die aus allen Richtungen Spaniens anströmenden Pilger und die Teilnahme an der Prozession als „Sündenvergebungsritual“.
Die nun folgenden Kilometer (so zwischen 70 und 80) in der Mittagshitze immer stur nach Westen auf einer schnurgeraden, ohne jegliche menschlichen Behausungen in Sichtweite, geben uns einen kleinen Vorgeschmack auf die Weiten, die uns in USA erwarten werden:
hier jedenfalls ermüdend…